Essen: „Die vier Grobiane“

Großer Beifall für Studenten

Für den Dezember 2021 geplant, mussten die Proben für die "Winter-Oper" an der Folkwang Universität der Künste aufgrund von Erkrankungen mehrerer Mitwirkender Ende November vorübergehend beendet werden. Am gestrigen Gründonnerstag fand nun die Premiere von "Die vier Grobiane" statt. Diese recht selten gespielte komische Oper in drei Akten von Ermanno Wolf-Ferrari auf der gleichnamigen Komödie von Carlo Goldoni wurde 1906 in München uraufgeführt und führt den Zuschauer nach Venedig um das Jahr 1800. Der reiche wie autoritäre Antiquitätenhändler Lunardo gönnt seiner Frau und Tochter keine Vergnügungen. Auch als er mit seinem Freund Maurizio beschließt, seine Tochter Lucieta mit Maurizios Sohn Filipeto verheiraten zu wollen, werden die beteiligten Personen nicht gefragt. Bei einem gemeinsamen abendlichen Mahl zu dem auch die Freunde Simon Maroelle und Cancian Tartufola samt Gattinen eingeladen sind, soll die Hochzeit verkündet werden. Da aber weder Filipeto noch Lucieta, die doch vorzeitig von der geplanten Vermählung erfährt, einen unbekannten Menschen heiraten wollen, organisiert Filipetos Tante Marina ein Treffen der beiden jungen Menschen. Kurz vor dem Abendessen treffen beide aufeinander und verlieben sich direkt ineinander. Als Lunardo allen anwesenden Gästen die Verlobung verkündet wird plötzlich Filipetos Anwesenheit entdeckt, woraufhin die vier Grobiane die Verlobung anullieren wollen. Doch sie haben das Spiel ohne ihre Frauen gemacht. Obwohl sie sich zunächst noch schwere Strafen für ihre ungehorsamen Frauen ausdenken, müssen sie schließlich erkennen, dass ein Leben ohne sie auch nicht das Wahre sei. So wird am Ende unter großer Rührung der Väter die Verlobung von Lucieta und Filipeto gefeiert.

Aus heutiger Sicht scheint diese Oper in der Ausgestaltung der Figuren regelrecht aus der Zeit gefallen zu sein. Dennoch schafft Georg Rootering mit seiner Inszenierung eine ganz unterhalsame Aufführung, die mit einfachen Mitteln und ein paar schönen Projektionen daher kommt. Darüber hinaus wird die Geschichte immer wieder nett durch zwei Tänzer und eine Tänzerin pantomimisch eingerahmt. „Es geht um diese verstaubten, grauen Herren, aber auch um den Kampf der Geschlechter – altbekannt und immer wieder schön“, so Rootering vor der Aufführung auf der Homepage der Folkwang Universität der Künste. Unter der musikalischen Leitung von Prof. Xaver Poncette spielen Musiker und Musikerinnen aus dem Studienprogramm Instrumentalausbildung mit großer Freunde, so dass aus dem mit über 40 Musikern besetzten Orchestergraben eine sehr fein abgestimmte Partitur erklingt.

Auch die Studierenden des Studiengangs Gesang / Musiktheater machen erneut eine gute Figur. Immer wieder zeigt sich, die hervorragende Ausbildung an der Folkwang Universität der Künste. Besonders bleibende Eindruck hinterlässt John Lim als Antiquitätenhändler Lunardo mit einem kraftvollen und stimmlich schönen Bass. In den beiden weiblichen Hauptrollen wissen Kejti Karaj als Lunardos zweite Frau sowie Jeanne Jansen als Lucieta zu gefallen. Besonders komisches Talent besitzt auch Bogil Kim, der einen herrlich naiven Filipeto verkörperte. In den weiteren Rollen waren zu sehen: Dashuai Jiao (Maurizio), Antonia Busse (Tante Marina), Ze Yan (Marinas Ehemann), Hyongjin Choi (Cancian), Jiajia Zhang (Cancians Ehefrau), Anton Levykin (Conte Riccardo, ein fremder Edelmann) und Jiaying Lin (Marinas junge Magd).

Das anwesende Premierenpublikum spendete großen Applaus für die jungen Künstler auf der Bühne und im Orchestergraben und zeigte sich nach rund 2 1/2 Stunden durchaus gut unterhalten. Weitere Aufführungen sind am 19.04., 21.04. und 23.04.22 jeweils um 19.30 Uhr geplant. Karten für alle Aufführungen gibt es zum Preis von 10 Euro (ermäßigt 5 Euro) telefonisch unter 0201 / 4903-231, per E-Mail über karten(at)folkwang-uni.de und sofern noch vorhanden an der Abendkasse.

Markus Lamers, 15.04.2022
Foto: © Franziska Götzen