Wolfsburg: „L’espace du temps“

Besuchte Vorstellung am 25. Mai 2014, (Europapremiere 22. Mai 2014)

Artistische Trilogie

Der künstlerische Leiter der Compagnie „Diavolo“ aus Los Angeles Jacques Heim hat in den vergangenen Jahren drei Stücke herausgebracht, die sich auf Räume beziehen, die durch Zeit verändert werden. Im Mittelpunkt der Bühne stehen jeweils aufwendige Konstruktionen, die sich zerlegen, drehen und vielfach neu zusammensetzen lassen. Im ersten Stück „Foreign Bodies“ zerfällt ein großer Kubus spektakulär in drei pyramidenartige Teile, während sich die Akteure zu Musik von Esa-Pekka Salonen zunächst mit schlangengleichen Bewegungen (wie Tentakel eines Octopus) durch die unterschiedlich großen Öffnungen winden und eher artistisch begeistern. Höchste Präzision ist auf jeden Fall für die Aktionen vonnöten, da die einzelnen Versatzstücke fast ständig in Bewegung sind.

Auf die Spitze getrieben wurde das in „Fearful Symmetries“, unterlegt mit Musik von John Adams. Fünf Paare waren aktiv, fanden sich, trennten sich und bauten pausenlos riesige, mit schmalen Schlitzen zum Haltgeben versehene Quader um. Aberwitzige Sprünge aus der Höhe in die Arme der Partner oder von Säule zu Säule ließen den Zuschauern den Atem stocken. Besonders spannend gelangen daneben Rutsch-Passagen auf einer Schrägen oder während des Kippens der Blöcke, wenn die Akteure fast zerquetscht zu werden schienen. In diesem Stück gab es bei den Bewegungsabläufen neben witzigen affenartigen Sprüngen erstmals auch Elemente von Break-Dance und Hip-Hop zu sehen.

Als Auftragswerk der Movimentos Festwochen entstand „Fluid Infinities“ nach Musik aus der 3.Sinfonie von Philpp Glass, das erst im Herbst 2013 in Los Angeles uraufgeführt wurde. Hier stand eine riesige, mit verschieden großen Löchern versehene Halbkugel in der Bühnenmitte, die alles an und in sich hineinzog, auch eine kleine Menschengruppe, die verwandelt in goldenen Ganzkörperanzügen wieder auftauchte. Diverse Gefühle wie Liebe, Einsamkeit oder Ablehnung wurden ausgespielt und –getanzt, wobei hier das Wort „Tanztheater“ am besten zutraf. Aufwendiges, passendes Lichtdesign unterstrich dies eindrucksvoll. Starker Applaus für die tolle körperliche Leistung und Präzision der vierzehn Diavolo-Mitglieder und ihren künstlerischen Leiter belohnte die Akteure.

Marion Eckels, 26. Mai 2014

Fotos: Thomas Ammerpohl