Abschlusskonzert des Meisterkurses mit dem „Internationalen Opernstudio der Oper Köln“ im Saal 3 des Staatenhauses (25.05.2018)
Martina Franck, die Künstlerische Operndirektorin der Oper Köln, pries in ihrer kurzen An-sprache die Arbeit des ukrainischen Tenors Dmytro Popov mit den jungen Sängerinnen und Sängern des Internationalen Opernstudios während der vergangenen beiden Tage in den höchsten Tönen und versprach einen glanzvollen Opernabend. Und der wurde es auch! Die zahlreich erschienenen Opernfreunde brauchten ihr Kommen wahrlich nicht zu bereuen.
Popov, gefeierter Gast an allen großen Opernhäusern der Welt, spornte die jungen Künstler zu wahren Höchstleistungen an, ballte triumphierend die Faust, wenn eine Phrase nach mehrmaligem Anlauf vollendet gestaltet wurde, machte einen gefühlt zwei Meter hohen Luftsprung, wenn das hohe C strahlend im festlich geschmückten Saal 3 des Staatenhauses erklang und geizte nicht mit verbalen und körperlichen Umarmungen, wenn seine „Schüler“ ihr Gesellenstück mit Bravour dem begeisterten Publikum präsentiert hatten.
Der blutjunge türkische Bass Yunus Shahinger eröffnete mit sonorer Bassgewalt den Reigen musikalischer Glanzlichter mit der Arie des Banquo aus Verdis Oper „Macbeth“. Die belgische Mezzosopranistin Sara Jo Benoot erprobte mit großem Erfolg an diesem Abend einen Stimmfachwechsel und gestaltete mit leuchtendem, hochdramatischem Sopran u.a. die berühmte Briefszene der Tatjana aus Tschaikowskis Oper „Eugen Onegin“. Der Schweizer Tenor Dino Lüthy verströmte balsamischen Schmelz bei der Arie des Werther aus Massenets gleichnamiger Oper, die georgische Koloratursopranistin Maria Kubliashvili verzauberte mit herrlichen Pianotönen und gestochenen Koloraturen in Arien von Mozart und Bellini sowie einem Lied von Rachmaninow und der koreanische Bariton Hoeup Choi sang die Arie des Rodrigo aus Verdis Oper „Don Carlos“ mit stimmlicher Wucht und Gänsehaut fördernder Klangschönheit.
Als Maestro Popov daraufhin flugs ans Klavier eilte, einige Stimmübungen mit dem jungen Koreaner einlegte und ihn dann die Tenorarie (!) „Vesti la giubba“ aus Leoncavallos Reißer „I Pagliacci“ singen ließ, kannte die Begeisterung im Publikum keine Grenzen mehr. Ob hier ein neuer Stern im Tenorfach aufgeht? Dmytro Popov jedenfalls ist davon überzeugt. Bei dem koreanischen Tenor Young Woo Kim erübrigen sich solche Fragen. Seine herrliche Tenorstimme füllte mühelos den Saal 3 des Staatenhauses bei seiner Interpretation der Arien des Faust aus Gounods gleichnamiger Oper und des Rudolfo aus Puccinis Oper „La Boheme“. Als dann in der Reprise der Puccini-Arie Woo Kim das abschließende hohe „C“ strahlend mühelos und ganz natürlich aus der Gesangslinie heraus erklingen ließ, da jubelte nicht nur das Publikum, sondern auch der eigentliche Star dieses denkwürdigen Abends, der mit seinen Schülerinnen und Schülern mitfiebernde, ungemein empathische und seine Eleven motivierende Dmytro Popov.
Rainer Mühlbach, der Leiter des „Internationalen Opernstudios der Oper Köln“, begleitete seine Schützlinge einfühlsam am Klavier. Er kann zu Recht stolz sein auf die in den letzten beiden Jahren geleistete Arbeit, ohne die ein derartiges künstlerisches Niveau an diesem Abend nicht möglich gewesen wäre. Den jungen Sängerinnen und Sängern dürfte jedenfalls eine große Opernkarriere offen stehen.
Norbert Pabelick 28.5.2018