Detmold: „Das schlaue Füchslein“, Leoš Janáček

Eine unkomplizierte, gleichwohl gelungene Produktion von Janáčeks wohl beliebtester Oper Das schlaue Füchslein ist jetzt im Landestheater Detmold sowie auf Tournee in Winterthur zu hören und zu sehen. Die Inszenierung (Regie: Lars Marcel Braun nach einem Konzept von Geertje Boeden) hinterfragt nichts und aktualisiert nichts, sondern lässt die Geschichte von der Natur der Menschen und der Natur an sich für sich sprechen. Über die menschengemachte Biodiversitätskrise kann (und sollte!) man sich anderwärts informieren. Die ausdrucksvolle Musik Janáčeks reicht für einen gelungenen Opernabend völlig aus, besonders wenn sie so weich, lyrisch, gesanglich und transparent und die Gesangsstimmen nie überdeckend gespielt wird wie vom Symphonischen Orchester des Landestheaters Detmold unter der Leitung von Claudio Novati. In den Gesangsrollen glänzen überwiegend Ensemblemitglieder. Johanna Nylund ist eine jugendliche, agile Füchsin; Emily Dorn der verliebte Fuchs. Ihr Liebesduett ist ein musikalischer Höhepunkt, wobei der Text ja von entwaffnender jugendlicher Naivität strotzt – ein Kontrast zu den üppigen psychologisch ausufernden Libretti aus jener Zeit (die Uraufführung fand 1924 statt).

© Jochen Quast

Das Gegenstück zu diesem Duett ist der Schlussmonolog des geistig alten Försters, der larmoyant die Schönheit der Natur besingt. Doch noch will er sie beherrschen, wenn er sich überlegt, wieder einen Fuchs zu fangen.  Mit mächtiger, ausdrucksvoller Stimme gestaltet Jonah Spungin diese Partie. Eine weitere tiefe, eindrucksvolle Männerstimme ist mit Jaime Mondaca Galaz zu erleben, der den Pfarrer und den Dachs singt. Nikos Striezel ist der richtige Charaktertenor, um den weinerlichen Schulmeister zu geben. Aber auch alle anderen Partien von der Försterin bis zum Eichelhäher bereiten Freude, ganz besonders die auch zum Teil solistisch auftretenden Detmolder Schloss-Spatzen. Gesungen wird auf Tschechisch, was wegen Janáčeks enger Verzahnung von Sprache und Musik unabdingbar ist.

Eine Drehbühne erlaubt schnelle Szenenwechsel. Das zweiseitige Bühnenbild von Beata Kornatowska zeigt symbolisch einen Wald, dessen Bäume sich schützend über die Szene legen. Etwas Mauerwerk kennzeichnet die menschliche Seite, nämlich die Wohnung des Försters und die Gastwirtschaft. Verschiedene Öffnungen erlauben abwechslungsreiche Auf- und Abtritte.

© Jochen Quast

Für unterschiedliche Stimmungen auf der Bühne sorgt die ausgefeilte Lichtregie von Udo Groll. Liebevoll sind die Kostüme, ebenfalls von Beata Kornatowska, für die Waldtiere und realistisch für die Menschen; besonders das des Wilderers Háraschta, der in seinem eigenem Fangeisen stecken bleibt. Das Detmolder Premierenpublikum zeigte sich begeistert von dieser Produktion. Sie ist in mehrfacher Hinsicht empfehlenswert: Opernneulinge (empfohlen ab 10 Jahren) erleben ein anrührendes Werk mit schöner Musik und lebendiger Szene; erfahrenere Opernfreunde kommen angesichts der musikalischen Qualität auf ihre Kosten, ohne sich den Kopf zerbrechen zu müssen, was der Regisseur uns hier mitteilen will.

Bernhard Stoelzel, 6. Dezember 2025


Das schlaue Füchslein
Leoš Janáček
Landestheater Detmold

5. Dezember 2025 (Premiere)

Inszenierung: Lars Marcel Braun
Musikalische Leitung: Claudio Novati
Symphonisches Orchester des Landestheaters Detmold