Teatro Regio, 10.10.20
Das dem großen Sohn Bussetos gewidmete Festival endet traditionell mit dem Datum von Verdis Geburtstag, dem 10. Oktober. Der Abend hätte von Luca Salsi bestritten werden sollen, der aber aus gesundheitlichen Gründen absagte. Mit Ludovic Tézier war es gelungen, einen gleichwertigen Ersatz zu finden, der zusammen mit dem aus Parma stammenden Bass Roberto Tagliavini einen mitreißen Verdiabend bestritt, der auch per Streaming verfolgt werden konnte.
Tézier hielt sich anfänglich (bei „alla vita che t’arride“ aus dem „Maskenball“ und dem Duett Posa-Philipp aus „Don Carlo“) noch an die auf dem Pult aufgelegten Noten, befreite sich im Laufe von Jagos „Credo“ aber davon, was seine ohnehin vorhandene stimmliche Expressivität noch verstärkte. Posas Tod und Fords Monolog aus „Falstaff“ brachten nach der Pause authentische Höhepunkte, gekrönt von einem erschütternd dargebotenen „Cortigiani“ Rigolettos. Die einzige Zugabe des Abends war dann ein erneuter Höhepunkt, denn Renatos Verzweiflung in „Eri tu“ hat man schon lange nicht mehr so eindringlich gehört, wobei der Bariton aber nie die Wege bruchloser Stimmschönheit verließ. Für Filippo benutzte auch Tagliavini ein Notenpult, während er Attilas große Szene und Walters schwierige, wenig bekannte Arie „Il mio sangue“ aus „Luisa Miller“ frei sang und mit seinem schön timbrierten, wohlgerundeten Bass beeindruckte.
Milo Martani am Klavier zeigte nicht nur, dass er ein sehr guter Begleiter ist, sondern steuerte mit der Konzertphantasie op. 1 von Giuseppe Martucci (1856-1909) aus 1871 über die „Macht des Schicksals“ und vor allem mit Liszts hinreißender Konzertparaphrase zu „Rigoletto“ S434 aus 1859 einen bedeutenden Beitrag zu dem Abend bei.
Eva Pleus 12.10.20