Konzert am 8.5.15 im Teo Otto Theater
Schmankerln und Suiten
Es muß schon etwas Besonderes sein, wenn sich die regionale Crème der Gitarristen unter die Besucher eines Konzerts mischt: Caterina Lichtenberg, Kai Heumann, Dieter Kreidler und Bernd Geisler hatten sich u.a. eingefunden, um dem Auftritt desberühmten internationalen Los Angeles Guitar Quartet mit John Dearman, William Kanengiser, Scott Tennant und Matthew Greif zu lauschen. Der Weg lohnte sich für sie und all die anderen Musikfreunde im ausverkauften Oberen Foyer des Remscheider Teo Otto Theaters.
Seit dreißig Jahren gehören die vier amerikanischen Gitarren-Virtuosen und Grammy-Gewinner zum Besten, was man international auf dem Sektor bekommen kann, das Remscheider Theater konnte sie ins Bergische Land holen – Wien, Hamburg und Brüssel sind die weiteren Stationen des Quartetts auf seiner kleinen Europa-Tournee.
Auf dem Programm des Abends standen zwei epische, je ca. 25-minütige Suiten über spanische Themen, arrangiert von William Kanengiser: In „Music from the Time of Cervantes“ illustriert das Quartett die Don Quixote-Geschichte mit Kompositionen spanischer Komponisten des 16. und 17. Jahrhunderts. Sehr filigran, absolut virtuos, aber auch ein wenig l´art pour l´art und für ein spezialisiertes Publikum gemacht. Ähnlich verhielt es sich bei Manuel de Fallas „El Amor Brujo“, einer Zigeuner-Ballade in zwölf Bildern. Perfekt, aber ein wenig selbstverliebt und verkopft.
Daß das Publikum leicht differierende Erwartungen gehabt haben könnte, zeigte sich an den begeisterten Reaktionen auf die populäreren Stücke zu Ende des ersten Teils vor der Pause. Da wurden Ralph Towners „Icarus“, Pat Methenys melancholisches „Letter from Home“ und Gerardo Gienez´ „El baile de Luiz Alonzo“ weit begeisterter aufgenommen. Vor allem aber wurden Baden Powells „Samba Novo“, ein filigraner Saitenwirbel, gut gelaunt und sonnendurchflutet und Chet Atkins´ Double-Feature „Country Gentleman/Blue Ocean Echo“ regelrecht gefeiert. In dem ebenfalls von W. Kanengiser arrangierten Atkins-Medley zeigte sich mit raffiniert gegebenem Echo-Sound à la Les Paul und Zither-Zitaten nach Anton Karas die ganze Bandbreite der Saitenkunst. Davon hätte es mehr geben dürfen. Ein klangvoller Tribut an die Musik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Alles in allem ein Konzert der Sonderklasse.
Frank Becker 16.5.15
Bild: Los Angeles Guitar Quartett HP