Berlin: „Der Rosenkavalier“, Richard Strauss

Der Rosenkavalier mit drei Debütantinnen

Ein Edelstein im Repertoire der Lindenoper ist André Hellers Inszenierung des Rosenkavalier von 2020 mit ihrer stimmigen Atmosphäre und opulenten Optik (Bühne: Xenia Hausner/Kostüme: Arthur Arbesser). Die 23. Vorstellung der Produktion am 9. Februar 2025 fand das besondere Interesse der Opernfreunde, denn in den drei weiblichen Hauptpartien waren Rollendebütantinnen zu erleben. Als Titelheld trat die kanadische Mezzosopranistin Emily D´ Angelo auf, deren androgynes Naturell und ungestümes Temperament ideale Voraussetzungen für die Rolle bedeuteten. Auch die Stimme mit ihrem herben Reiz und starkem Vibrato imaginierte einen jugendlichen Liebhaber perfekt. Mit der bezaubernden Sophie von Regula Mühlemann, deren exquisiter, leuchtender Sopran sich in himmlischer Fülle entfaltete, vereinte sich die Sängerin zu einem Traumpaar. Wunderbar in der Zartheit und Gefühlstiefe beider Duett der Rosenüberreichung im 2. Aufzug. Das Trio komplettierte Diana Damrau als Marschallin. Viele Jahre war Sophie neben der Zerbinetta, Zdenka und Aithra eine ihrer favorisierten Partien im Strauss-Repertoire. Nun hat sie sich erstmals der Rolle der reiferen Frau zugewandt und damit durchaus beeindruckt. Eine damenhafte Erscheinung oder gar mondäne Attitüde besitzt sie allerdings nicht, in ihrer Darstellung und Aura ist noch viel von der Sophie sichtbar. Auch der hell timbrierte Sopran, der sich nicht genügend von dem der Sophie absetzt, lässt in der Mittellage nicht jene Substanz hören, welche man von anderen Interpretinnen erinnert. Aber man wird in Damraus Deutung mit vielen sprachlichen Nuancen und feinsten Wortziselierungen beschenkt. Diese waren besonders in den sensibel geformten Monologen des 1. Aufzuges zu bemerken, wo das dynamische Spektrum des Gesangs bis zum Flüstern reichte. Im Ausdruck zeichnete sie eine ernstere Dimension in der Gefühlswelt dieser Frau, die beim Abschied von Octavian fast den Tränen nahe ist. Mir erschien ihr Auftritt im 3. Aufzug deutlich näher an der Figur bei der resoluten Konfrontation mit Baron Ochs und dem finalen Verzicht auf Octavian. Danach beglückten die drei Sängerinnen mit einem schwelgerischen Rausch beim Terzett „Hab mir´s gelobt“.

Fast zu sympathisch und ungewohnt jugendlich wirkte David Steffens als Ochs, dessen warmer, markanter Bass die gebotenen Extremtöne in der Tiefe souverän meisterte. Prachtvoll mit ausladendem Volumen sein Auftritt „Da lieg´ ich“ am Ende des 2. Aufzuges. Einen grimmigen Faninal gab Roman Trekel, Adriane Queiroz eine schrille Leitmetzerin und Andrés Moreno Garcia einen potenten Sänger mit Höhenstrahl. Kurzfristig war Alexandra Jónis als Annina eingesprungen und absolvierte ihren Einsatz souverän.

Axel Kober am Pult der Staatskapelle Berlin setzte auf eine robuste Gangart, fand aber dennoch zu feinsinnig begleiteten Passagen, wie bei den Monologen der Marschallin. Das Publikum feierte am Ende das gesamte Ensemble stürmisch und anhaltend.

Bernd Hoppe, 21. Februar 2025

Bilder folgen


Der Rosenkavalier
Richard Strauss

Staatsoper Berlin

Aufführung am 19. Januar 2025
Premiere am 9. Februar 2020

Inszenierung: André Heller
Musikalische Leitung: Axel Kober
Staatskapelle Berlin