CD: „Bruckner 8. / Te Deum“, Bernhard Haitink

Das Label BR-Klassik hat erneut eine bemerkenswerte Veröffentlichung auf den Markt gebracht, die zwei Live-Aufnahmen unter der Leitung des legendären Dirigenten Bernard Haitink präsentiert. Diesmal stehen Werke des österreichischen Komponisten Anton Bruckner im Mittelpunkt: das „Te Deum“ in C-Dur und die monumentale Sinfonie Nr. 8 in c-Moll. Die Aufführungen werden von Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks gestaltet, und die Choreinstudierung erfolgte unter der Leitung von Simon Halsey.

Das „Te Deum“ von Anton Bruckner ist ein Werk von außerordentlicher spiritueller Tiefe und erheblicher musikalischer Komplexität. Bruckner begann mit der Komposition im Mai 1881, während er an seiner sechsten Sinfonie arbeitete. Doch erst nach der Fertigstellung seiner siebten Sinfonie widmete er sich intensiver diesem Chorwerk. Die Uraufführung des „Te Deum“ fand schließlich am 10. Januar 1886 im Musikvereinssaal in Wien unter der Leitung von Hans Richter statt. Das Werk erregte die Aufmerksamkeit von Gustav Mahler, der es in höchsten Tönen lobte. In seiner eigenen Partitur ersetzte er den Untertitel „für Chor, Solostimmen, Orchester und Orgel“ durch „für Engelszungen, Gottselige, gequälte Herzen und feuergeläuterte Seelen“. Bruckner selbst bezeichnete das „Te Deum“ als den Stolz seines Lebens und empfand es als sein bedeutendstes Werk. Es gilt als eines der bedeutendsten Chorwerke seiner Zeit und als Höhepunkt in Bruckners Schaffen.

Die Live-Aufnahme dieser Aufführung präsentiert Bernard Haitink als sehr einfühlsamen und stilsicheren Interpreten, der die spirituelle Tiefe und majestätische Pracht des „Te Deum“ kompetent vermittelt. Die Solisten Krassimira Stoyanova, Yvonne Naef, Christoph Strehl und Günther Groissböck bereichern die Aufführung mit ihren beeindruckenden stimmlichen Fähigkeiten und verleihen dem Werk emotionale Tiefe. Anton Bruckner war einer der zentralen Komponisten im breiten Repertoires von Bernhard Haitink. Konsistenz und klare Strukturen bei fließenden Tempi waren kennzeichnend für seine Interpretationen. Haitinks Leitung ist auch hier bestimmt von Präzision und Ehrfurcht, und er versteht es, das Chor-Orchester-Ensemble zu harmonischer Einheit zu formen. Bruckner in seiner Feierlichkeit wird hier zum besonderen Erlebnis.

Die zweite Hälfte der CD ist der Sinfonie Nr. 8 in c-Moll von Anton Bruckner gewidmet. Die Entstehungsgeschichte dieser Sinfonie ist von Bruckners plötzlichem Aufstieg zu Ruhm und Anerkennung geprägt. Nachdem der berühmte Dirigent Hermann Levi Bruckner als „den größten Symphoniker nach Beethovens Tod“ bezeichnet hatte, erhielt der Komponist endlich die verdiente Aufmerksamkeit in München, und der Kaiser von Österreich ehrte ihn mit dem Franz-Joseph-Orden. All dies stärkte Bruckners Selbstvertrauen, und er begann im Sommer 1884 mit der Arbeit an seiner achten Sinfonie. Die Sinfonie Nr. 8 ist ein gewaltiges Werk, das Bruckners Reife und seinen musikalischen Ehrgeiz widerspiegelt. In c-Moll kehrte er zu der Tonart seiner früheren Sinfonien zurück, die von Beethovens Fünfter geprägt war. Bruckner hatte die Absicht, die größte instrumentale Sinfonie aller Zeiten zu schaffen, und die Ausdehnung des Werks erreichte gigantische Ausmaße. Das Finale dieser Sinfonie gilt als der längste und gewagteste Sonatensatz, den Bruckner je komponierte. Bruckner selbst bezeichnete ihn als „den bedeutendsten Satz meines Lebens“. Hier erklingen gegen Ende die Hauptthemen aller vier Sätze gleichzeitig, begleitet von einem euphorischen „Halleluja!“

Die Live-Aufnahme dieser Sinfonie zeigt Bernard Haitink in seiner vollen Pracht. Seine Interpretation ist kraftvoll und nuanciert, und er beherrscht die gewaltigen Strukturen der Sinfonie meisterhaft. Kompakt und forsch sind die Sätze zwei und vier gestaltet. Das Adagio wird in einem großen endlosen Bogen zelebriert. Harfen und die beiden exponierten Beckenschläge geben dieser Ausführung Glanz. Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks präsentiert eine beeindruckende technische Präzision und emotionale Tiefe. Die immens geforderten Bläser spielen mit Sonorität und Ausdauer. Holzbläser und Streicher gefallen in warmen Klangfarben, und der Chor rundet im Te Deum das Orchesterklangbild mit beeindruckender Präzision ab.

Diese CD-Veröffentlichung von BR-Klassik ein Fest für Liebhaber der Romantik, der österreichischen Musik und der Musik von Anton Bruckner. Bernard Haitink und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks haben Bruckners Werke einmal mehr in ihrer vollen Pracht und emotionalen Tiefe zum Leben erweckt. Die Live-Aufnahmen erfassen die Atmosphäre und die Leidenschaft dieser Aufführung und bieten den Hörern ein intensives Musikerlebnis.

Dirk Schauß, im November 2023


Anton Bruckner
Te Deum und Sinfonie Nr. 8

Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Bernard Haitink, Leitung

BR-Klassik, 900 212