Tecklenburg: „Miami Nights“, Marcus Haseloff und Alex Balga

Das Tanzmusical Miami Nights feierte seine Uraufführung im März 2002 im Düsseldorfer Capitol Theater und wurde als eine Hommage an die Tanzfilme der 80er-Jahre entwickelt. Entsprechend setzt man auch musikalisch auf die Musik dieses Jahrzehnts, indem u. a. Hits von Gloria Estefan, David Bowie, Madonna, George Michael, Wham, Cyndi Lauper, Whitney Houston, Duran Duran oder Bonnie Tyler verwendet werden. Auch What a Feeling aus dem Filmerfolg Flashdance fehlt nicht. Darüber hinaus werden immer wieder geschickt bekannte Zitate aus weiteren Tanzfilmen in die Songs eingestreut, was wirklich sehr charmant daherkommt.

© FreilichtspieleTecklenburg / Drewianka

Zur eigentlichen Handlung sind nicht viele Worte notwendig: Der Turnier-Tänzer Jimmy Miller überwirft sich mit seiner langjährigen Freundin und Tanzpartnerin Jessica Diamond, nachdem diese für den Sieg beim Miami-Nights-Dance-Contest zu unsportlichen Mitteln gegriffen hat. Kurz darauf lernt Jimmy die Kubanerin Laura Gomez kennen, die in der Regel beim Dance-Contest Popcorn an die Zuschauer verkauft. Beide verlieben sich ineinander und Laura zeigt Jimmy die für ihm fremde Welt der Salsa-Rhythmen. Der Plan, zukünftig gemeinsam als Tanzpaar beim Wettbewerb anzutreten, stößt erwartungsgemäß weder bei Jimmys Mutter noch bei seinem Trainer auf großes Verständnis. Auch Lauras Bruder Emilio ist wenig angetan von dem amerikanischen Showtänzer. Nachdem sich auch noch Jessica Diamond und Jimmys Erzrivale Roy Fire zusammengeschlossen haben, brechen die Intrigen und Machtkämpfe hinter den Kulissen erst richtig los. Dies alles bildet die Grundlage für einen unterhaltsamen Abend, der statt tiefgreifender Story auf Humor und gute Laune setzt. Für einen netten Abend in der freien Natur, auf einer der schönsten Open-Air-Bühnen Deutschlands, nicht unbedingt die schlechtesten Voraussetzungen.

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Die Neuinszenierung von Werner Bauer bringt den Humor der Geschichte treffend auf die Bühne, ein Highlight ist hierbei sicher gleich zu Beginn des Abends die Stelle, in der Jessica zu Bonnie Tylers Hit Holding Out for a Hero nach einem neuen Tanzpartner sucht und die Helden hierbei sehr wörtlich genommen werden. Das Bühnenbild von Jens Janke stellt die zwei Welten von Downtown Miami und Little Havana ganz wunderbar nebeneinander, wobei insbesondere Little Havana zu einer der schönsten Bühnendekorationen der letzten Jahre gehört, die für die kleinere linke Seitenbühne in Tecklenburg gebaut wurden. Auch die Kostümbildnerin Karin Alberti, die sich seit 15 Jahren für die Kostüme in Tecklenburg verantwortlich zeichnet, durfte bei den diversen Tanzkleidern wieder aus dem Vollen schöpfen. Für die vielen Choreografien des Stückes zeichnet sich Till Nau verantwortlich.

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Musikalisch leitet Giorgio Radoja das Liveorchester der Freilichtspiele Tecklenburg souverän durch den Abend. Die Darsteller sind allesamt mit viel Spielfreunde bei der Arbeit. Besonders hervorzuheben ist bei dieser Produktion Christian Schöne als Roy Fire. Immer wieder in wichtigen Nebenrollen brillant, kürt er in Miami Nights den exzentrischen und sein wahres Alter etwas leugnenden Tänzer zur heimlichen Hauptrolle des Abends. Dabei gelingt ihm auch das Spiel mit dem Publikum ganz wunderbar. Gesanglich präsentiert er sich wie immer auf starkem Niveau. Dies gilt allerdings für die gesamte Cast des Abends. Andrew Chadwick (Jimmy) und Katia Bischoff (Laura) geben ein harmonierendes Paar ab. Rachel Marshall spinnt als Jessica geschickt ihre bösartigen Intrigen, während Lucas Baier als Emilio seine „kleine Schwester“ Laura um jeden Preis schützen möchte. Wunderbar auch das Schauspiel von Brigitte Oelke als Jimmys Mutter und Martin Pasching als Tanztrainer Mister Bob, der so gerne der nächste Präsident des Tanzfestivals werden würde. Auch die weiteren Nebenrollen und die Darsteller und Darstellerinnen des Ensembles wissen zu gefallen, was das sehr zahlreich anwesende Publikum am Ende lautstark honorierte.

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Bei Miami Nights erwartet den Zuschauer ein poppiger Musicalabend mit einer recht seichten und vorhersehbaren Story, die allerdings unglaublich viel Spaß macht und die rund 165 Minuten wie im Fluge vergehen lässt. Eine wunderbare Regie mit vielen bunten Bildern sowie die bekannten Songs aus einem musikalisch spannenden Jahrzehnt, lassen den Zuschauer teilhaben an dem besonderen Flair der 80er-Jahre, welches diesen Sommer in Tecklenburg zu erleben ist.

Markus Lamers, 30. Juli 2023


Miami Nights
Tanzmusical von Marcus Haseloff und Alex Balga

Freilichtspiele Tecklenburg

Premiere: 21. Juli 2023
Besuchte Vorstellung: 28. Juli 2023

Inszenierung: Werner Bauer
Choreografie: Till Nau
Musikalische Leitung: Giorgio Radoja
Orchester und Chor der Freilichtspiele Tecklenburg

Weitere Vorstellungen: div. Termine bis zum 10. September 2023

Trailer