OF-Stern für „Rusalka“ an der Staatsoper Stuttgart

Der Opernfreund-Stern geht an die Staatsoper Stuttgart für eine phantastische Neuproduktion von Dvoraks Oper Rusalka. Das war eine Aufführung, die sich tief in das Gedächtnis eingrub. Sowohl szenisch als auch musikalisch und gesanglich bewegte sich der Abend auf erstklassigem Niveau. Hervorragend gelungen war schon die Inszenierung von Bastian Kraft in dem Bühnenbild von Peter Baur und den Kostümen von Jelena Miletic. Hier kommen sowohl Liebhaber moderner Inszenierungen als auch konventionell eingestellte Gemüter auf ihre Kosten. Es ist eine sehr ansprechende Gratwanderung, die das Regieteam hier vollführt. Überzeugend war der Ansatzpunkt des Regisseurs, die Geschehen um die in einen Prinzen verliebte Nixe in das Umfeld von Travestie und Drag zu verlegen. Er nimmt eine Zweiteilung der Partien der Märchenwesen vor und spaltet sie gekonnt in Sänger und Drag-Queens auf. Diese Herangehensweise von Kraft hat sich im Lauf des äußerst gelungenen Abends glänzend bewährt. Der Doppelgänger-Gedanke funktionierte hervorragend. Das war alles sehr überzeugend und sehr kurzweilig umgesetzt. Ebenfalls pures Glück kam aus dem Orchestergraben, wo die ukrainische Dirigentin Oksana Lyniv, die zu den besten Vertreterinnen ihres Fachs gehört, zusammen mit dem bestens disponierten Staatsorchester Stuttgart dem begeisterten Publikum eine hochkarätige musikalische Sternstunde bescherte. Und gesungen wurde fast durchweg auf hohem Niveau. Das war schon eine Aufführung, die man nicht so schnell wieder vergisst und die sich den Opernfreund-Stern sehr verdient hat.

Ludwig Steinbach, 19.6.2022

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