Wolfsburg: „2 One Another“

Besuchte Vorstellung am 12. April 2015, (Europapremiere: 10.April 2015)

Preisgekrönt

Im 13. Jahr der Movimentos Festwochen in Wolfsburg eröffnete die bereits 1969 gegründete Sydney Dance Company den Reigen der außergewöhnlichen Tanztheater-Produktionen, die den Charakter der Wochen prägen. Neben ergänzenden Aufführungen der Movimentos Akademie für Ballett-Nachwuchs finden u.a. auch Lesungen mit bekannten Schauspielern wie Suzanne von Borsody und Klaus Maria Brandauer statt, die Jazz-Ikone Natalie Cole tritt auf und Klassik ist mit Liederabenden sowie Kammermusik vertreten.

Das spartenübergreifende Motto dieses Jahres lautet „Frieden“. Damit hatte sich die australische Ballett-Company mit ihrem Leiter Rafael Bonachelas intensiv auseinandergesetzt. Das 2012 uraufgeführte „2 One Another“, in Australien längst zum Klassiker geworden und fast weltweit aufgeführt, begeisterte nun als Europäische Erstaufführung die Ballett-Fans in Wolfsburg. Die mehrfach preisgekrönte Arbeit des Choreografen beschäftigt sich mit menschlichen Beziehungen und Interaktionen: Uniforme Gruppenszenen beherrschen die Bühne zu Anfang, wechseln dann zu 2er- und 3er-Verbindungen, die stark emotional ausgetanzt werden. Die patriarchalische Form „Mann sitzt auf Rücken der Frau= beherrscht sie“ als Fazit im Schlussbild lässt allerdings nur an weitere Kämpfe denken und nicht an den eigentlich angestrebten Frieden.

Die Company hatte in dem gut einstündigen Marathon mit variantenreichem Bewegungsrepertoire Gelegenheit zu beweisen, welch enormes Potential in ihr steckt: Es gab geniale Kämpfe, die äußerst geschmeidig und elegant geführt wurden, atemberaubende Verschlingungen, die Anziehung und Abwehr zuließen, Gesten und Zeichen sowie Verbindungen und Trennungen. Ästhetik und Schönheit der Körper standen deutlich im Vordergrund.

Verblüffend war auch, mit welch großer Übereinstimmung und Akkuratesse getanzt wurde zu minimalistischer Musik von Nick Wales, bestehend aus Elektrosounds, Gedichtfetzen und Streichersoli; barocke Einschübe von Monteverdi u.a. ergänzten. Das alles wurde von einem ausgeklügelten Lichtdesign (Benjamin Cisterne) und der Ausstattung (Tony Assness) unterstrichen; die durchlöcherte metallene Rückwand mit LED-Beleuchtung bot von glitzernden Sternen bis zu grellen Streifen mannigfaltige Möglichkeiten, den jeweiligen emotionalen Befindlichkeiten der Tänzer nachzuspüren. So wurde es eine spannende, kurzweilige Aufführung, die am letzten Abend der kleinen Serie mit Ovationen bedacht wurde.

Marion Eckels, 13. April 2015

Fotos: Matthias Leitzke