Trotz EM und Viertelfinale zwischen Spanien und Deutschland war die Düsseldorfer Oper bis zum letzten Platz gefüllt, als es darum ging, Axel Kober, den Generalmusikdirektor der Oper am Rhein, mit einem Galakonzert zu verabschieden. Ohne Übertreibung darf man sagen, dass mit dem Weggang von Axel Kober eine 15jährige Ära in Düsseldorf zu Ende geht, die in der Erinnerung aller Kulturschaffender der Landeshauptstadt und Künstler am Haus als eine besonders erfolgreiche und beglückende Zeit empfunden wird. Kulturdezernentin Miriam Koch, die OB Dr. Keller vertrat, würdigte in ihrer kurzer Laudatio, dass Kober als herausragender Musiker für Düsseldorf und Duisburg ein großer Glücksfall gewesen sei. In der Pflege des Repertoires, vor allem aber in mutigen Neuproduktionen, in der Etablierung von Open-Air-Konzerten und vielem mehr habe er ein breites Publikum für die Oper interessiert und künstlerische Maßstäbe gesetzt.
Bewegende Worte fand sodann Düsseldorfs Opernintendant Christoph Meyer für Axel Kober, den er nicht nur als musikalischen Wegbegleiter in 15 Jahren gemeinsamer Arbeit an der Düsseldorfer Oper würdigte, sondern ganz persönlich als wunderbaren Freund bezeichnete. Meyer schlug einen großen Bogen von den Anfängen dieser fruchtbaren Zusammenarbeit noch an der Oper Leipzig, der ersten gemeinsamen Premiere am Düsseldorfer Haus mit Brittens Peter Grimes bis zu den jüngsten Produktionen von Leoš Janáčeks Oper Jenufa und Wagners Frühwerk Der fliegende Holländer. Wenn Kober auch das gesamte Spektrum des Repertoires vom Barock bis zur Moderne in Düsseldorf gepflegt habe, werde er doch als Strauss- und Wagnerexperte vor allem in Erinnerung bleiben. So habe er sich mit dem Mammutprojekt von Wagners Tetralogie Der Ring des Nibelungen ein bleibendes Denkmal gesetzt. In Anerkennung seiner großen Verdienste verlieh Dr. Meyer Axel Kober die höchste Auszeichnung, welche die Oper Düsseldorf zu vergeben hat: Axel Kober wurde zum Ehrenmitglied der Deutschen Oper am Rhein ernannt. Außerdem überreichte der Intendant Kober ein besonderes Geschenk der Werkstätten, einen imposanten, da überdimensional großen Dirigierstab, der die ungewöhnlich erfolgreiche Arbeit Kobers in Düsseldorf symbolisieren sollte.
Tilman Bollhöfer, Orchestervorstand der Düsseldorfer Symphoniker, und Florian Simson, Sprecher des Ensembles der Deutschen Oper am Rhein, fanden in ihren Reden Worte der Anerkennung, des Danks und auch der Wehmut über den bevorstehenden Abschied, die zeigten, dass Axel Kober nicht nur als musikalischer Chef bei allen Mitwirkenden am Hause hochgeschätzt war, sondern vor allem auch wegen seiner Menschlichkeit geradezu verehrt wurde. Gerühmt wurde Kobers Loyalität und Integrität dem Werk und den Menschen gegenüber, die – so angespornt und motiviert- deshalb auch, so Tilman Bollhöfer, oft in ihrer Leistung über sich hinausgewachsen seien. Florian Simson überreichte Axel Kober schließlich ein besonders sinnfälliges Geschenk. In einem blauen Kästchen verbarg sich der kunstvoll eingefasste Schlüssel, mit dem Axel Kober die Herzen seiner Mitarbeiter aufgeschlossen habe. Er werde nun auch nach seinem Weggang in den Herzen aller verbleiben.
Kober selbst dankte für alle Ehrungen, Geschenke und lobenden Worte. In sympathischer Zurückhaltung betonte er, dass es ihm auch an diesem Abend ausschließlich um die Musik gehe und er sich freue, mit dem Programm des Galakonzerts noch einmal vergegenwärtigen zu können, dass sein Augenmerk in seiner Arbeit an der Oper Düsseldorf immer darauf gelegen habe, mit dem Ensemble des Hauses zu arbeiten, die Ensembleleistung zu würdigen und herauszustellen.
Tatsächlich bot die musikalische Seite dieses Abends im ersten Teil mit Ensembleszenen aus Rheingold, Rigoletto, Ariadne auf Naxos, Lucia di Lammermoor, Cavalleria rusticana und Falstaff fast allen verdienten Sängerinnen und Sängern der Düsseldorfer Oper die Gelegenheit zu dokumentieren, über welch großartiges Ensemble die Oper am Rhein verfügt. Im zweiten Teil des umjubelten Galakonzerts, der den kompletten 3. Aufzug der Oper Die Frau ohne Schatten von Richard Strauss bot, betraten zur großen Freude des Publikums mit der legendären Linda Watson als Amme und Corby Welch als Kaiser eine Künstlerin und ein Künstler noch einmal die Bühne, die gerade im Strauss- und Wagnerfach über viele Jahre und Jahrzehnte in der Düsseldorfer Oper Maßstäbe gesetzt haben. Nicht nur ihnen, sondern allen Beteiligten an diesem Konzert war anzumerken, dass sie Axel Kober mit größtmöglichem Einsatz ihrer musikalischen und stimmlichen Mittel für die gemeinsame Arbeit in den vergangenen fünfzehn Jahren danken wollten.
Axel Kober wurde vom Publikum an diesem Abend mit Beifall überschüttet. Noch einmal zeigte der national und international gefragte Dirigent, dass er besonders als Wagner- und Strauss-Interpret zu Recht nicht nur in Berlin, Hamburg oder Wien, sondern längst auch auf dem grünen Hügel in Bayreuth ein gefeierter Gast ist. Das Vorspiel zum 1. Aufzug des Lohengrin, der Ausschnitt aus Rheingold und dann als Höhepunkt der 3. Aufzug aus Die Frau ohne Schatten hinterließen bei allen Besuchern dieses Galakonzerts Gefühle des Glücks, aber auch der Wehmut, das Axel Kober nun Düsseldorf als GMD verlassen wird. Auch Der Opernfreund wünscht Axel Kober für seine zukünftige Arbeit an den großen Opernhäusern in Europa und Übersee viel Erfolg. Düsseldorf hofft auf ein baldiges Wiedersehen. Kulturdezernentin Miriam Koch hat Axel Kober jedenfalls schon einmal vorsorglich zur Eröffnung des neuen Opernhauses in Düsseldorf eingeladen. Das Publikum musste hier offenbar an die schmerzlichen Erfahrungen der Kölner Opernliebhaber mit der Renovierung des Kölner Opernhauses am Offenbachplatz denken und brach in großes Gelächter aus. Aber vielleicht dürfen die Düsseldorfer Opernfans ja daraufsetzen, dass Axel Kober schon etwas eher an seine alte Wirkungsstätte zurückkehrt.
Norbert Pabelick, 6. Juli 2024
Operngala zum Abschied von Axel Kober als Generalmusikdirektor
Opernhaus Düsseldorf
Konzert am 5. Juli 2024
Musikalische Leitung: Axel Kober
Düsseldorfer Symphoniker