Frankfurt, Konzert: „Kit Armstrong“ mit Liszt und Saint-Saëns

Am 22. Mai 2023 hatte das Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter der Leitung von Sebastian Weigle zu einem Konzert in der Alten Oper Frankfurt eingeladen. Gemeinsam mit dem Solisten Kit Armstrong am Klavier und der Orgel standen Werke von Richard Wagner, Franz Liszt und Camille Saint-Saëns auf dem Programm.

Der Abend begann mit Richard Wagners selten zu hörender „Faust-Ouvertüre“, einem Werk voller dichter Intensität und emotionalem Tiefgang. Die Komposition von Richard Wagner ist eher eine sinfonische Dichtung, die auf Goethes Drama „Faust“ basiert. Wagner strebte danach, die psychologischen und dramatischen Elemente des Werks in musikalischer Form einzufangen. Am Beginn steht eine düstere und mysteriöse Einleitung, die die Sehnsucht nach Erkenntnis und Wissen repräsentiert. Es folgt eine Abfolge verschiedener Themen, die die Charaktere und Motive des Dramas darstellen. Wagner verwendet dabei häufig motivische Entwicklungstechniken, um eine enge Verbindung zwischen den musikalischen Ideen herzustellen. Das Stück erreicht schließlich einen markanten Höhepunkt, der von kraftvollen Bläserfanfaren und einem fesselnden Orchestersatz begleitet wird. Das Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter der Leitung von Sebastian Weigle zeigte von Anfang an eine beeindruckende Klangpräsenz und interpretierte die Ouvertüre mit großer Hingabe. Die dynamischen Kontraste wurden gekonnt herausgearbeitet, und die musikalische Entwicklung zeigte sich in fesselnden Lebendigkeit präsentiert. Die Streicher brillierten mit ihrer warmen Klangfülle, während die Bläser mit ihrem genauen Spiel eine Atmosphäre der Spannung erzeugten. Unter Weigles fachkundiger Leitung wurde die Ouvertüre zu einem kraftvollen und mitreißenden Auftakt des Abends.

(c) Wolfgang Runkel

Im Anschluss daran folgte Franz Liszts Klavierkonzert Nr. 2 A-Dur, bei dem der Pianist Kit Armstrong sein Können unter Beweis stellte. Armstrongs Auftritte auf internationalen Bühnen begannen bereits in seiner Jugend. Im Alter von 13 Jahren debütierte er mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter der Leitung von Marek Janowski und erhielt für seine Darbietung enthusiastische Kritiken. Seitdem hat er mit renommierten Orchestern und Dirigenten wie Sir Simon Rattle, Gustavo Dudamel und Sir Neville Marriner zusammengearbeitet. Neben seiner Karriere als Konzertpianist ist Kit Armstrong auch ein talentierter Komponist. Seine Werke wurden von namhaften Ensembles wie dem Chamber Orchestra of Europe und dem Tetzlaff Quartett aufgeführt. Er hat auch Kompositionen für Film und Theater geschrieben, was sein breites künstlerisches Spektrum unterstreicht. Kit Armstrongs Repertoire erstreckt sich über verschiedene Stile und Epochen, wobei er sowohl klassische Meisterwerke als auch zeitgenössische Kompositionen interpretiert. Der Pianist hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Klavierwettbewerb Ettlingen, den Internationalen Klavierwettbewerb ARD und den Gilmore Young Artist Award. Mentor und Förderer von Armstrong ist Alfred Brendel.

Das Konzert von Franz Liszt ist ein herausragendes Beispiel für das romantische Klavierkonzertgenre. Es zeichnet sich durch seine technische Virtuosität und seine poetische Lyrik aus. Liszt verwendet ein thematisches Material, das sich organisch entwickelt und in verschiedenen Variationen erscheint. Das Klavier spielt eine zentrale Rolle und entfaltet sich in ausgedehnten Solopassagen, die sowohl kraftvoll und energiegeladen als auch zart und einfühlsam sein können. Das Orchester begleitet das Klavier sensibel und bietet ein reiches Klangfundament für das virtuose Spiel des Solisten. Kit Armstrongs Vortrag zeichnete sich durch seine technische Brillanz und seine durchdachte Interpretation aus. Er verlieh den lyrischen Abschnitten eine zarte Schönheit und beeindruckte mit seiner bemerkenswerten Fingerfertigkeit in den anspruchsvollen Passagen. Von besonderer Innigkeit geprägt war sein lyrischer Dialog mit dem einfühlsam tönenden Cello. Im Gegensatz dazu stand ihm aber auch ein kraftvoller Zugriff zur Verfügung, mit welchem er die düsteren vehementen Passagen kraftvoll darbot.  Das Frankfurter Opern- und Museumsorchester begleitete ihn sensibel und unterstützte ihn dabei, die emotionale Tiefe des Konzerts auszudrücken. Die harmonische Zusammenarbeit zwischen Armstrong und dem Orchester schuf eine intensive Klanglandschaft, die das Publikum faszinierte. Sebastian Weigle gestaltete den Orchesterpart mit deutlicher Aufmerksamkeit und scheute sich nicht vor orchestraler Theatralik oder dynamischer Zuspitzung. Der begeisterte Applaus nach dem beeindruckenden Vortrag war wohlverdient und wurde von Kit Armstrong mit einer kurzen Komposition von Franz Liszt bedankt.

(c) Jean Froncois Mousseau

Höhepunkt des Abends war zweifellos Camille Saint-Saëns‘ Sinfonie Nr. 3 c-Moll, auch bekannt als „Orgelsinfonie“. Der französische Komponist schrieb ein ungewöhnliches Werk, das für seine Einbindung der Orgel in das Orchester bekannt ist. Die Sinfonie kombiniert auf spannende Weise sinfonische Elemente mit dem majestätischen Klang der Orgel. Das Stück besticht durch seine klangliche Opulenz und seine dramatischen Kontraste. Die Orgel tritt nicht nur als Soloinstrument, sondern auch als Teil des Orchesters auf und trägt zur Schaffung einer monumentalen und feierlichen Atmosphäre ebenso bei. Saint-Saëns‘ Sinfonie Nr. 3 ist ein Höhepunkt der romantischen Sinfonik und ein eindrucksvolles Zeugnis für die technischen und klanglichen Möglichkeiten des Orchesters in Verbindung mit der Orgel. Diese Komposition, welche für das wirkungsvolle Orgelsolo im Finale berühmt ist, wurde von Kit Armstrong an der Orgel souverän dargeboten. Fein und sensibel in der Kontemplation des ruhigen Satzes kontrastierte er sodann mit mächtigen Registern und imposanter Dynamik für das pompöse Finale. Die Alte Oper Frankfurt bot den perfekten Rahmen für die majestätischen Klänge der Orgel, die sich mit der Kraft des Orchesters vereinten. Unter der Leitung von Sebastian Weigle gelang es dem Frankfurter Opern- und Museumsorchester, die verschiedenen Klangfarben und dynamischen Nuancen der Sinfonie vorbildlich in musikalischer Pracht zu musizieren. Die sinfonischen Passagen wurden mit Leidenschaft und fabelhafter Präzision interpretiert, während die Orgel solistisch strahlte und die Zuhörer mit ihrer Klangwucht regelrecht in die Sitze drückte. Die Kombination aus Orchester und Orgel erzeugte eine kraftvolle Wirkung, die das Publikum vollends euphorisierte. Sebastian Weigle und das Frankfurter Opern- und Museumsorchester beschenkten einmal mehr die Zuhörer mit einem besonderen Konzerterlebnis.

Dirk Schauß, 24. Mai 2023


Alten Oper Frankfurt

22. Mai 2023

Richard Wagner                  

„Eine Faust-Ouvertüre“

Franz Liszt                          

Klavierkonzert Nr. 2 A-Dur

Camille Saint-Saëns            

Sinfonie Nr. 3 c-moll „Orgelsinfonie“

Kit Armstrong, Klavier und Orgel

Frankfurter Opern- und Museumsorchester

Sebastian Weigle, Leitung