In seiner ihm eigenen, selbstironischen Art nannte Rossini seine letzte, umfangreichere Komposition Petite Messe Solennelle wobei sich das Adjektiv “petite” natürlich nur auf die kleine Besetzungen bezog: Ein vokales Doppelquartett (als Chor), vier Gesangssolisten, zwei Klaviere und ein Harmonium. Der Dirigent dieses Konzerts in Kopenhagen, Jonathan Ofir, hatte Rossinis eh schon kleine Besetzung noch weiter reduziert, machte aus dem “petite” ein “encore plus petite”, indem er bloss neun Sänger*innen der Copenhagen Soloists und nur noch ein Klavier einsetzte und das Harmonium durch ein Akkordeon (gespielt von Yngvild Ruud) ersetzte. Das Ergebnis war – man muss es leider konstatieren – eine “Trop Petite Messe Solennelle”. Klanglich war das zu brüchig, zu transparent, da man die unterschiedlichen Qualitäten der Stimmen deutlich heraushörte, der Gesamtklang insgesamt zu wenig gerundet war. Zudem wurden durch das Akkordeon allzu “schräg” daherkommende Akzente gesetzt, was stellenweise einer Musik ähnelte, die man z.B. in einer verrauchten Kneipe am Montmartre zu hören bekommt.
Auch dynamisch kam diese Messe unausgewogen daher: Verhaltenere Momente wurden durch jähe, als willkürlich empfundene Ausbrüche im Fortissimo unterbrochen. Das große Engagement der Beteiligten war zwar spürbar, doch überzeugend war das Ergebnis leider nicht. Die Gesangssolisten waren im Programmheft nur nach Stimmgruppen geordnet aufgeführt, ich vermute mal, dass die jeweils erstgenannten Personen die Soli sangen.
Sopran: Lise Bech Bendix, Anna Carina Sundstedt, Alt: Isolde Eninger, Helle Grarup, Simone Rønn, Tenor: Kieran White, Petter Møen, Bass: Ørjan Hartveit, Steffen Bruun. Der Sopranistin gelang das zweite Solo (O salutaris Hostia) besser als das erste (Crucificus etiam pro nobis), das mit zitternder Stimme und ohne die notwendige Tiefe vorgetragen wurde. Der Bassist war mit dem Tonumfang seiner Arie (Quóniam tu solus Sanctus) hörbar bis über seine stimmlichen Grenzen gefordert. Einzig mit seiner stimmschönen Mittellage vermochte er zu punkten. Die Altistin immerhin führte das abschließende Agnus Dei zu einem intensiven, dramatischen Moment!
Das absolute Glanzlicht aber war das Tenor-Solo Domine Deus, Rex celestis. Hier sang ein junger Mann mit einer geradezu überwältigenden Emphase und Strahlkraft, intonierten Phrasen, die direkt ins Herz trafen.
Hervorragend meisterte die stark geforderte Pianistin Christina Bjørkøe ihren umfangreichen Part und führte das rein instrumentale Preludio religioso zu einem Höhepunkt der Aufführung. Einige Zuhörer allerdings verpassten diesen Moment, da sie das eh schon schwach besuchte Konzert in der Pause verlassen hatten.
Kaspar Sannemann, 19. November 2024
Petite Messe Solennelle
Gioacchino Rossini
Kopenhagen
Holmens Kirke
16. November 2024
Dirigat: Jonathan Ofir
Copenhagen Soloists