Wuppertal: „Salome“, Richard Strauss (zweite Besprechung)

In der Zeitrechnung eines Opernhauses ist die letzte Wuppertaler Salome noch gar nicht so lange her. 2015 inszenierte Michael Dijkema hier die Strauss-Oper. Nun hat Intendantin Rebekah Rota das Werk der Regisseurin Andrea Schwalbach anvertraut.

Geboten wird eine werkdienliche Inszenierung, in der die Geschichte mit einer gut ausgefeilten Personenführung glaubhaft und eindringlich erzählt wird. Dabei hält sich Andrea Schwalbach eng an Text und Musik. Ausstatterin Britta Leonhardt hat einen Raum entworfen, der von dunklen Wänden und Podesten geprägt ist. Diese Bühne hat wenig eigenständigen Charakter, jedoch helfen die umgebenden Wände, die dem Raum eine beengte Hofatmosphäre geben, die Stimmen der Sänger in den Zuschauerraum zu reflektieren.

Eigene Akzente setzt die Regie mit der Rolle des Pagen, der hier als Freund des Narroboth gezielt daran arbeitet, dessen Tod zu rächen. Auch der Tanz der Salome wird eigenwillig interpretiert, denn Salome kostümiert sich hier als ihre Mutter.

© Bettina Stöß

Dirigent Patrick Hahn fährt in den schnellen Dialogen den Orchesterklang etwas herunter und versucht so eine optimale Textverständlichkeit zu erreichen. Er weiß aber auch, wo sich die orchestralen Höhepunkte der Partitur befinden und steuert diese effektvoll an. Farbenpracht und Dramatik der Musik können sich auch bestens entfalten. Sehr eindrucksvoll gerät das große Orchesterzwischenspiel nach Jochanaans Fluch.

Um diese Oper in Wuppertal auf die Bühne bringen zu können, braucht es viele Gäste: Als Salome glänzt Helena Juntunen mit einem intensiv gesungen und gespieltem Rollenporträt. Furios und mit großen Kraftreserven stürzt sie sich in die anspruchsvolle Rolle. Michael Kupfer-Radecky, der in seiner Anfangszeit im gar nicht so weit entfernten Krefeld –Mönchengladbach lyrische Baritonpartien sang, ist mittlerweile zu einem gefragten Heldenbariton aufgestiegen. Als Jochannaan beeindruckt er mit kerniger Stimme und großen Gesangsbögen.

Gundula Hintz ist eine leicht zur Hysterie neigende und stimmlich sehr durchsetzungsfähige Herodias. Charaktertenor Matthias Wohlbrecht singt den Herodes mit grellen Farben und bleibt der Verrücktheit dieser Rolle und weder sängerisch noch darstellerisch etwas schuldig. Als Narroboth gefällt Sangmin Jeon mit seinem jugendfrischen Tenor.

Insgesamt kann man in Wuppertal eine musikalisch wie szenisch überzeugende Salome erleben.

Rudolf Hermes 24. September 2024


Salome
Richard Strauss

Opernhaus Wuppertal

Premiere: 15. September 2024
Besuchte Vorstellung: 21. September 2024

Inszenierung: Andrea Schwalbach
Dirigent: Patrick Hahn