am 13.03.2018
Olga Esina in einer neuen Glanzpartie
Die umjubelte Erste Solotänzerin ist nach ihrer Babypause wieder zurück auf der Bühne und begeistert das Wiener Publikum mit keiner geringeren Hauptpartie, als die der Raymonda, in der Fassung von Rudolf Nurejew. In ihrer zweiten Vorstellung zeigt sie gekonnt, was eine klassische Primaballerina ausmacht, neben einer blitzsauberen Technik (ohne eine solche die Nurejew-Fassung nicht möglich ist) gestaltet sie glaubhaft die zuerst jugendlich-schwärmende Adelige, die sich gegen die Avancen des exotischen Abderachman zuerst noch schüchtern, dann immer entschiedener wehrt und mit jedem Akt auch an Selbstbewusstsein gewinnt. Extra erwähnen muss man die besonders schön getanzte Variation im 2. Akt, Esina gelingt es nicht nur, diese zu absolvieren; der Zuschauer registriert sowohl die technischen Ansprüche, als auch wie souverän sie diesen gerecht wird und wie sie darüber hinaus das Tanzen geniesst. Jakob Feyferlik (bereits vergangene Saison 1. Besetzung Jean de Brienne) ist ihr ein ebenbürtiger, sicherer Partner, der mit jugendlichem Charme und edler Haltung die beinahe Entführte rettet und überdies mit leicht-federnden Sprüngen erfreut. Als sein Konkurrent Abderachman überzeugt Vladimir Shishov vor allem durch Ausdruckskraft und Geschmeidigkeit.
Und es wäre nicht das Wiener Staatsballett, wenn nicht auch die Rollen neben den drei Protagonisten hervorragend besetzt sind. Allen voran Clémence und Henriette mit den Solotänzerinnen Ioanna Avraam und Alice Firenze, welche beide ihre äusserst diffizilen Variationen mit einer Präzision und Spielfreude zum Besten geben, beiden gelingen sowohl die Balancen, als auch die schnellen Schrittfolgen mühelos, Avraam ist besonders brillant, Firenze genauso lieblich. Ihre Partner Trevor Hayden und Tristan Ridel beeindrucken mit unermüdlichen Sprüngen – Nurejew hatte nicht nur an die Hauptrollen hohe Anforderungen…
Eine weitere Hauptrolle des Abends spielt das harmonische Corps de Ballet, denn auch die Ensemblenummern bedachte Nurejew mit unzähligen schnellen Schrittkombinationen. In den Charaktertänzen brillieren Sveva Gargiulo und Francesco Costa (Sarazenen-Duo), Gala Jovanovic und Alexandru Tcacenco (Spanischer Tanz), wie auch Oxana Kiyanenko und Zsolt Török (Ungarischer Tanz).
Unter der Leitung von Kevin Rhodes, der die Tänzer hervorragend begleitet (selten kennt sich ein Dirigent so gut mit den Schrittfolgen aus!), spielt das Orchester der Wiener Staatsoper facettenreich und erntet grossen Applaus.
Katharina Gebauer 17.3.2018
Bilder (c) Staatsballett
Folgevorstellungen: 2. und 7.4. (mit Nina Polakova, Masayu Kimoto und Eno Peci), 12. und 14.4. (mit Maria Yakovleva, Denys Cherevychko und Eno Peci)