Duisburg: „Sister Act“, Alan Menken

© Nico Moser

Im Jahr 1992 lockte der Film Sister Act mit Whoopi Goldberg allein in Deutschland rund 5 Millionen Zuschauer in die Kinos. Wer erinnert sich nicht an die himmlische Verwandlung der exzentrischen Nachtclubsängerin Deloris Van Cartier in Schwester Mary Clarence? Im Kloster in Zeugenschutz genommen, prallen zwischen der Disco-Diva und der strengen Mutter Oberin Welten aufeinander. Im Kirchenchor soll die Sängerin endlich Teil der Ordensgemeinschaft werden, doch die Nonnen treffen keinen Ton und so übernimmt Deloris kurzerhand die Leitung des Chors. Mit der Zeit wird aus der einst sehr egoistischen Frau eine mitfühlende Schwester, die sich sogar um ihre Mitmenschen sorgt. Doch die modernen Gottesdienste mit dem neuen Schwestern-Chor ziehen immer mehr Menschen an und schließlich meldet sich sogar der Papst zu einem Besuch an. Durch die mediale Aufmerksamkeit wird schließlich auch Deloris ehemaliger Geliebter Curtis Jackson auf sie aufmerksam, gegen den die Sängerin vor Gericht aussagen soll. Das bringt alle Nonnen in große Gefahr, doch diese wissen sich durchaus zu wehren.

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Nach einer kommerziell weniger erfolgreichen Fortsetzung im Jahr 1993 kam 2006 eine von Whoopi Goldberg mitproduzierte Musicalversion heraus, die seitdem weltweit mit großem Erfolg aufgeführt wird. Zwar durfte das Musical nicht auf die aus dem Film bekannten Songs zurückgreifen, doch erwies sich dies als großer Glücksfall. Denn statt eines reinen Jukebox-Musicals entstand ein völlig neues Werk, für das mit dem mehrfachen Oscar-Preisträger Alan Menken ein renommierter Komponist gewonnen werden konnte, der vor allem durch seine zahlreichen Disney-Musiken bekannt wurde. Die Lieder aus Arielle, Die Schöne und das Biest, Aladdin, Pocahontas, Der Glöckner von Notre Dame oder Hercules – um nur einige seiner Werke zu nennen – sind bis heute allseits bekannt. Vor allem das Lied Die Welt, die ich nie sah erinnert auch jetzt im Theater stark an diese Filme. Vor seiner Disney-Karriere schrieb Menken bereits die Musik für das Musical Der kleine Horrorladen, das derzeit im Musiktheater im Revier mit stets ausverkauftem Haus große Erfolge feiert. Aber auch für die Musicalversion von Sister Act erwies sich der Komponist als Glücksgriff. Die schwungvolle und abwechslungsreiche Partitur versprüht eine unglaubliche Freude mit ihrer Mischung aus Disco-Sound, Gospel, großen Musicalnummern und moderner Popmusik und bildet insgesamt ein sehr stimmiges Gesamtwerk.

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Direkt aus dem Londoner Westend kommend, startete die erfolgreiche Inszenierung von Bill Buckhurst Anfang Oktober erstmals in München zu einer rund viermonatigen Tournee durch Deutschland und Österreich. Das Musical wird hierzulande allerdings in der gelungenen deutschen Übersetzung von Werner Sobotka und Michaela Ronzoni (Buchübersetzung) sowie Kevin Schroeder und Heiko Wohlgemuth (deutsche Gesangstexte) aufgeführt. Auf die Bühne gebracht wird das Werk von einer spielfreudigen und musikalisch hervorragenden Besetzung. In der Rolle der Deloris van Cartier ist Denise Lucia Aquino zu sehen, die diese Rolle bereits vor einigen Jahren am Theater des Westens in Berlin verkörperte. Die Wandlung von der egozentrischen Ganovenbraut zur echten Freundin der verschiedenen Nonnen gelingt ihr überzeugend. Sehens- und hörenswert auch die bekannte niederländische Musicaldarstellerin Femke Soetenga als strenge, aber warmherzige Mutter Oberin. Bei den Nonnen stechen rollenbedingt vor allem Janina Maria Wilhalm als junge und noch sehr unsichere Novizin Mary Robert, Melanie Kastaun als lebensbejahende Schwester Mary Patrick, Sylvia Moss als alte Chorleiterin Schwester Mary Lazarus und Susanne Rietz als Schwester Mary Nirvana hervor. Aber auch die anderen Rollen sind bis auf die kleinste Nebenrolle erstklassig besetzt, stellvertretend für alle anderen Darsteller seien hier nur Alexander Di Capri als Gangsterboss Curtis Jackson und Lorenzo Di Girolamo als etwas schusseliger Polizist Eddie Fritzinger genannt. Ein weiterer großer Pluspunkt der Tournee ist die achtköpfige Band, die unter der musikalischen Leitung von Daniel Weiß die Musik live von der Seitenbühne spielt.

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Alles in allem ist dem Veranstalter ShowSlot mit der Übernahme der britischen Tourproduktion von Jamie Wilson Productions in Verbindung mit der Aufführung der deutschen Version des Musicals ein echter Coup gelungen, bei dem wirklich alles zusammenpasst. Dieser Abend macht einfach Spaß, versprüht Witz und Charme und bietet zu guter Letzt gut verständliche Darsteller und Live-Musik in einer gelungenen Inszenierung. Was will man mehr?

Markus Lamers, 24. November 2024


Sister Act
Musical
von Alan Menken

Theater am Marientor, Duisburg

besuchte Vorstellung: 23. November 2024
Tourpremiere im Deutschen Theater München: 9. Oktober 2024

Inszenierung: Bill Buckhurst
Musikalische Leitung: Daniel Weiß

Trailer

Weitere Aufführungen bis zum 25. Januar 2025 in Duisburg, Hof, Berlin, Mannheim, Nürnberg, Salzburg, Bregenz, Wien, Hamburg, Frankfurt, Köln und Bremen (Detailinformationen: https://showslot.com/sisteract/)