Premiere: 02.10.2021, besuchte Vorstellung: 28.11.2021
Die Suche nach dem Heiligen Gral
Basierend auf dem Film „Die Ritter der Kokosnuss“ (Originaltitel: Monty Python and the Holy Grail) entstand im Jahre 2005 ein rund 2 1/2stündiges Musical, geschrieben von den Monty Python Mitgliedern Eric Idle und John Du Prez. Aus dem Film „Das Leben des Brian“ wurde zudem der populäre Song „Always Look an the bright side of Life“ entnommen. Der Titel „Spamalot“ sollte hierbei als Verbindung des Wortes Camelot mit einem recht bekannten Spam-Sketch der britischen Komikertruppe dienen. Angelehnt ist die Geschichte sehr frei an der Sage von König Artus und seinen Rittern der Tafelrunde. Zur Erinnerung: Wir schreiben das Jahr 932, König Artus ist erst gerade zum König der Briten gewählt worden und macht sich im Auftrage des Herrn auf die Suche nach dem heiligen Gral. Hierzu wirbt er einige lustige Gesellen an, die er zu seinen Rittern seiner runden, aber wirklich sehr runden Tafelrunde ernennt. Er kämpft sich vorbei am französischen Chateau, weicht mehr oder weniger erfolgreich einer fliegenden Kuh aus, besiegt das gefährliche Killerkaninchen mit Hilfe der „Heiligen Handgranate“ und kämpft sich mit seinem Diener Patsy durch einen großen und sehr, sehr teuren Wald. In Hagen besteht dieser im Übrigen aus einer kleinen rosafarbenen Kunststofftanne vom Weihnachtswühltisch. Am Ende wird dann nicht nur den Gral geborgen, sondern alle Ritter finden auch noch ihre wahre Bestimmung. All dies strotz nur so von Blödeleien in typischer Monty Python Manier, allerdings ist das Musical auch eine wunderbare und augenzwinkernde Parodie auf das Genre Musical als solches.
Das der Vorstellungsbesuch im Hagener Theater sehr unterhaltsam verläuft, ist auch der Inszenierung von Roland Hüve zu verdanken, dem es gelingt, eine eigene Fassung der Geschichte zu finden. Beschränkt man sich auf das reine Nachspielen von bekannten Monty Python Gags aus dem Film, wird Spamalot schnell zum Rohrkrepierer. In Hagen hatte das anwesende Publikum dagegen sichtbar Spaß an diesem herrlich schrägen Musical, da viele Gags durch gutes Timing genau ins Ziel trafen. Die ausgefallenen Kostüme von Lena Brexendorff wirken auf den ersten Blick noch etwas skurril, passen dann aber doch irgendwie gut ins Gesamtbild. Sehr schön ist auch die drehbare Burg als zentrales Bühnenelement, das immer wieder neue Spielräume öffnet und mit einer geschickte Aus- und Beleuchtung punkten kann. Gespielt wird die deutschsprachige Version von Daniel Große Boymann, bei der allerdings die Songs in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln verbleiben. Diese Variante ist sicherlich auch stehts eine Frage des persönlichen Geschmackes, denn mit Ausnahme von „Always look on the Bright Side of Life“ (was fast jeder im Original kennt) sind die deutschen Übersetzungen sehr gelungen. Anderseits kommt man durch die hierzulande seltener gespielten englischen Texte auch mal in den Genuss der Originalreime. „Male“, „Grail“ und „fail“ reimen sich im englischen nun mal sehr gut. Darüber hinaus werden die Übertitel an der ein oder anderen Stelle auch für einige zusätzliche kleine Gags genutzt. So ganz vertraut man den Englischkenntnissen des Publikums aber nicht, da zumindest wenige inhaltsreichere Stücke dann doch in der deutschen Übersetzung erklingen. Bei „Denn kommt es nicht vom Broadway….“ würden in der Originalversion wahrscheinlich zu viele Gags verloren oder zumindest nicht verstanden werden.
Taepyeong Kwak leitet das Philharmonische Orchester Hagen souverän mit Tempo und Präzision durch die Vorstellung. Auch bei der Besetzung kann die Hagener Inszenierung punkten. Rainer Zaun gibt einen überzeugenden König Artus mit einem ulkigem Haarhelm, Carolin Soyka darf dank ihrer Rolle als „Fee aus dem See“ stimmlich glänzen. Alle anderen Darsteller wie Matthias Knaab, John Wesley Zielmann, Alexander von Hugo, Florian Soyka und Richard van Gemert übernehmen mindestens zwei Rollen. In Erinnerung bleibt auch Maurice Daniel Ernst als Historiker, der die Zuschauer gleich zu Beginn in die Geschichte einführt und immer wieder mal mit seinem Rollator über die Bühne „saust“. Gesanglich auf hohem Niveau und mit viel Spielfreunde, haben sich alle Darsteller den langanhaltenden Schlussapplaus redlich verdient. Zu sehen ist diese Produktion im kommenden Jahr noch an drei Terminen im Theater Hagen sowie mit einem Gastspiel im Konzerttheater Coesfeld.
Markus Lamers, 01.12.2021
Fotos: © Björn Hickmann