Baden: „Maske in Blau“

Premiere am 20.1.2018

Unterhaltsam, schwungvoll und „voll Paprika“ ist die Neuinszenierung der „Maske in Blau“ von Fred Raymond, die am Samstag-Abend in Baden bei Wien -mit Oliver Ostermann am Pult – stattfand. Der neue Intendant Michael Lakner holte seinen Ischl-Nachfolger Thomas Enzinger als Regisseur und der orientierte sich an der Beliebtheit der „Gattung“ Musical und an der unspektakulären Karriere des 1900 in Wien-Landstraße geborenen Komponisten, der eigentlich Friedrich Raimund Vesely hieß und bis heute im Schatten von Lehar, Kalman und Stolz steht, obwohl er jede Menge „Ohrwürmer“ schrieb: oder haben Sie gewusst, dass Schlager wie „Die Juliska, die Juliska aus Buda- Budapest“ oder „Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren“ bzw. „Salzburger Nockerln, süß wie die Liebe“ von diesem österreichischen Musiker stammt, der als Jurist und Bankbeamter seine Karriere begann, ehe er über den Umweg Kabarett (mit Fritz Grünbaum) beim Tonfilm landete. Immerhin wurde nicht nur seine „Heidelberg“-Operette ein Mega-Erfolg: auch die 1937 in Berlin uraufgeführte „Maske in Blau“ oder die „Saison in Salzburg (UA 1938) gehörten in den 40er und 50er Jahren zum Standard-Repertoire der deutschen und österreichischen Operettenbühnen. Die Fachwelt ist sich jedenfalls in der Frage einig: war Fred Raymond ein Nationalsozialist oder nicht? Seine engen Beziehungen zu jüdischen Künstlern wie Fritz Löhner-Beda oder Fritz Grünbaum sprechen dagegen. Und der Regisseur Enzinger unterstreicht diesen Aspekt. Er „fettet“ die Hits aus der „Maske in Blau“ durch Titel wie „Mein Bruder macht beim Tonfilm die Geräusche“ oder „Ich habe das Fräul‘n Helen baden sehn..“ Die schwungvolle Show von Fred Raymond wird so jedenfalls zu einem Kapitel „zeitgeschichtliche Aufarbeitung“, zumindest dann, wenn man sich mit der Geschichte von Fred Raymond beschäftigt, der 54jährig in einem kleinen Ort am Bodensee einem Herzinfarkt erlag.

Die Handlung der „Maske in Blau“? Sie erzählt die Geschichte einer reichen lateinamerikanischen Grundbesitzerin – Evelyne Valera – und eines italienischen Malers – Armando Cellini – und spielt in San Remo bzw. in Rio Negro in Argentinien. Die beiden verlieben sich während sie Modell für ein Bild als „Maske in Blau“ steht und werden durch Missverständnisse, Intrigen und Eifersuchtsausbrüche beinahe an der Realisierung ihrer Zuneigung gehindert. Eine typische Operette eben! Im Stadttheater in Baden setzt man auf Tempo und Musik. Ein Conférencier – sehr witzig Jens Janke – erzählt die komplizierte „Story“ (Text Heinz Henschke/Günther Schwenn), die Dialoge werden so auf ein Minimum zusammengestrichen und die von Oliver Ostermann sehr schmissig dirigierte Musik erzielt vor allem in den vielen Tanz-Szenen ihre optimale Wirkung (Choreographie Alexander Grünwald). Die Ausstattung (Toto) setzt auf den Mode-Horizont der 50er und 60er Jahre.

Und die Besetzung? Sie ist solide, selten außergewöhnlich: Maya Boog ist nett und sympathisch, ihr Verehrer – der ukrainische Tenor Jevgenij Taruntsov – müht sich in der höheren Mittellage mehr als bei den Spitzentönen. Aber auch er ist freundlich und bieder. Mehr Temperament haben da schon das Buffo-Pärchen Uli Scherbel und Caroline Frank, sie tanzen und singen mit voller Hingabe! Und Uschi Plautz räumt beim Publikum als Gonzala mit einer aktualisierten Version von „Was nicht ist kann ja noch werden“ ab. Eindrucksvoll auch der „Bösewicht vom Dienst“: Stephan Paryla-Raky in der einzigen Sprechrolle des Pedro de Vargas.

Alles in allem: ein Abend mit Schwung und „Paprika“, bei dem einmal mehr auffiel wie engagiert das Orchester, der Chor und das Ballett des Stadttheaters sind: ihr Totaleinsatz überträgt sich letztlich aufs Publikum, das einen vergnüglichen Abend mit zeitgeschichtlicher Aufklärung verbinden kann!

Besonderer Dank an unseren Kooperationspartner MERKER-online (Wien)