Interview: „Harald Reitinger und Sven-Oliver Müller“ zu ihrem Musical „Malle Olé – Das Musical, das ballert“

Zu Beginn des kommenden Jahres steht im Duisburger Theater am Marientor die Uraufführung eines neuen Musicals auf dem Spielplan. In Malle Olé – Das Musical, das ballert wird mit den großen Hits vom Ballermann ein durchaus spezielles musikalisches Themengebiet bedient. Trotz der zweifelsfrei vorhandenen Distanz zur Oper haben wir vom Opernfreund im Vorfeld mit den beiden Personen hinter den Kulissen gesprochen, um zu klären, was der Zuschauer hier genau erwarten darf und wie es überhaupt zu diesem Projekt gekommen ist.

Der Opernfreund (OF): Lieber Herr Reitinger, lieber Herr Müller, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für ein Interview mit dem Opernfreund genommen haben. Im Januar feiert mit Malle Olé – Das Musical, das ballert ein sehr spezielles Musical seine Premiere im Duisburger Theater am Marientor. Wie kommt man auf die Idee ein Musical aus einer Ansammlung von Ballermann-Hits zu machen?

Harald Reitinger (HR): Die Idee entstand vor etwa vier Jahren, als wir an einem internationalen Projekt gearbeitet haben, dass eine Mischung aus Oper, Musical und Kinofilm auf die Bühne bringen sollte. Angedacht waren hier neben einem Symphonieorchester und Opernsängern auch Artisten und einige Special Effects. Als wir bereits kurz vor der finalen Umsetzung waren kam uns leider wie so vielen anderen die Corona-Pandemie in die Quere. Wir saßen im Team zusammen und haben überlegt was man stattdessen machen könnte. Im Ansatz wollten wir ein auf den deutschsprachigen Raum zugeschnittenes Projekt machen, welches eine möglichst große Fangemeinde hat. Dabei kamen wir aus einer Laune heraus auf die Idee zu einem „Malle-Musical“, was es damals seltsamerweise noch nicht gab.

OF: Nun sind Ballermann-Hits aber auch sehr speziell.

HR: Das ist durchaus richtig, allerdings sind Ballermann-Songs, wenn man sie analysiert, auch viel besser als ihr Ruf. Man muss sie nur richtig und teilweise neu arrangieren und instrumentieren.

OF: Es wird neben bekannten Ballermann-Hits auch neue und eigens für das Musical komponierte Stücke geben, ist das richtig? Diese sind dann aber sicherlich auch im entsprechenden Party-Style komponiert, oder?

HR: Die Songs habe ich gemeinsam mit meinem Team komponiert. Dazu gehört der erfolgreiche Ballermann Komponist und Produzent Mike Röttgens sowie mein langjähriger Produktionspartner Uli Fischer und der Produzent meines Soloalbums mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg Andi Slavik, der mit seiner klassischen Expertise den speziellen Sound des Musicals mitentwickelt hat.

OF: Kommen wir kurz auf die Story des Musicals zu sprechen. Die Geschichte, die man bei Ihnen auf der Homepage nachlesen kann, klingt wie eine Mischung aus Mamma Mia!, Rock of Ages und seichter Liebeskomödie. Was genau, dürfen die Zuschauer hier erwarten?

Sven-Oliver Müller (SOM): Malle Olé ist weit mehr als ein klassisches Jukebox- oder Feelgood-Musical. Wir erzählen eine eigenständige, szenisch und fast filmisch inszenierte Geschichte auf einer der modernsten und größten Bühnen Europas – mit beeindruckenden LED-Animationen, Tanz und Livegesang. Im Mittelpunkt steht eine mitreißende Liebesgeschichte voller Hindernisse, der Kampf gegen den Antagonisten Viktor, der Mallorca bedroht, sowie die humorvolle Coming-of-Age-Reise unseres Protagonisten Jonas. Dabei bleibt kein Auge trocken, kein Herzschmerz ausgespart und kein Lacher liegen. Die Zuschauer erleben ein großes Abenteuer mit Emotion, Spannung und Humor. Und sollte man trotz unserer neuen originären Story Parallelen zu bekannten Erfolgs-Musicals erkennen, dann liegt das schlicht daran, dass wir auch ein Musical sind – aber eines mit eigener Handschrift und dem klaren Anspruch, etwas Neues zu erzählen.

OF: Als Regisseur konnte mit Eric Petersen ein renommierter Musical-Regisseur gewonnen werden. Wie kam hier der Kontakt zustande?

SOM: Der Kontakt zu Eric Petersen entstand tatsächlich sehr organisch. Wir waren früh auf der Suche nach einem Regisseur, der nicht nur große Musicalformate beherrscht, sondern auch ein Gespür für Tempo, Humor und emotionale Tiefe mitbringt. Eric hat uns mit seiner Erfahrung und seinen Erfolgen, seiner klaren Handschrift und vor allem mit seiner Begeisterung für das Projekt sofort überzeugt. In den Gesprächen wurde schnell deutlich, dass wir eine gemeinsame Vision teilen: ein modernes dynamisches Musical zu schaffen, das visuell überwältigt und zugleich eine starke Geschichte erzählt. Aus diesem kreativen Austausch ist dann sehr schnell eine vertrauensvolle und freundschaftliche Zusammenarbeit entstanden.

OF: In ihrem Musical stehen rund 20 Darstellerinnen und Darsteller auf der Bühne, ist das richtig?

SOM: Fast. Tatsächlich stehen bei uns ganze 25 Darstellerinnen und Darsteller auf der Bühne. Hinter uns liegt über ein Jahr intensives Casting in ganz Deutschland. Dabei ist es uns gelungen, neben bekannten und erfolgreichen Künstlerinnen und Künstlern wie z. B. Lisa Kimberly Schöppl, Jessica Kessler, Jennifer Siemann, Peter Knauder, Anthony Curtis Kirby, Stefan Reil und Till Jochheim auch viele weitere erfahrene Talente sowie spannende Neuentdeckungen für das Projekt zu gewinnen. Mit dieser vielseitigen Besetzung sind wir bestens aufgestellt und können die Geschichte jeden Abend mit voller Energie, Spielfreude und ganz viel Herz auf die Bühne bringen.

OF: An einigen Stellen liest man auch immer wieder von einem für die Story durchaus wichtigen Überraschungsgast. Können Sie uns hierzu noch etwas mehr verraten?

SOM: Mit der Rolle des „Engels von Mallorca“ haben wir eine kleine aber äußerst bedeutende Figur geschaffen: einen weisen lebenserfahrenen Wegbegleiter, der unserem Hauptdarsteller mit charmanten Tipps und einer guten Portion Malle-Lebenserfahrung zur Seite steht. Diese Rolle erlaubt es uns, immer wieder prominente Überraschungsgäste einzubinden. So bringen wir stetig neue Impulse, frische Gesichter und aktuelle Vibes auf die Bühne – und halten Malle Olé – Das Musical, das ballert lebendig, überraschend und nah am Puls der Zeit. Vor allem aber: Es ist ein riesiger Spaß, bei dem wirklich jeder mitgehen, mitsingen und mitfeiern kann.

OF: Kommen wir nochmal zurück auf den Bereich hinter den Kulissen. Wenn wir alles richtig verstanden haben, wurde das Musical von Ihnen beiden als inhabergeführtes Start Up auf die Beine gestellt. Dies ist in der heutigen Zeit sicher auch ein großes finanzielles Risiko, was Sie hier eingehen. Mit welcher Auslastung rechnen Sie denn für die Vorstellungen in Duisburg und wie lange wird das Musical im Theater am Marientor zu sehen sein?

HR: In der Tat ist das Risiko gewaltig, und es lastet zum Großteil auf meinen Schultern. Da wir aber wissen was für eine tolle Show wir hier auf die Beine stellen, wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis wir einen grandiosen Erfolg feiern. Die Show, die wir hier in Duisburg vorbereiten wird etwas so Neues, Einzigartiges und vor allem Großes, wie man es in Deutschland in der Art noch nicht erlebt hat. Alleine unsere Bühne wird in fünf Sattelschleppern angeliefert und wurden von Studio Hamburg gebaut, nachdem Bühnendesignerin Bella Reicheneder – die unter anderem schon für Wetten Dass…? und The Voice of Germany gearbeitet hat – die Pläne geliefert hat. Wenn wir schon volles Risiko gehen, dann soll es so groß werden, dass man lange darüber sprechen wird. Wir wollen gerne wie Starlight Express 30 Jahre am Stück spielen. Das Libretto wird dann jedes Jahr mit neuen Hits und Story-Twists angepasst und verfeinert werden, so dass das Stück nie wirklich alt wird.

OF: Am Ballermann spielt traditionell das Thema „Trinken bis zum Umfallen“ eine große Rolle. Besteht nicht die Gefahr, dass sich das Publikum im Musical wie in einer Kneipe auf Mallorca benimmt und leicht angetrunken alle Lieder einfach mitgröhlt? Haben Sie dies bedacht und wie will man dem entgegenwirken?

SOM: Natürlich ist uns das Image des „Ballermanns“ und die damit verbundene Feierkultur bewusst. Gleichzeitig ist Malle Olé ganz klar kein Kneipenabend, sondern ein hochwertig inszeniertes Theatererlebnis. Die Zuschauer kommen wegen der Geschichte, der Musik, der starken Bilder und der Emotionen – nicht, um einfach nur mitzusingen oder mitzusaufen. Unsere Inszenierung, die szenische Erzählweise und die technische Umsetzung auf einer großen Bühne schaffen von der ersten Minute an eine klare Atmosphäre: Man sitzt im Theater, nicht in einer Bar. Das Publikum wird emotional mitgenommen, lacht, fiebert mit und lässt sich berühren. Genau dadurch entsteht Respekt vor dem Moment – und der verhindert automatisch das „Mitgröhlen“ aber nicht das „Mitsingen“. Das ist sogar explizit gewünscht, denn in welchem neuen Musical kennt der Zuschauer schon von Beginn viele Lieder und Texte. Natürlich dürfen bekannte Songs Freude auslösen, aber sie sind dramaturgisch eingebettet und Teil einer Geschichte. Wer Malle Olé besucht, erlebt Mallorca von seiner emotionalen, humorvollen und auch überraschend tiefgründigen Seite. Das ballert – aber im besten musikalischen und theatralen Sinne.

OF: Um dies einmal auf unsere Leser zu beziehen, die zwar dem Musical meist sehr offen gegenüberstehen, aber im Theater wohl doch eher zu Oper tendieren. Sie brauchen also keine Angst vor einem Besuch bei Ihnen haben?

HR: Auf keinen Fall. Bei uns bekommt man grandiose Unterhaltung mit einem gigantischen Bühnenfeuerwerk und einer musikalischen Bandbreite von Swing über Schlager, sogar bis hin zur Oper.

OF: Dann lassen wir uns gerne überraschen und vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben. Für die im Januar anstehende Uraufführung wünschen wir Toi toi toi. Die letzten Worte überlassen wir gerne noch Ihnen.


SOM: Wir sehen uns ab 3. Januar 2026 zu den Previews und am 8. Januar 2026 zur Weltpremiere im Duisburger Theater am Marientor. Dort spielen wir dann geplant erst mal bis zum 21. Februar. Wir freuen uns auf Sie!


Das Interview führte Markus Lamers.

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