Premiere: 23. April 2021, besuchte Vorstellung: 29. Mai 2021
Ballett auf allen Bühnen
Seit zwanzig Jahre ist Richard Wherlock Ballett-Direktor im Theater Basel. In diesen zwanzig Jahren hat Wherlock neben seinen eigenen Arbeiten viele Gast-Choreografen und Gast-Choreografinnen eingeladen, auf den Basler Bühnen zu inszenieren. Aus diesen vielen Ballett-Abenden werden auf allen drei Basler Bühnen, Grosse Bühnen, kleine Bühne und im Schauspielhaus ausgewählte Werke von sieben Choreografen wieder gezeigt.
Die Besucher des Abends wechselten in den Zuschauerraum der jeweils bespielten Bühne.
Die sieben Choreografen: Hofesh Shechter (Israel), Johan Inger (Schweden), Brian Arias (Puerto Rico), Sidi Larbi Cherkaoui (Holland /Marokko), Alexander Ekman (Schweden), Ed Wubbe (Holland) und natürlich der Basler Ballett-Direktor Richard Wherlock (England/Schweiz).
Auf der Bühne des Schauspielhauses zeigte Johann Inger sein Werk «BLISS», eine hervorragend choreografierte Visualisierung von «THE KÖLN CONCERT, Part 1», gespielt 1975 von Keith Jarrett. Die Uraufführung von Bliss fand im März 2016 in Modena statt.
Inger setzt in seiner Inszenierung auf Pas de deux. Dies wirkt sehr ruhig, der Musik entsprechend. Speziell gelungen scheint mir der Wechsel der einzelnen Tanzpaare, ohne dass eine Lücke im Ablauf entsteht, ohne dass unnötige Hektik die Musik und den Tanz stört.
Die 28 Tänzerinnen und Tänzer des «Ballett Basel» lösten die fordernde Aufgabe mit Hingabe und professioneller Präzision, ohne dass ihr Tanz gestelzt, künstlich wirkt.
Die Zuschauer belohnten die Leistung aller Mitwirkenden mit rauschendem Applaus, soweit dies bei 50 erlaubten Besucher und Besucherinnen überhaupt möglich ist. Diese 50 Ballettfreundinnen und -Freunde wechselten auf die kleine Bühne, eine Nebenbühne im Grossen Haus.
Dort wurden Werke von fünf Choreografen getanzt und zwar unter dem Titel: «5 DUOS».
«Just for the sake of…» Der Choreograf war Richard Wherlock, die Musik stammt von «Frederic Chopin, Préludes Op. 28», Die Uraufführung war am 23. April 2021. Die vier Tänzerinnen und Tänzer: Tana Rosas Sune, Gaia Mentoglio, Thomas Martino und Jorge Garcia Pérez.
Die tänzerische Darstellung der Musik Chopins darf als gelungen bezeichnet werden und die Choreografie Wherlocks als wegweisend für die Ballett-Visualisierung von klassischen Werken, welche nicht speziell als Ballettmusik komponiert wurden.
Als zweites Werk zeigte das Theater Basel die Choreografie von Sidi Larbi Cherkaoui, «Remember me». Die Musik: «Henry Purcell, Dido’s Lament aus Dido & Aeneas».
Die Uraufführung in Antwerpen wurde im März 2017 gezeigt.
Die Tänzerinnen und Tänzer, immer als Duo auf der Bühne: Annabelle Peintre, Ayako Nakanoa, Cella Sandoya, Thomas Martino, Frank Fannar Pedersen und Giacomo Altovino.
Auch diese Choreografie verwendet Musik, welche nicht als Ballettmusik komponiert wurde, auf beispielhafte Art.
Als Uraufführung die tänzerische Umsetzung eines Chansons von Edith Piaf zusammen mit Eddie Constatine, «C’EST TOI». Der Choreograph Ed Wubbe hat diese Inszenierung speziell für Wherlocks Jubiläum geschaffen.
Die Tänzerinnen und Tänzer: Eva Blunno, Tana Rosas Suné, Lydia Caruso, Diego Benito Gutierrez, Mikro Campigotto und Francisco Patricio.
«You move me naturally» ist der Titel, welcher Brian Aryas seinem Ballett gegeben hat. Die Musik: «Estrella Morente, Mi Cante y un Poema, Bulerias de la Bola». Die Tanzpaare : Annabelle Peintre, Cella Sandoya, Jorge Garcia Perez und Francisco Patricio.
Andrea Tortosa Vidal, Tana Rosas Suné, Javier Rodriguez Cobos und Frank Fannar Pedersen tanzten das «DUO AUS CACTI» des schwedischen Choreografen Alexander Ekman. Die Uraufführung in «den Haag» war im April 2016. Die Musik schrieb «Joseph Haydn, Sonata V, Sitio (Adagio)». Auch diese Präsentation kann nur als sehr gelungen, und auch witzig bezeichnet werden.
Zum Abschluss des Ballettabends: «GRAND FINALE»
Der Choreograf Hofesh Shechter hat versucht, die moderne Gesellschaft tänzerisch zu zeigen. Das Resultat ist meiner Meinung nach nicht zwingend. Wohl sind die Massenszenen präzise in Szene gesetzt, wohl wird auch bis zu einem gewissen Grad die Zerrissenheit der modernen Zivilisation gezeigt. Das Gesamtresultat wirkt aber eintönig und nach ca. 20 Minuten hat man eigentlich alles gesehen, weil die Einzelheiten im Gesamtgewusel untergehen. Zuviel Hektik auf der Bühne, zum Teil zu laute, sehr oft langweilige Musik mit ewigen Wiederholungen, so habe ich dieses Werk erlebt.
Die Arbeit des Ballett Basel war innerhalb der gesetzten Anforderungen hervorragend und kann nur als beispielhaft für Massenszenen im Ballett gelten.
Im Gesamten jedoch war der Ballettabend gelungen und man kann über das Werk Shechter’s durchaus geteilter, anderer Meinung sein. Für mich waren die beiden ersten Teile auf der Schauspielbühne und der kleinen Bühne wesentlich eindrücklicher und richtungsweisender.
Der neuen Intendanz unter Benedikt von Peter sei Dank, dass sie solche übergreifenden Abende möglich macht und dies für nur 50, seit Ende Mai 100 Besucher.
Peter Heuberger
Fotos © Ingo Hoehn