Aufführung am 13.3.2017
Vom Chaos ins Paradies
Am Vorabend hatte er noch mit Tschaikowski und Elgar in der Berliner Philharmonie die Philharmoniker dirigiert beim Benefizkonzert des nun bald Altbundespräsidenten Joachim Gauck, einen Tag danach stand er an gleicher Stelle vor der Berliner Staatskapelle, um deren Abonnementskonzert zu leiten. Josef Haydns „Die Schöpfung“ stand auf dem Programm, und ähnlich intensiv beschäftigt wie der Dirigent Zubin Mehta war auch der Sänger von Raphael und Adam, René Pape, der einen Tag zuvor im Wagner-Konzert der Staatsoper Sachs‘ Fliedermonolog und Wotans Abschied gesungen hatte. Keinem der beiden Herren aber merkte man Ermüdungserscheinungen an, und sie trugen Erhebliches zum Gelingen des Abends bei, so wie auch Staatskapelle und der Chor der Staatsoper sich gleich intensiv so unterschiedlichen Aufgaben wie Wagner und Haydn widmeten.
Der Bass überzeugte gleich zu Beginn mit einem farbigen Pianissimo wie einem herrlichen Schwellton auf „Gott“, bestach wie immer mit einer vorbildlichen Diktion, die den Blick ins Textbuch überflüssig machte, sang weitausgespannte Bögen für die Gestaltung der Erdoberfläche und passte die Stimmfarben denen der begleitenden Konterbässe perfekt an. Köstlich gelang die Lautmalerei zur Charakterisierung der Tierwelt, und im dritten Teil als Adam fand das Schmunzeln über den unterwürfigen Text seiner Eva auf eine verständnisvolle Reaktion des Publikums. Mit perfekten Koloraturen am Schluss krönte der Sänger, sonst im schweren Fach zu Hause, seine Leistung.
Ihm zur Seite stand mit Julia Kleiter ein eher zarter, dabei ungemein frischer und klarer Sopran, der aber, wo geboten, auch schön aufblühen konnte, eine wirkliche Engels-, wenn auch nicht Erzengelsstimme, die schwerelos wirkende Tongirlanden entwickelte, wie Sphärenmusik wirken konnte. Sehr schön gelang das Zusammenspiel mit der Querflöte, und als Eva ließ die Sängerin eine feine Silberglocke vernehmen. Eingesprungen war
Christian Elsner, von Janowskis Wagner-Aufführungen in bester Erinnerung, als Uriel mit viel geforderter, sehr präsenter Mittellage und glänzend, wenn es hieß „in vollem Glanze steiget jetzt die Sonne auf“. Die Farbe seines Tenors ist erfreulich einheitlich in allen Registern, und zu Beginn des dritten Teils gelang ihm ein schönes Decrescendo.
Den vorzüglichen Solisten erfreulich ebenbürtig waren der Chor (Einstudierung Martin Wright) , so mit dem gewaltigen „Licht“ nach feinem Pianissimo, der reichen Agogik im „Die Himmel erzählen“ oder der Heraushebung des „ewig“ im zweiten Teil. Zubin Mehta reichte eine eher verhaltene Zeichengebung, um dem Orchester eine eindringliche Darstellung des Chaos oder ein bläserglänzendes Vorspiel zu „In vollem Glanze“ zu entlocken.
Fotos Holger Kettner (Zubin Mehta), R.Large (Julia Kleiter) und Claudia Leopold (René Pape)
Foto(c) StOp / Holger Kettner
14.3.2017 Ingrid Wanja