von Jean Paul Sartre
Regie: Sophia Aurich Premiere: 26. April 2021 Bühne Vidmar 2
Besuchte Vorstellung (Dernière): 17. Oktober 2021
Die Thematik des Werks von Jean Paul Sartre, >LES MAINS SALES< (Uraufführung 2. April 1948 – Die Schmutzigen Hände) ist auch heute hochaktuell. Der politische Pragmatismus führt viele, alle politischen Menschen, und wer ist nicht politisch, dazu, sich in aus Zweckmässigkeit die Hände zu beschmutzen. Es geht dabei nicht nur um juristisch nachvollziehbare Handlungen, es ist die ewige, nicht abzuschliessende Fragestellung nach Gut und Bös, richtig oder falsch. Die Frage: Für Wen oder Was?
Die Regisseurin Sophia Aurich hat mit den Dramaturginnen Myrta Bonderer und Margrit Sengebusch das Werk Sartres in eine moderne Form gebracht und dies auf der Bühne schlüssig inszeniert. Die Verwendung von zusätzlichen Texten, so zum Beispiel von Sartres langjähriger Partnerin, Simone de Beauvoir. Die Schmutzigen Hände wurde nach der Uraufführung von Links angegriffen und von Rechts aus demselben Grund gefeiert. Der politische Pragmatismus Höderers stiess bei den Linken und Kommunisten auf Ablehnung, weil die mögliche Spaltung der Partei im Raume stand. Und genau dies gefiel und gefällt der politischen Rechten.
Die heutige Parteienlandschaft ist zwar recht unterschiedlich und heterogen gestaltet, die politischen Ansichten prallen aber immer noch heftig aneinander. Mit Pragmatismus macht sich auch heute noch jeder Politiker die Hände, nach Jean Paul Sartres Definition, schmutzig. Und dies gilt nicht nur für Politiker und Politikerinnen, sondern auch, und dies in wirtschaftlich/ökonomischer Hinsicht für die gesamte Menschheit!
Die Personen und Ihre Darsteller:
HÖDERER : Gabriel Schneider, HUGO: Luka Dimic, OLGA: Milva Stark, JESSICA: Gina Lorenzen, LOUIS, SLICK, KARSKY: Stefano Wenk
Die Regisseurin arbeitet gekonnt mit Rückblenden und Gegenwartsszenen. Die Rückblenden werden im Stil «Big Brother is watching» beobachtet. Die schauspielerische Leistung des gesamten Teams , die Diktion und Sprachverständlichkeit, Mimik und Körpersprache müssen als hervorragend bezeichnet werden.
Die Bühnen Bern zeigen eine zwingende Darstellung des Schauspiels aus dem Jahr 1948, welches auch heute, 2021, in der Schweiz noch so aktuell ist wie in Frankreich 1948 und aktuell auf viele Jahre hinaus bleiben wird.
Peter Heuberger, 31.10.21
Fotos © Florian Spring