Berlin, Ballett: „Gods and Dogs“, Crystal Pite

Der neue Abend des Staatsballetts ist nur eine halbe Premiere, denn der zweite Teil des Programms, Angels´ Atlas derkanadischen Choreografin Crystal Pite, wurdeschon im April des vergangenen Jahres gezeigt und nun als Wiederaufnahme in den Doppelabend eingegliedert. Er ist betitelt mit Gods and Dogs – eine Choreografie von Jiri Kylián aus dem Jahre 2008 auf Kammermusik von Beethoven, die Dirk Haubrich klanglich verfremdet hat.

Der Titel bezieht sich auf die Ambivalenz des Göttlichen und Animalischen im Menschen. Der Tanzstil ist neoklassisch.

Vier Paare zeigen vor einer Wand aus glitzernden Silberfäden (Bühne: Jiri Kylian) in kurzen Sequenzen ihre Körper in harmonisch fließenden Bewegungen, bis diese abrupt in schnelle, abgehackte, überdehnte Aktionen übergehen. Die Beziehungen der Menschen sind gestört – sie bleiben Suchende, Hoffende…

Pite`s Stück kam 2020 beim National Ballet of Canada zur Premiere. Wieder wird die Musik – eine Collage aus Kompositionen von Owen Belton, Morten Lauridsen und Peter Tschaikowsky – vom Band eingespielt. Die Bühne von Jay Gower Taylor ist ein faszinierendes Lichtspiel aus Wolkenfetzen, Kristallen, Funken und Schleiern. Die Choreografie kombiniert Moderne und Neoklassik. Letztere zeigt sich vor allem in den lyrischen Pas de deux der drei Paare in geschlitzten schwarzen Röcken (Nancy Bryant), die anspruchsvollen Hebefiguren und kraftvolle Sprünge zeigen. Hier bestechen Polina Semionova/Martin ten Kortenaar, Clotilde Tran/Cohen Aitchison-Dugas und Jessica Beardsell/Anthony Tette. Es finden sich auchernsteBilder des Sterbens und der Trauer. Inden großen Massenszenen ist die absolute Perfektion der Gruppe zu bewundern – es frenetischen Beifall im ausverkauften Haus.

Bernd Hoppe, 8. Juli 2025


Gods and Dogs
Staatsballett Berlin

Staatsoper unter den Linden, Berlin

Premiere: 28. Juni 2025
4. Aufführung am 6. Juli 2025

Choreografien: Jiri Kylian/Crystal Pite
Musikcollage vom Tonträger