Weil ich am 26. August meine beiden Wagner Plakate-Ausstellungen in der Stadtbibliothek abbauen musste, nahm ich die Gelegenheit wahr, nach der „Ring“-Premiere letztes Jahr noch einmal die „Götterdämmerung“ zu sehen, auch in der Erwartung, dass vielleicht einiges zum besseren geändert worden ist. Allein, dem war nicht so, bis auf eine paar kaum merkliche Details und einer abgehalfterten im Schlussbild hängenden Wotan-Leiche, besonders hässlich und geschmacklos! Und wieder einmal an der Musik vorbei, die in diesem Moment ja viel genauer erzählt, was vom Wirken Wotans über den ganzen „Ring“ im Finale musikalisch festgehalten wird. Aber die Musik scheint bei Jung-Regisseur Valentin Schwarz, der zum Inszenierungsauftrag fast kam wie die Jungfrau zum Kind, nachdem für zwei Jahre Tatjana Gürbaca vorgesehen war, und – wie zuvor schon Lars von Trier und Wim Wenders – abgesprungen war, wie bei den meisten Regietheater-Regisseuren nur eine untergeordnete bis gar keine Rolle in der Konzeption einer Produktion zu spielen. „Wagnersches Gesamtkunstwerk“ – das war einmal, wie es dieser weitgehend misslungene „Ring“, der wegen signifikanter Absatzprobleme kommendes Jahr nur noch zweimal statt wie üblich dreimal gespielt werden wird, gezeigt hat und bedauernswerterweise weiterhin zeigen wird.
Klaus Billand, 27. August 2023