Das Musical Saturday Night Fever erzählt die Geschichte des jungen Tony Manero, der aus dem ärmlichen New Yorker Stadtteil Brooklyn entfliehen will. Zusammen mit einem schönen Mädchen möchte er ein besseres Leben führen, was ihm zunächst nur jeden Samstagabend gelingt. Als umschwärmter Tänzer führt er auf der Tanzfläche der Disco 2001 Odyssey ein anderes Leben als in seinem tristen Alltag und entflieht hierbei gleichzeitig seinen schwierigen familiären Verhältnissen. Ein anstehender Tanzwettbewerb soll ihm dieses Leben dauerhaft ermöglichen. Allerdings gibt es noch einige Probleme bei der Auswahl der richtigen Tanzpartnerin.

Die Bühnenversion des Musicals, das auf dem gleichnamigen Tanzfilm aus dem Jahr 1977 basiert, in dem John Travolta zu großem Ruhm gelangte, feierte im Mai 1998 im Londoner West End Premiere. Bereits am 11. September 1999 folgte die deutschsprachige Erstaufführung im Kölner Musical Dome, wo das Musical bis Sommer 2002 zu sehen war. Damit ist Saturday Night Fever eines der wenigen Musicals, bei dem der Transfer von England nach Deutschland noch vor der Broadway-Premiere erfolgte. Auch wenn es seinerzeit nur wenige Wochen waren, ist diese Reihenfolge bei großen Musicalproduktionen auch heute noch eine besondere Rarität. Großen Anteil am Erfolg des Stücks haben sicherlich auch die großen Hits der Bee Gees wie Night Fever, Stayin‘ Alive, How Deep Is Your Love, More Than a Woman und Tragedy, die das Publikum stimmungsvoll durch den Abend begleiten. Zwar finden auch die Hits einiger anderer Künstler den Weg in die Show – beispielsweise das bekannte Disco Inferno der Trammps –, doch in erster Linie bleibt Saturday Night Fever „das Musical der Bee Gees”.

Seit dem 4. September schickt ShowSlot, die in den letzten Jahren verstärkt mit hervorragenden Musicalproduktionen auf sich aufmerksam machen konnten, das Musical auf eine große Tour, die an diesem Wochenende im Düsseldorfer Capitol Theater Station macht. Abgesehen davon, dass die Musik vom Band kommt und die Abmischung von Musik und Gesang in den ersten Minuten der Show noch nicht überzeugte, weiß Saturday Night Fever durchaus zu gefallen. Glücklicherweise wurde die Tonabmischung schnell optimiert und vor allem die Darsteller machen einen Besuch lohnenswert. Alexander Auler kann in der Rolle des Tony Manero auf ganzer Linie überzeugen. Zwar ist er im Tanz kein John Travolta, dafür weiß er aber gesanglich und mit ausdrucksstarkem Schauspiel zu gefallen. An seiner Seite stehen mit Shania Ochsner als Stephanie Mangano und Sandra Bitterli als Annette zwei gesangsstarke Damen, von denen letztere mit If I Can’t Have You eine der größten Solonummern im Stück meistert. Auch zusammen wissen sie bei Nights on Broadway zu gefallen. Christian Bock kann in der Rolle des Bobby C. ebenfalls überzeugen, insbesondere beim Song Tragedy, in dem er seine gesamte tragische Rolle auch musikalisch auf den Punkt bringt. Sein Gesang und Schauspiel zeigen eindrucksvoll, was einen guten Musicaldarsteller auszeichnet. In der Rolle des DJ Monty ist der deutsche Popsänger Joey Heindle zu sehen, der vor allem durch seine Teilnahme bei Deutschland sucht den Superstar im Jahr 2012 bekannt wurde. Für sein erstes Musical-Engagement füllt er die Rolle sehr gut aus und verzichtet dabei auf übertriebene Gesten. Gesanglich durfte man bereits im Vorfeld von einer passenden Besetzung ausgehen. Auch der Rest des Ensembles kann sich sehen bzw. hören lassen: Niklas Brunner, Simon Lausberg, Tim Edwards, Tim Olcay, Daniela Moser, Emily Bellingham, Anna Reeves, Clara Marie Hendel, Riccarda Schönerstedt, Jordan Calloway, Leo Wennerstrand, Louis Parkins, Gaia Cometto und Lucas Wells sind mit von der Partie.

Regisseur Christopher Tölle inszeniert das Stück in gutem Tempo und legt besonderen Wert auf die tragischen Elemente. Insbesondere nach der Pause wird es sehr dramatisch, was Tölle geschickt auf die Bühne bringt und einige Zuschauer überraschen dürfte, die hier vor allem ein buntes Party-Spektakel erwarten. Sehr stimmungsvoll ist das Lichtkonzept von Andrew Exeter, das perfekt mit der Musik harmoniert und oftmals sekundengenau auf die Musik abgestimmt ist. Exeter ist auch für das gelungene Bühnenbild verantwortlich. Mit einigen verschiebbaren Elementen werden schnell die passenden Räume geschaffen. Die Darsteller drehen die Teile auf der Bühne oder fahren sie an die passende Stelle. Bei einem Tanzmusical darf natürlich auch der Choreograf nicht unerwähnt bleiben: Nigel Watson stellt das große Ensemble stets gut auf und hat somit ebenfalls großen Anteil an dieser sehenswerten Produktion. Aufgeführt wird im Übrigen eine Version mit deutschen Dialogen von Anja Hauptmann unter Verwendung der englischsprachigen Originalsongs. Ein kleiner Kritikpunkt bei der ansonsten qualitativ hochwertigen Tourproduktion ist das fehlende Programmheft. Zwar lässt sich die Tagesbesetzung über den im Foyer aufgestellten QR-Code digital abrufen, doch ein Programmheft wäre dennoch wünschenswert. Hier wäre eine etwas professionellere Präsentation der eigenen Marke wünschenswert, zumal man bereits in der Vergangenheit gezeigt hat, dass man bei ShowSlot dazu durchaus in der Lage ist.
Markus Lamers, 14. September 2025
Saturday Night Fever
Musical mit Musik der Bee Gees von Robert Stigwood und Bill Oakes
Capitol Theater, Düsseldorf
Premiere: 4. September 2025 in der Liederhalle, Stuttgart
Besuchte Vorstellung: 13. September 2025
Inszenierung: Christopher Tölle
Musical Supervisor: Hans Rose / Luis Richter
Weitere Aufführungen in Hamburg (16. – 21. September), Frankfurt (25. – 28.0 September), Duisburg (2. – 5. Oktober), Bremen (7. – 9. Oktober), München (14. – 26. Oktober), Graz (29. Oktober – 2. November) und Köln (5. – 9. November), genaue Daten unter https://showslot.com/saturdaynightfever/