Vorstellung am 5.1.2017
Operetten-Rarität in Baden
Die Operetten-Metropole Baden, die immer wieder auch selten gespielte Werke auf ihrem Spielplan hat, nahm sich nun im Stadttheater einer Rarität von Johann Strauß an: „Der Carneval in Rom“. Seine zweite Operette hatte im Jahr 1873 im Theater an der Wien ihre vom Publikum und der Presse bejubelte Uraufführung. Seit 2004 steht sie auch an der Staatsoperette in Dresden auf dem Programm.
Der Inhalt der Operette, deren Libretto Joseph Braun nach der Komödie Piccolino von Victorien Sardou schrieb, wobei die Gesangstexte Richard Génée verfasste: Marie, ein junges Mädchen aus einem Kärntner Bergdorf, wartet seit einem Jahr auf den Maler Arthur Bryk.
Er hat sie auf seiner Durchreise nach Italien gemalt und ihr die Ehe versprochen. Die beiden reisenden Maler Hesse und Raffaeli haben sich in amouröser Absicht auf die Fersen des Grafenpaares Falconi geheftet. Von ihnen erfährt Marie, dass Bryk sich in Rom aufhält, worauf sie ihm als junger Mann verkleidet nachreist. – Im Trubel des Carnevals in Rom treffen sich alle Beteiligten wieder. Nach Verwicklungen und Täuschungen gelingt es Marie, Arthur Bryk von ihrer unabdingbaren Liebe zu überzeugen. Im Römischen Carneval, der sie in seinem heiteren Sog mitreißt, werden sie ein Paar.
Monika Steiner gelang zur mitreißenden Musik eine flotte Inszenierung, wobei sie die Idee hatte, während der Ouvertüre Marie als alte Dame mit Stock ihren Enkelkindern das verwaiste Atelier ihres verstorbenen Ehemannes, des berühmten Malers Arthur Bryk, zeigen zu lassen. Die Handlung der Operette läuft danach als Erinnerung an ihre große Liebe ab. Die pompöse Ausstattung der Bühne mit vielen großen Werken des Malers und der Ansicht eines römischen Klosters schuf Friedrich Despalmes. Für die kreative Choreographie der vielen Tanzszenen des – wie immer großartigen – Balletts der Bühne Baden sorgte Michael Kropf.
In der Rolle der Marie begeisterte die junge slowenische Sopranistin Jerica Steklasa sowohl stimmlich wie schauspielerisch, wobei sie besonders in ihrer Verkleidung als junger Mann Pepino durch ihre burschikose Art zu gefallen wusste. Man darf ihr ohneweiters eine große Karriere prophezeien. Erst kürzlich wurde sie vom Fachmagazin Das Opernglas zum Publikumsliebling in der Sparte „Debut“ bezeichnet.
Der Wiener Tenor Sebastian Reinthaller, seit 2014 Künstlerischer Leiter der Bühne Baden, brillierte als Maler Arthur Bryk vor allem durch seine kräftige Stimme und seine starke Bühnenpräsenz. Mit viel Humor stattete er seine Rolle in der Szene als verkleideter Kapuzinermönch aus. Mit Sinn für subtile Komik agierten auch der britische Tenor Stephen Chaundy und die in Krems geborene Sopranistin Barbara Payha als Graf und Gräfin Falconi, die ihren Ehestreit auf köstliche Art und Weise zelebrierten. Er gipfelte darin, dass der gehörnte und ewig eifersüchtige Ehemann seine leicht verführbare Gattin in ein Kloster zu sperren beabsichtigt. Gesanglich bot vor allem Barbara Payha mit ihren Koloraturen eine exzellente Leistung.
Für viel Gelächter sorgten auch der Wiener Bariton Sebastian Huppmann und der Wiener Buffo-Tenor Beppo Binder in den Rollen der Maler Robert Hesse und Benvenuto Rafaeli. Ebenso die Kärntner Schauspielerin Kerstin Raunig als Braut Therese und Nonne Sofronia sowie der Wiener Bariton Michael Fischer als Bauernbursch Toni und Kellner Enzio.
Dem Orchester der Bühne Baden gelang es unter der Leitung von Franz Josef Breznik, die musikalisch launige und schmissige Partitur, die von großer Vielfalt geprägt ist, in allen Nuancen wiederzugeben. Das begeisterte Publikum dankte allen Mitwirkenden mit lang anhaltendem Applaus. Baden wurde einmal mehr seinem Ruf als Operetten-Metropole Österreichs gerecht.
Bilder (c) Theater Baden / Christian Husar
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