Fürth: „Gasparone“

Gastspiel der Staatsoperette Dresden; Besuchte Vorstellung 03.07.2014, Premiere 26.12.2012 in Dresden

Die Staatsoperette begeisterte in Fürth mit der Räubermär „Gasparone“

Schön, dass ich wieder einmal in das wunderschöne Stadttheater nach Fürth fahren konnte, denn es stand „Gasparone“ von Carl Millöcker auf dem Spielplan. Diese Operette enthält eine Fülle herrlicher Melodien, und es ist nicht ganz nachvollziehbar, warum sie an den Bühnen so stiefmütterlich behandelt wird. Die Aufführung der Staatsoperette Dresden jedenfalls belegt eindrucksvoll, dass es ein Fehler ist, sie so selten aufzuführen. Schwungvoll und schmissig wird hier musiziert und gespielt. Die Inszenierung von Matthias Oldag ist ausgezeichnet, bringt italienisches Flair nach Franken und ist wunderschön konventionell angelegt. Er versteht es Witz und Schwung in die grausliche Räuberpistole zu bringen und die herrlich bunten, ausladenden und einfach schön anzusehenden Kostüme von Barbara Blaschke tun ein übriges um gute Laune nicht nur auf der Bühne herbeizuzaubern sondern auch im Zuschauerraum. Der Chor, der stets präsent ist und mit viel Beifall bedacht wird, ist von Thomas Runge stimmig eingestellt worden – und er macht seine Sache ausgezeichnet. Dem Orchester der Staatsoperette ist unter der immer präsenten Leitung von Christian Garbosnik anzumerken, dass es an der einfühlsamen Musik von Carl Millöcker Gefallen gefunden hat. Garbosnik führt das Orchester mit harter, aber dennoch zarter und zurückhaltender Hand. Er lässt auch den Sängern die Freiräume, die sie brauchen, um entsprechende Leistung auf die Bühne zu bringen.

Wie schon einmal betont, versucht man – mit Erfolg – die italienische Lebensart auf die Bühne zu stellen und man fühlt sich zuweilen in die sizilianische Welt hineinversetzt. Die schmissige Musik von Millöcker tut ein Übriges und heizt die Stimmung auf der Bühne richtig ein. Die teilweise etwas verworrene Handlung will ich hier nicht erörtern, denn sie dient ja in erster Linie auch nur dazu, um die teilweise wunderschönen Melodien miteinander zu verbinden. Deshalb gleich zu den – und ich nehme es schon einmal vorweg – sehr guten Leistungen der Solisten.

Beeindruckend mit schöner, klarer, reiner Stimme, die auch in den Höhen keine Ermüdungserscheinungen zeigt und warm und ausdrucksvoll ist, die Charlotta von Jana Büchner, eine runde Leistung. Christian Grygas ist Conte Erminio und ich muss bekennen, dass ich mir in dieser Partie einfach lieber einen strahlenden Tenor gewünscht hätte. So viele schöne Arien und Duette, in welchen man glänzen kann. Der vollmundige, klare, runde und gefällige Bariton von Grygas konnte jedoch auch beeindrucken und er machte seine Sache sehr gut. Vor allem hatte er auch ein Auftreten, welches nicht nur Charlotta, sondern auch die anwesenden Damen im Publikum dahinschmelzen ließ. Seine dunkelroten Rosen hätte sich manche von ihm überreicht gewünscht. Als Nasoni, dem es partout nicht gelingen will, den verruchten Räuberhauptmann Gasparone, den es, wie der geschätzte Operettenkenner weiß ja gar nicht gibt, gelingt Frank Blees mehr als eine Rollendeckung auf die Bühne zu stellen. Ja, dies ist sein Metier, hier kann er glänzen und hier setzt er mit seinem profunden Bariton, der auch zu Basstönen fähig ist, eine Marke, die man erst einmal übertreffen muss. Auch darstellerisch kann er voll überzeugen, wie übrigens auch Jana Büchner und Christian Grygas. Sehr gut auch Inka Lange als Zenobia, der Vertrauten der Gräfin Charlotta. „Es gibt ja keine Männer mehr“ bringt sie gekonnt und ausdruckstark auf die Bühne und fast könnte man ihr diese Worte glauben, aber Gott sei Dank sind sie nur ein ausdrucksstarker Operettentitel. Temperamentvoll, voller stimmlichem Feuer, aber auch mit einer darstellerischer exzellenten Leistung Frank Ernst als Benozzo, dem Wirt und Chef der Schmugglerband und Jeannette Oswald als seine Frau Sora. Jeanette Oswald ist eine quirlige, flinke und gefällige Soubrette, die auch koloratursicher und stimmschön ihren Part abliefert. Frank Ernst hat einen ausdrucksstarken, sehr hellen Tenor, der gut zu seiner Rolle passt und der zusammen mit seiner Sora das Publikum zu Lach- aber auch zu Beifallsstürmen hinreißt. Als etwas zurückgebliebenen tollpatschigen, von Beruf Sohn spielenden Sindulfo, dem Sohn Nasonis kann sich Jannik Harneit in Szene setzen. Das Publikum erfreut sich an dem Gezeigten, vor allem aber auch am Gehörten. Und wieder einmal verlassen sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht das Theater. Und wie schon öfter kann ich auch hier nur wiederholen, dass dies das Schönste ist, was eine Operette dem Zuschauer bieten kann. Das sich hineinfallen lassen in den Zauber, der hier auf der Bühne abgeht, einen Zauber, der die Alltagssorgen vergessen lässt und uns ein paar unbeschwerte und fröhliche Stunden schenkt. Und davon kann man eigentlich nie genug bekommen.

Insgesamt also eine stimmige Aufführung, die einen die nächste Operette erwarten lässt und dies auch mit einer großen Freude verbunden. Und solange es solche Aufführungen, solche Sänger und ein so toll mitgehendes Publikum gibt, ist es mir um die Zukunft der Gattung „Operette“ nicht bange. Und gerade für die Staatsoperette Dresden freut es mich, dass hier in Kürze eine neue Spielstätte eröffnet wird, eine Novität, gerade in Bezug auf die vielgescholtene, aber von uns heißgeliebte Operette.

Manfred Drescher 24.07.14
Bilder Kai-Uwe Schulte-Bunert