Wolfsburg: Matthias Goerne

Vorstellung am 15.4.15

Liederabend

Im Rahmen der „Movimentos“-Festwochen der Autostadt in Wolfsburg gab es auch in diesem Jahr Gesprächskonzerte und Matineen mit Sängerinnen und Sängern sowie Instrumentalisten.

Am 15. April 2015 erlebte man den bedeutenden Bariton Matthias Goerne (rechts) und den Pianisten Alexander Schmalcz (Bild unten) mit einem ungewöhnlich zusammengestellten Programm, das sehr ernste Lieder um Tod und leidvolles Leben enthielt. Vor einem instruktiven Gespräch mit dem Journalisten-Senior Felix Schmidt gab es ohne jede Unterbrechung Lieder von Berg, Brahms, Wolf und Schostakowitsch zu hören, eine hohe Anforderung an Konzentration für Zuhörer und Künstler! Die kleine, aber hoch motivierte Zuschauerschar folgte dem intensiven Vortrag gespannt mit uneingeschränkter Aufmerksamkeit.

Die vier Lieder op.2 von Alban Berg nach Gedichten von Friedrich Hebbel und Alfred Mombert gelangen in ihrer aphoristischen Gedrängtheit ungemein eindrucksvoll. Dies gilt für gleichermaßen für die bekannten Vier ernsten Gesänge von Johannes Brahms, die von Goerne mit einer geradezu erschütternden, teilweise tief ergreifenden Eindringlichkeit wiedergegeben wurden. Er führte seine volltimbrierte Stimme mit großer Ausgeglichenheit durch alle Lagen und ließ sie jeweils in schönem Legato dahinfließen, ohne die erforderliche dramatische Attacke an den entsprechenden Stellen vermissen zu lassen. In vollendeter Diktion und stets intonationsrein erklangen auch die düsteren Michelangelo-Lieder von Hugo Wolf; ihnen schlossen sich drei Lieder aus der Suite ebenfalls nach Texten von Michelangelo von Dmitri Schostakowitsch an. Hier wie bei den anderen Liedern erwies sich der ausgezeichnete Pianist Alexander Schmalcz als gleichberechtigter Partner des Sängers.

Im Gespräch ging es u.a. um die Lied-Interpretation Goernes, die Musiker-Ausbildung in der DDR, seine Ablehnung des Event-Charakters des Klassik-Musikbetriebs und um seine sich in letzter Zeit verstärkenden Opern-Auftritte („Die Stimme ist in die von mir gern gesungenen, schwereren Partien hineingewachsen.“).

Am Schluss des intensiven Gesprächskonzerts stand eine Auswahl von Brecht-Vertonungen von Hanns Eisler, die in ihrer vielschichtigen Unterschiedlichkeit jeweils nachdrücklich wiedergegeben wurden. Schließlich bedankten sich die Künstler beim begeisterten Publikum mit Goethes „An den Mond“ von Franz Schubert.

Gerhard Eckels, 16. April 2015

Foto M. Goerne: Marco Borggreve

Foto A. Schmalcz: Homepage