Uraufführung am 5.4.14
Der historische Johann Georg Faust war ein Alchimist, der um die Wende des 15. zum 6. Jahrhundert un Badischen lebte. 1540 soll er sich in einem noch heute bestehenden Gasthof in Staufen im Breisgau bei chemischen Versuchen in die Luft gesprengt haben. Schon bald raunte der Volksmund, der Teufel habe ihn geholt. Und Faust wurde zum Stoff für Sagengeschichten, Romane, Dichtungen und musikalische Werke – von Christopher Marlowe bis Bulgakow und Thomas Mann. Und jetzt eben ein „Tanzstück“ des Kieler Ballettdirektors Yaroslav Ivanenko – „inspiriert von Johann Wolfgang von Goethe“. An diesem Sonnabend hatte es im bemerkenswerterweise n i c h t ausverkauften Opernhaus seine Uraufführung. Der Altmeister hätte seine Freude daran gehabt. Und das Publikum dieser Uraufführung war – völlig zu Recht – begeistert.
Ivanenko spricht von einem „Tanzstück“. Tatsächlich lässt sich seine Schöpfung genremäßig schwer einordnen. Vor allem im zweiten Teil ist es überwiegend klassisches Ballett. Daneben haben Chor und Extrachor – einstudiert von Barbara Kler, Moritz Caffier und Lam Tran Dinh – mit geheimnisvollem Gesang und rhythmischen Bewegungen großen Anteil am Geschehen auf der Bühne. Zu Beginn ist das Stück reine Pantomime, aber die Darsteller des Faust und des Mephisto müssen auch Texte aus em „Urfaust“ sprechen. Und schließlich haben die Sängerin Sonia Dvorak und die Solisten Nikolaos Doede (Gitarre) und Mzia Jajanidze (Klavier) ihren Anteil. Sonst aber wird die Musik – Ivanenko verwendet Schöpfungen von Alfred Schnittke, Frédéric Chopin und Peter Tschaikowski neben modernem Pop – elektronisch eingespielt.
Die Handlung dieses Tanzstückes folgt nur bedingt Goethe. Faust blickt am Ende seines Lebens auf viele Erfolge zurück, die ihn aber nicht befriedigt haben. Völlig frustriert will er Selbstmord begehen, als Mephisto in Gestalt eines Pudels erscheint. Nach dem Teufelspakt verjüngt Mephisto seinen Schüler in einem neuen Körper in einen mondänen Zeitgenossen. Faust lernt Gretchen kennen und lieben – zum Ärger des Teufels. Faust will sich seinem Einfluss entziehen. Aber auch Gretchen Faust.
Während Gretchen verzweifelt ihr Kind getötet hat, nimmt Mephisto Faust auf eine fantastische Reise. In der Walpurgisnacht tanzen Barockgeschöpfe. Die treiben Schabernack mit Faust. Als dieser Gretchen entdeckt, erwacht seine Liebe wieder. Die kommt im Hochzeitstaat zurück. Aber war es wirklich Gretchen?. Der Teufel war’s, Faust fährt zur Hölle und Gerechten entschwindet in den Hhimmel.
Das wird in geheimnisvoller Dämmerung in der Ausstattung von Elisabeth Richter vom kopfstarken Kieler Ballett umgesetzt. Allen voran Anna Romanova als reizvolles Gretchen, Llewelyn Malan als Faust und Edward James Gottschall als Mephisto. Heather Jurgensen und Preslav Mantchev waren für die tankerische Umsetzung verantwortlich. Eine großartige Leistung aller Beteiligten, die von den Zuschauern jubelnd gefeiert wird.
Horst Schinzel 5.4.14
Fotos Olaf Struck