CD: „An English Concert“, Matthias Höfs & Matthias Janz

„Festliche Musik für Trompete und Orgel“ – so lautet der Untertitel der CD, die der Trompeter Matthias Höfs und der Kirchenmusiker Matthias Janz bereits 2002 eingespielt haben, aber die Auswahl und die Wiedergabe der Stücke haben etwas Zeitloses. Nicht weniger als 14 Komponisten von Renaissance bis Spätbarock sind auf dieser CD vertreten und es sind – eigentlich – alles englische Meister. Georg Friedrich Händel, der mit zwei Stücken vertreten ist, gilt auf der Insel tatsächlich als englischer Komponist, aber wir wissen natürlich, daß er aus Halle an der Saale stammt, lange Jahre in Hamburg und Italien wirkte und ab 1712 endgültig in London Fuß faßte. Golden glänzt die auf einer Klaviatur abgelegte Piccolo-Trompete vom Cover, mit nach vorne gerichtetem Schalltrichter und golden ist der Klang des Instruments auf dieser vielfältigen Sammlung von Stücken, die in ihrem sehr eigenen Charakter sich doch so harmonisch zusammenfügen.

Dieser Eindruck entsteht einerseits dadurch, daß die beiden erstklassigen Musiker kongenial miteinander spielen und andererseits durch die bewußte Entscheidung, diese frühneuzeitliche Musik mit modernen Instrumenten erklingen zu lassen. Das läßt gar nicht erst den Anschein musealer Kunstpflege aufkommen und so erscheinen die Werke in frischem und vor allem warmem, schmiegsamem Klang. So bauen Höfs und Janz eine Brücke in die Jetztzeit und schaffen damit die angesprochene Zeitlosigkeit, abgesehen davon, daß gerade das einleitende „Greensleves“ ohnehin durch seine Verankerung im kollektiven musikalischen Bewußtsein und die unüberschaubaren Verarbeitungen bis in die Moderne jegliche epochale Festlegung verloren hat.Im Übrigen hatte die Frühe Neuzeit weit weniger Probleme damit, Musik mit Instrumenten wiederzugeben, für die sie ursprünglich nicht komponiert worden war, und mit Besetzungen freier umzugehen als wir das heute gewohnt sind. Und so spielt Höfs auch Stücke für unterschiedliche Flötenarten auf der hohen Piccolotrompete, die auf einer Naturtrompete nicht entsprechend umzusetzen wären.

Der gebürtige Lübecker arbeitet auch als Hochschullehrer in Hamburg, wo er viele Jahre Solo-Trompeter das Philharmonischen Staatsorchesters war. Neben anderen Ensembles gehört der vielfach ausgezeichnete Künstler auch dem weltberühmten Bläserensemble German Brass an. Matthias Janz ist als Musiker, Dirigent und Musikwissenschaftler weit über Norddeutschland hinaus bekannt; erst vor Kurzem leitete er das Oratorium „Belshazzar“ in der Hamburger Laeiszhalle. Sein Orgelspiel auf dieser CD umgeht den sakralen Ernst und paßt in seinem festlichen Duktus hervorragend zum hellen, freudvollen Trompetenklang. Ein reizvoller Wechsel in den Tempi und den Stimmungen entsteht durch die Auswahl der Stücke, die von bekannten Tonsetzern wie dem schon genannten Händel, William Byrd oder William Boyce auch eher wenige beachtete Komponisten wie John Baston, Robert Woodcock oder John Stanley würdigen. Eine Dreiteilung in „Old English Dances“, „Song Tunes“ und die improvisationsfreudigen „voluntaries“, die im englischen Barock ausgesprochen beliebt waren, ist beim Hören alles andere als blockhaft, wie flott gespielte Stücke mit getragenen, aber niemals pathetisch wiedergegebenen Nummern wechseln. Wie lebensfroh und alles andere als vermeintlich britisch-unterkühlt englische Tanzmusik sein kann, beweist seit einigen Jahren auch die Renaissance von John Playford, dessen „The English Dancing Master“ von 1651 munter rezipiert wird.

„An English Concert“ ist für diejenigen, die sich an Haydn und Hummel satt gehört haben, genau das Richtige. Für das drohende – nein, freudig erwartete – Weihnachtsfest ist diese CD der optimale Geschenktip, denn in ihrem festlichen, aber weltlich-lebensfrohen Klang sind die Stücke wunderbar geeignet, an den Feiertagen Glanz und Freude in die geschmückten Stuben zu bringen.

Andreas Ströbl, 17. November 2023


CD erschienen bei Höfs Records
Kat. Nr. 1055004GBP