Kontrapunkt: „Bestandsaufnahme des Herausgebers“

Alles wieder wie früher? Mitnichten! Der alte Opernfreund ist weg. Corona ist weg wie das billige Gas aus Russland. Aber eine Zeitenwende ist da – hipp hipp hurra! Dann können wir wieder reinhauen, als wäre nichts gewesen. Unsere Theater sind auch wieder da und agieren wie vor der Coronakrise, als wäre auch da nichts gewesen. Als Beweis dienen allerorten massenhaft 5-Stunden-Opern. Die Intendanten haben es verstanden. Genau das wollen die Leute. Wagners Ring an jeder Pommes-Bude ?Na, da müssten doch jetzt die Opernfans wieder die Häuser stürmen…

Aber holla, was ist los mit Euch, Leute?

(c) Peter Klier

Selbst für die Premieren der Wiener Staatsoper gab es noch Karten. Ausnahme Frankfurt, da kommt das Publikum tatsächlich zurück. Denn die Besucher sind treu und wissen, was sie für ein tolles Angebot haben: das beste Opernhaus der Welt; leider sitzt man weiterhin grottenschlecht als großer Mensch und als Kleiner sieht man nichts – vor allem wenn der Große vor einem sitzt.

Von Bayreuth reden wir ja gar nicht erst mehr – da ist ja das „Regietheater“ schuld, wie wir alle wissen. Ein Begriff, der so schwachsinnig ist, wie nichtssagend dämlich. Bitte, bitte, bitte nicht mehr verwenden! Heh Leute, Opernfreunde: Es gibt kein Theater ohne Regie! Das sind dann Konzerte. Und ceterum censeo „standing ovations“ heisst „langanhaltender Beifall“ – nicht Klatschen im Stehen! Ich kann es nicht oft genug sagen. Außerdem ist es asozial gegenüber den Kleinen.

Aber wir stellen weiterhin fest: Die Menschen kommen trotzdem nicht. Sie sind ängstlich, sie sind kritisch und vorsichtig. Sie haben kein Geld mehr. Aber praktisch alle Musentempel des edlen Gesangs tun so, als wäre gar nichts gewesen. In der Blase lebt es sich herrlich. Nur Wien macht es neuerdings richtig: Wir holen die sogenannten Megastars für unsere neueste alte Aida. Die besten Sänger des Universums. Und wow, es funktioniert tatsächlich. Zwar sind weiterhin die Callas und Pavarotti indisponiert, aber die neue Garde ist präsent. Die ersten drei Vorstellungen sind rappelvoll…

 …mit Autogrammjägern, Japanern, sonstigen Touristen und natürlich den wahren, den echten, den einzig respektablen honorigen ewig treuen Opernfans.

Ups… was ist das?

Plötzlich gab es für die 3. Vorstellung überraschend noch ein paar Karten. Nanu? Kaufmann hatte abgesagt. Und wenn wir nun Pavarotti klonen? Jau, das wärs gewesen. Was mit alten Dino-Eiern geht (schauen Sie bitte Jurassisc Park) sollte doch auch mit menschlichem Genmaterial machbar sein. Und ethische Probleme haben wir echten Opernfans ja ohnehin nicht. Hier gilt es der Kunst – der Rest ist uns *******egal. (Sorry für die Sterne – es sind keine Genderschwachsinns-Sterne, sondern Zensur-Sterne. Ich arbeite mit Speech-to-Text und da ist eine Zensur eingebaut.)

Noch ein kleines aktueller Apercu.

Was macht eigentlich Intendant Laufenberg bei den Wiesbadener Festspielen, wo sich jetzt dank seines genialen Coups Millionen um Karten prügeln werden, wenn die größte Sängerin der Welt, die Neu-Österreicherin Anna die Erste, kurzfristig erkrankt? Kommt dann Currentzis oder war der ohnehin eingeplant? Immerhin noch ein Kassenmagnet für die greatest show on earth.

Doch zurück zum Urproblem, wie man die Häuser wieder füllt. Immerhin hat der größte und beste Tenor der Milchstraße doch alles erklärt und erkannt. Weg mit den werkeverhunzenden Regisseuren! Da liegt – nicht nur für ihn – die Haupt-Ursache für die Flucht der Opernbesucher. Kenn‘ Sie eigentlich den uralten Witz: „Wie viel intelligente Tenöre passen in eine Telefonzelle? – Antwort: Alle!“ Ja, so füllt man die Häuser wieder. Wie sonst?

Wagners Ring in einem Bild (c) Peter Klier

Ich schlage noch vor „Der Ring an einem Abend“ oder „Borstenvieh und Schweinespeck, das ist mein holder Lebenszweck…“ – Konjunkturbelebung mit Operette! Klappt wohl leider auch nicht mehr in Zeiten drohenden Fleischkonsumverbots oder zumindest dessen Ächtung. Also her mit der Veganeroper! Aber kann die Oper überhaupt die Krisen überleben, die uns die Politik bringt? Vielleicht liegt da eventuell die Ursache für den drohenden Untergang.

Das Auto muss weg! Aber wie kommen wir Ländler dann in die Oper… Ach ja mit dem Fahrrad. Die anständigen Opernfreunde wohnen ja ohnehin in den Innenstädten.

Kohle muss weg – Atomenergie um Gottes willen ganz weg … Aber Musiktheater braucht fataler weise Strom, viel Strom. Aber auch da haben unsere grünen Freunde ja längst die Lösung: Sparen! Waschlappen und DVD-Player verbrauchen nur ganz wenig Strom.

Fracking? – Pfui deibel, Teufelswerk! Zwar haben wir eines der größten Gasfelder der Welt im Norden Deutschlands, aber die Nutzung ist unrealisierbar in Zeiten ideologischer Teufelsaustreibung, paranoiden Untergangs-Wahnvorstellungen und Öko-Faschismus.

Wissen unsere politischen Traumtänzer und Windmühlenideologen eigentlich überhaupt, was so ein Opernhaus an Strom verbraucht? Wir haben die weltweit höchsten Energiekosten. Bald kommt der Blackout, wenn alle Anständigen ihr Elektroauto abends zum Laden anschließen. Also bitte demnächst sicherheitshalber Kerzen mitbringen und Taschenlampen. Ging doch früher auch.

Spaß beiseite: Bitte gehen Sie endlich wieder in die Oper! Unser Opernfreund bietet ihnen als Voraussetzung die besten Informationen der Welt ?Ist die Kultur einmal kaputt, ist es wie mit der Wirtschaft. Wesch iss wesch, sagt der Niederrheiner, auch wenn der Kölner sagt „Et hett noch imma juht jejange!“ Glauben wir dran. Ich glaube z.B. fest daran, dass im Jahr 2025 auch diese tolle Stadt ihre Oper wieder öffnen wird. Der BER ist doch auch offen. Ich bin Optimist.      

Immerhin hat die Opern- und Konzertwelt ja schon einige neue Kunden erschlossen: die Blödkleber der letzten Generation. Bleiben Sie fröhlich! Wir sind noch da im neuen fantastischen Gewand 😉

Herzlich grüßt Ihr Herausgeber