Budapest: Kreuzkantaten (Bach)

26.3.2022 (Uraufführung).

Ein kurzweiliger Abend zu ernster Musik

Die nach Graf Miklós Bánffy von Losoncz (1873-1950) benannte Halle enthält einen Theaterraum für 500 Personen und ist in den 22.000 m2 umfassenden ehemaligen Reperaturkomplex der Nordbahn in der Kőbányai út 30 im 10. Bezirk, die insgesamt 5 Hallen umfasst, integriert. Das Konzept des unter dem Titel „Kreuzkantaten“ zusammengefassten geistlichen Kantaten stammte von Direktor Szilveszter Ókovács. Zur Aufführung gelangten Ausschnitte aus der Kantate „Christ lag in Todesbanden“ (BWV 4), nämlich die Sinfonia, die Arie Hier ist das rechte Osterlamm (Stanza V) und der Choral Wir essen und leben wohl (Stanza VII), die Kantate „Ich habe genug“ (BWV 82) sowie die Kantate „Ich will den Kreuzstab gerne tragen“ (BWV 56).

Gesungen wurde abwechselnd in Deutsch und in Ungarisch (Übersetzung: János Lackfi). Gesungen wurden die Soloteile vom ungarischen Bass István Kovács. Die szenische Gestaltung der Kantaten lag in den Händen von Csaba Horváth, der auch die Choreografie verantwortete. Die stufenförmig verschachtelte Bühne entwarfen Zoltán Kalászi und Kristóf Benedek Kiss, die praktikablen Kostüme des Balletts stammten von Mari Benedek. Es scheint in den letzten Jahren Mode geworden zu sein, sowohl Oratorien, also geistliche Opern, als auch andere geistliche Werke, wie etwa das Deutsche Requiem an der Volksoper Wien, szenisch umzusetzen. Das Orchester der ungarischen Staatsoper wurde von Péter Halász schwungvoll geleitet. Die Tanzszenen wurden von folgenden Mitgliedern der Forte Company ausdrucksstark mit akrobatischen Elementen versehen, getanzt: Atanáz Attila Babinchak, István Bari, Szabolcs Benedek Csáki, László Fehér, Boglárka Ferenczy-Nagy, Gizella Gálhidy, Fanni Hevesi, Barnabás Horkay, Zsófia Hrapka, Tibor Juhász, Aida Diána Kiss, Panka Ajsa Kondákor, Vilmos Lehel, Simon Regős, Liza Tarjányi und Kristóf Widder.

Die Tänzer ergänzten auch fallweise stimmlich den von den obersten Reihen des Zuschauerraumes aus singenden Chor. Nach pausenlosen 90 Minuten wurden alle Mitwirkenden und das Regieteam vom anwesenden Publikum wohlwollend, wenn auch nicht enthusiastisch, beklatsch.

Harald Lacina, 29.3.2022

Fotocredits: ©Péter Rákossy / Hungarian State Opera