in der Stadthalle am 2. 1. 2019
Berliner Operette
Diesmal stand das traditionelle Neujahrskonzert des Staatsorchesters Braunschweig in der Stadthalle unter dem Motto „Bis früh um Fünfe“, war also gänzlich der Berliner Operette gewidmet. Da durfte natürlich Paul Linckes „Berliner Luft“ nicht fehlen: Mit der Ouvertüre zur gleichnamigen Operette erfreute zum Auftakt Braunschweigs GMD Srba Dinić mit dem gut aufgelegten Staatsorchester das Publikum. Das stimmte später mit fröhlichen Sportpalast-Pfiffen in das berühmte Marsch-Lied mit ein, das als letzte Zugabe des Berliner Programms erklang. Dazwischen gab es Nachdenkliches und Schwärmerisches wie die kontrastreich musizierten Ouvertüren zu „Frau Luna“, zu „Das Land des Lächelns“ und zu Künnekes „Glückliche Reise“, aber auch Freches und Unbeschwertes aus der so genannten silbernen Operetten-Ära, die 1933 so abrupt endete. Im ersten Teil stellten sich die Gesangssolisten mit eher brav gestalteten Liedern vor: Aus Künnekes „Vetter aus Dingsda“ sang Katharina Göres mit schlankem, sauberem Sopran „Strahlender Mond“, während das frühere Ensemble-Mitglied Michael Ha den „armen Wandergesell“ mit rundem Tenor gab. Der helle, flexible Bariton von Hinrich Horn passte gut zum Lied des Zahlkellners Leopold im „Weißen Rössl“ „Es muss was Wunderbares sein“.
Im zweiten Programm-Teil waren die Solisten wie ausgewechselt: Die Sopranistin servierte mit Pfiffigkeit und frechem Charme zwei Claire-Waldorff-Lieder von Walter Kollo „Die Männer sind alle Verbrecher“ und „Nach meene Beene is ja janz Berlin verrückt“. Tenoralen Glanz verbreitete Michael Ha im schwärmerischen „Dein ist mein ganzes Herz“ aus dem „Land des Lächelns“ von Franz Lehár. Auch Paul Abraham durfte nicht fehlen; aus seinem „Ball im Savoy“ präsentierten die drei Solisten das vergnügliche „Es ist so schön, am Abend bummeln zu gehen“. Am Schluss des offiziellen Programms stand quasi als Abschied von der glanzvollen silbernen Operetten-Ära (so Orchesterdirektor Martin Weller in seiner wie immer launigen, aber auch informativen Moderation) „Reich mir zum Abschied noch einmal die Hände“ aus Paul Abrahams „Viktoria und ihr Husar“.
Das hellauf begeisterte Publikum verlangte lautstark Zugaben, die mit der schon erwähnten „Berliner Luft“, mit einem wunderschön gesungenen „Lieber Leierkastenmann“ von Willi Kollo mit der Klavierbegleitung des GMD und mit Walter Kollos „Solang‘ noch untern Linden“ erfolgten und so den insgesamt vergnüglichen und teilweise nachdenklichen Abend abschlossen.
Fotos: © Staatstheater Braunschweig
Gerhard Eckels 3.1.2019