besuchte Aufführung am 17.04.2018
Seit dieser Spielzeit hat die Hamburgische Staatsoper ein neues Format: „Italienische Opernwochen“ heißt es. Der Start erfolgte am 11. März mit eine Neuinszenierung von Verdis „Messa da Requiem“ (wir berichteten), gefolgt von mehreren Aufführungen von „Madama Butterfly“, „La Traviata“, „Aida“ und „Tosca“.
Eine mit Anja Harteros, Jonas Kaufmann und Franco Vassallo hervorragend besetzte „Tosca“ (in der bewährten Inszenierung von Robert Carsen aus dem Jahr 2000) markierte den grandiosen Abschluss dieser ersten „Italienischen Opernwochen“. Die Vorstellung war seit Monaten ausverkauft, nicht zuletzt wohl auch deshalb, weil sie den einzigen Auftritt von Jonas Kaufmann in dieser Spielzeit an der Hamburgischen Staatsoper markierte.
Kaufmann erfüllt mit seinem virilen, baritonal gefärbten Tenor als Cavaradossi alle Erwartungen und ruft gleich mit seiner Auftrittarie „Recondita armonia“ Beifallsstürme hervor. Beim Duett mit Tosca im 1. Akt schöpft er klanglich aus dem Vollen und sorgt, gemeinsam mit Anja Harteros, für üppigsten Wohllaut. Seine lang ausgehaltenen „Vittoria“-Rufe beeindrucken durch Kraft und Intensität. Bei „E lucevan le stelle“ zeigt sich Kaufmann als feinsinniger Lyriker mit viel Piano-Kultur. Und bei „O dolci mani“ legt er eine zu Herzen gehende Zärtlichkeit in seine Stimme.
Anja Harteros ist eine Tosca der Superlative. Gerade hat sie in Salzburg in dieser Partie Triumphe gefeiert. Ihre leidenschaftliche Darstellung und ihre innige Gestaltung von „Vissi d’arte“ lassen keine Wünsche offen. Harteros und Kaufmann sind eine ideale Kombination für Tosca und Cavaradossi. Aber auch wie Harteros ihr „Duell“ mit Scarpia gestaltet, ist von der ersten bis zur letzten Sekunde von atemberaubender Spannung und Intensität geprägt.
Mit Franco Vassallo als Scarpia hat sie einen gleichwertigen Gegenspieler, der keinen Zweifel an seinem skrupellosen Machtmissbrauch aufkommen lässt. Schon bei seinem imponierenden ersten Auftritt verdeutlich Vassallo die Gefährlichkeit dieses Polizeichefs. Vassallo formt mit differenziertem Gesang und auftrumpfender Klangfülle alle Facetten dieser Partie.
Als Vierter im Bunde ist der Dirigent Pier Giorgio Morandi zu nennen, der besonders die Dramatik des 2. Aktes zuspitzt, der aber auch im „Te Deum“ Chor und Orchester zu einem überwältigenden Höhepunkt führt.
Auch in der nächsten Spielzeit wird es vom 10. März bis 6. April „Italienische Opernwochen“ geben, allerdings ohne Jonas Kaufmann. Der tritt dafür am 16.4.2019 in „Carmen“ auf.
Wolfgang Denker, 18.04.2018
Credits (c) Arno Declair / StOp Hamburg