Bonn: „Die Odyssee“, Ketan Bhatti

Die Sprechoper Die Odyssee wird im Schauspiel Bonn am 10. September 2025 uraufgeführt. In diesem Jahr legt der indische Komponist, Musiker und Beethoven Fellow Ketan Bhatti in Kooperation mit Dirigent Dirk Kaftan und dem Beethoven Orchester und Regisseur Simon Solberg und dem Theaterensemble Bonn seine Sprechoper „Die Odyssee“ vor, die eine der ältesten Dichtungen überhaupt aus dem siebten vorchristlichen Jahrhundert aufgreift.

© Matthias Jung

Die Beethovenfest Fellowship ist ein Konzept, bei dem Komponisten, Künstler und im weitesten Sinne Musikschaffende einen Freiraum für innovative Projekte bekommen. Das Ergebnis der Projekte wird beim Beethovenfest dem Publikum präsentiert. Gefördert wird das Konzept vom Kulturministerium NRW, der Stadt Bonn, dem Beethovenfest, vertreten durch seinen Intendanten Steven Walter, und vom Beethoven Orchester der Stadt Bonn.

Man kann erwarten, dass die Umsetzung durch Schauspieler des Bonner Ensembles, musikalisch illustriert durch Musiker des Beethoven Orchesters, ergänzt durch einen Synthesizer und zwei weitere Instrumente aus anderen Kulturkreisen, eine ganz neue Form des Theatererlebnisses schaffen wird. Die szenische Umsetzung im Schauspiel Bonn ist wohl das bisher spektakulärste Ergebnis einer solchen Fellowship, denn sie führt die getrennt agierenden Sparten Oper und Schauspiel wieder zusammen. Dabei ist schon immer gutes Theater von entsprechender Bühnenmusik kaum zu trennen, die allerdings eher dienende Funktion hat.

Dirk Kaftan, dessen Vertrag als Bonner Generalmusikdirektor am 8. September 2025 bis 2032 verlängert wurde, und das Beethoven Orchester sind für innovative Formate, wie gemeinsame Konzerte mit der Karnevals-Rockband Brings, und Konzerte im Basecamp bekannt. Diesmal hat der in New Delhi geborene Komponist und Musiker Ketan Bhatti als Fellow des Beethovenfests den Kompositionsauftrag bekommen, die Odyssee, die der griechische Dichter Homer um 700 vor Christus nach verschiedenen mündlichen Überlieferungen aufgeschrieben hat, für sprechende Schauspieler und innovativ besetztes Orchester umzusetzen. Der Text wurde dabei im Probenprozess mit Regisseur Simon Solberg weiterentwickelt, wie das beim Schauspiel häufig geschieht.

Das zu Grunde liegende historische Ereignis, der trojanische Krieg, hat vermutlich zwischen dem 13. und elften vorchristlichen Jahrhundert stattgefunden und wurde von fahrenden Sängern, die es in Form von Heldensagen (Odyssee) und Familientragödien um Agamemnon, den Anführer der Griechen, und seine Kinder Orest, Iphigenie und Elektra in besonders betonter Versform, mit Begleitung durch ein Saiteninstrument deklamierten, überliefert.

Im 18. Jahrhundert erschienen deutsche Nachdichtungen wie die von Johann Heinrich Voß Im Jahr 1781, die die Dramatiker und Opernkomponisten zu großen Werken inspirierten. Il ritorno d´Ulisse in Patria von Claudio Monteverdi, 1640 in Venedig uraufgeführt, 1972 von Nikolaus Harnoncourt an der Mailänder Scala in historischer Aufführungspraxis präsentiert, führte eine Renaissance der frühen Barockopern an. Die Inszenierung von Bernd Mottl am 25. Februar 2012 im Kölner Palladium war ein großer Erfolg.

© Matthias Jung

Mir kommt da als Parallele Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ in den Sinn, bei dem der Komponist und Textdichter in einer Person Motive der nordischen Mythologie aufgegriffen hat, und bei dem das Orchester die Handlung kommentiert und dramatisiert. Wagners Wotan ist sicher ein viel komplexerer Charakter als der zu Grunde liegende oberste Gott Wodan oder Odin aus der nordischen Mythologie, denn an seinem Beispiel reflektiert Wagner das Problem der Legitimation von Herrschaft. Wagners „Ring“ ist allerdings durchkomponiert und erfordert sehr gute Sängerinnen und Sänger.

Man kann jedoch zu Recht erwarten, dass das altgriechische Epos, dessen Prolog in humanistischen Gymnasien auf Altgriechisch auswendig gelernt wurde, kritisch hinterfragt wird. So hat schon bei Monteverdi der Schwerpunkt der Odyssee nicht auf den konkreten Abenteuern und Listen des Odysseus gelegen, sondern auf seiner Heimkehr nach zehn Jahren Abwesenheit und der Entfremdung zwischen ihm und seiner treuen Gattin Penelope. Man kann in jedem Fall einen spannenden Theaterabend erwarten.

Ursula Hartlapp-Lindemeyer 15. September 2025

Besonderer Dank an unsere Freunde vom OPERNMAGAZIN


Die Odysee
Ketan Bhatti 
Eine Sprechoper für Schauspielerinnen und Schauspieler & Orchester
Schauspiel Theater Bonn

10. September 2025

Regisseur Simon Solberg
Dirigent Dirk Kaftan
Beethoven Orchester

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