Mit „Anti-Asshole Squad“ haben sie es zu 100 % geschafft, den rohen Spirit ihres enzyklopädischen Musikwissens erneut auf Tonträger zu bringen. So lesen wir‘s auf der Homepage der Weak Willies, und somit ist fast alles gesagt. Roher Spirit: das trifft die Sache, denn die Bayreuther Altrocker Peter Weintritt, Andreas Hoffmann und Ralf Irmler erfreuen ihr Publikum nach wie vor mit ihrem von Ästhetizismen unverdorbenem dreckigem Garagen-Sound. I‘m a Captain, brüllt Weini, der Chef der Anti-Asshole-Squadron; er ist schon deshalb ein Captain, weil „dreckig“ nicht heißt: ungelenk. Im Gegenteil: die Willies schrammeln sich lustvoll durchs Programm, dürfen auf dem Cover ungestraft einen großen Kollegen zitieren (Captain Beefheart, konterfeit von Anton Corbijn) und ihren postpubertären Spät-Punk dem Hörer in die Gehörgänge jaulen, was fast vergessen lässt, dass das Trio bei aller scheinbaren Primitivität über ein beachtliches technisches Niveau verfügt. Abgemischt wurden die 17 kostbaren Songs von Manfred Hübel – und auch dies gelang meisterhaft. Man höre nur die Bassbewegungen in Roll the Dice und die coole Selbstverständlichkeit, mit der sich der Schlagzeuger Irmler in Blackbird sings einschwingt. Irgendwie klingt das alles nach einer fröhlichen Grunge-Party, denn im Amalgam aus Gesang und Instrumentation wird klar, worauf es den Dreien letzten Endes ankommt: um den Schein des Unverbrauchten. Er aber konnte allein deshalb produziert werden, weil die Jungs sehr genau wissen, was sie da tun – auch wenn sie es zwischendurch (glücklicherweise) zu vergessen scheinen. Schon das Wimmern der Gitarre im Ausklang von All the Best ist ja entzückend…
Label: Audiotransit.
Frank Piontek, 25.10.2021