Freiburg: „Die Dreigroschenoper“, Kurt Weill, Bertold Brecht

Das Theater Freiburg unter der Intendanz von Peter Carp schafft es immer wieder spezielle, gegen den Strich gebürstete Inszenierungen bekannter Werke auf die Bühne zu bringen. Auch die Premiere der Dreigroschenoper war eine Solche, unter dem Motto:  “Wir wären gut-anstatt roh, doch die Verhältnisse sind nicht so“ (Bertold Brecht).

© Britt Schilling

Am 31. August 1928 war die Uraufführung der Dreigroschenoper, und diese Uraufführung in Berlin war ein großer Erfolg. Ich bin überzeugt, dass auch die Freiburger Inszenierung ein großer Erfolg wird.

Die Bühne von Pia Maria Mackert stellt eine Art Käfig dar, welcher von den Protagonistinnen und Protagonisten nicht verlassen werden kann. Für jeden Aufstieg oder Abstieg muss bezahlt werden, wie es in einem kapitalistischen System so üblich ist. Die Kostüme, entworfen von Regine Standfuss, sind eine Art aufgeblähte Ballone und symbolisieren hervorragend die heutige Konsumwelt, die oft unsinnige moderne Ökonomie.

Sehr interessant ist die musikalische, sängerische Auffassung der Regie und des musikalischen Leiters: Obgleich das Werk eine Moritat, ein Musical ist und in der Unterwelt spielt, singen die Sängerinnen und Sänger im absolut klassischen Stil, genau wie in einer Oper von Verdi oder Wagner. Dies ergibt einen hervorragenden Kontrast zu den Texten und verleiht dem Inhalt Biss welcher notwendig ist. So wird der gesellschaftskritische Inhalt der doch nicht so modernen Texte hervorgehoben. Die Mimik und Gestik, die Körpersprache des gesamten Teams sind hervorragend und überzeugen in jedem Auftritt. Dasselbe gilt für Intonation, Diktion und den musikalischen Ausdruck aller Sängerinnen und Sänger.

© Britt Schilling

Hier das Team auf der Bühne: Michael Borth als Macheath, Victor Calero spielt einen guten Peachum, hervorragend Katharina Ruckgaber als Polly Peachum und Inga Schäfer als spezielle Spelunken Jenny. In weiteren Rollen: Maria Widmann, Lila Crisp, Lasse Weber und Lorenz Kauffer.

Das subtil spielende Philharmonische Orchester Freiburg unter der Stabführung von Johannes Knapp überzeugte von der ersten bis zur letzten Note. Speziell zu erwähnen sind die Soundeffekte des Perkussionisten Tilman Collmer.  Der Dramaturg Rüdiger Bering hatte eine schwierige Arbeit zu leisten, eine Arbeit welch Lob und Anerkennung verdient.

Das zahlreich erschienene Publikum belohnte die Arbeit aller Künstlerinnen und Künstler mit langanhaltendem, wohlverdientem Applaus.

Peter Heuberger, 21. Mai 2023


Die Dreigroschenoper

Kurt Weill, Bertold Brecht

Freiburg

Premiere: 13. Mai 2023

Inszenierung: Hermann Schmidt-Rahmer

Musikalische Leitung: Johannes Knapp

Philharmonisches Orchester Freiburg