WA am 18.12.13
Ein Ballett für die Ewigkeit zum Weinen schön
Wenn Sie sich nicht, wie an manchen Häusern, über modernes Dauer-Tanztheater in Zerknirschung und Selbstzerfleischung ergehen oder langweilen möchten, dann bitte auf nach Essen. Buchen Sie sich in den wunderbaren Piaf-Abend ein, solange er noch läuft. Das Stück ist nicht ohne Grund seit seiner Aalto-Premiere 2007 ständig ausverkauft – heuer gibt es noch einige Karten für die restlichen Vorstellungen.
Die wunderbar und stilvoll aus-choreographierten Chansons von Edith Piaf, Gilbert Bécaud und Jacques Brel (in toller Tonqualität nebenbei bemerkt) mit dem fabelhaften nun schon 82-jährigen Zygmunt Apostol als konferierender Clochard – man muss diesen Künstler einfach erlebt haben! – bezaubern weiterhin nachhaltig. Fantasievolle Bilder von Paris – stilvoll ästhetisch und formvollendet projiziert auf diverse Regen-, Sonnen- und sonstige Schirme – dazu und eine traumhafte Lichtregie (Jürgen Nase). Solche Bilder betören auf charmante Weise die Herz und Seele der Zuschauer. Kann Ballett schöner sein, können Chansons ewiger erstrahlen?
Das tragische, kurze und dennoch so erfüllte Leben der Piaf findet hier eine gesamtkunstwerkliche Hommage für die man Ballettdirektor Ben Cauwenbergh ewig Dank sagen möchte; eine respektvolle Würdigung.
Dass eine tolle Tänzerin, wie Adeline Pastor, auch noch singen kann und über eine der Piaf durchaus ähnliche Tessitura verfügt, ist unglaublich. Dazu kommt Denis Untila als "Gilbert Bécaud", der in seinen Performances nicht nur die Grenzen der Schwerkraft praktisch aufhebt, sondern auch die lässige "Leichtigkeit des Seins" jenes Savoire Vivre de Dance so bravourös wie begnadet interpretiert.
Am Ende, wie nach jeder bisherigen Vorstellung, Jubel, Jubel, Jubel… Das ist aber auch eijne fabelhafte Tanztruppe da in Essen. Irgendwie habe ich immer das Gefühl, daß es bei aller Schwerarbeit doch irgendwie allen Mitgliedern des Ensemble auch noch richtig Spass macht so etwas zu tanzen, zungestalten. Bravi!
Das Ergebnis von soviel tollem Engament:
Unisono beglückende und strahlende Gesichter beim Publikum; ach wie kann Tanztheater schön sein! Wir haben alle feuchte Augen 😉 …
Hier waren mal wieder (!) sowohl die 80-Jährigen, als auch die 17-jährigen Teenager im Herzensjubel vereint.
Peter Bilsing 22.12.13
Wunderbare Bilder von Bettina Stöß