Wiesbaden, Konzert: „Mozart-Abend“ mit Fabian Müller

Erneut versetzte ein Gastspiel des deutschen Pianisten und Dirigenten Fabian Müller das Wiesbadener Publikum beim diesjährigen Rheingau Musik Festival in helle Begeisterung.

Das Konzert im Kurhaus Wiesbaden mit dem Orchester The Trinity Sinfonia unter der Leitung von Fabian Müller war ein musikalisches Ereignis, denn Müller brachte diesmal sein eigenes Orchester mit. Das junge Ensemble, von Müller in diesem Jahr gegründet, setzt sich aus langjährigen Musizierpartnern zusammen, darunter Mitglieder des Aris-Quartetts, des Monet Quintetts sowie Musiker der renommierten Bamberger Symphoniker und des hr-Sinfonieorchesters. Nun war es also so weit, wie Fabian Müller in einer charmanten Ansprache erläuterte, sein Orchester präsentierte sich in seinem ersten Konzert. Und wie!

Ein Programm, bestehend aus Werken von Wolfgang Amadeus Mozart, bot eine gelungene Auswahl an kammermusikalischen Stücken und sinfonischen Werken, die vom Können des Orchesters und des Dirigenten in beeindruckender Weise präsentiert wurden.

© Ansgar Klostermann

Das Konzert eröffnete mit dem „Andante“ aus der Serenade für Bläser c-Moll KV 388/384a, einer „Nachtmusik“. Diese Komposition ist ein Beispiel für Mozarts Meisterschaft in der Bläsermusik. Die Serenade zeichnet sich durch eine kammermusikalische Besetzung aus, die aus zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Hörnern und zwei Fagotten besteht. Das Andante ist der zweite Satz dieser Serenade. Es ist ein ruhiger, melodischer Satz mit sanftem, lyrischem Charakter. Diese Serenade ist ein schönes Beispiel für seine Fähigkeit, ihre Klangfarben und Ausdrucksmöglichkeiten zu nutzen. In der Interpretation von The Trinity Sinfonia wurde die feine Balance zwischen den Bläserstimmen hervorgehoben, wobei die warmen Klangfarben der fabelhaften Natur-Hörner mit der Lyrik der Oboen und Klarinetten bestens harmonierten. Die elegante Melodik des Andantes wurde von den Bläsern mit viel Ausdruckskraft und sensibler Phrasierung dargeboten, wodurch eine melancholische Stimmung entstand, die Mozarts Genialität in der Verbindung von Einfachheit und Tiefe demonstrierte.

Im Klavierkonzert Nr. 14 Es-Dur KV 449 trat Fabian Müller sowohl als Solist als auch als Dirigent auf und zeigte seine vielseitigen musikalischen Fähigkeiten. Dieses Klavierkonzert ist ein Beispiel für Mozarts frühe Schaffensperiode und zeigt eine leichte, aber dennoch elegante Stilistik. Fabian Müllers Klavierspiel brachte die virtuosen Elemente des Konzerts mit Leichtigkeit zum Ausdruck, wobei seine äußerst klare Phrasierung und sensible Gestaltung der musikalischen Linien besonders hervorstachen. Die enge Verbindung zwischen Solist und Orchester war deutlich spürbar, was zu einem besonders harmonischen und dynamischen Miteinander führte. Ein permanenter, spannender Dialog der Musikerinnen und Musiker, die sich gemeinsam mit Müller fortwährend belauschten und sich animierten.

© Ansgar Klostermann

Das Klavierquartett Nr. 1 in g-Moll wurde 1785 komponiert und ist eines von Mozarts frühen Kammermusikwerken für Klavier, Violine, Viola und Violoncello. Das Andante ist der zweite Satz des Quartetts und zeichnet sich durch seine tief empfundene Melodie und das elegante Zusammenspiel der Instrumente aus. Mozart schuf hier eine ergreifende Stimmung mit einem Hauch von Melancholie, typisch für seine Kompositionen in Moll-Tonarten. Fabian Müller am Klavier und die Mitglieder von The Trinity Sinfonia als Begleiter boten eine beeindruckende Darbietung mit einer tief empfundenen emotionalen Intensität. Die perfekte Abstimmung und harmonische Verschmelzung der einzelnen Instrumentalstimmen machten dieses „Andante“ zu einem bewegenden Höhepunkt des Konzerts. Nahtlos dann der Übergang in Mozarts berühmte g-Moll Sinfonie.

Mozarts Sinfonie Nr. 40 in g-Moll, komponiert 1788, ist eine seiner bekanntesten und beliebtesten Sinfonien. Sie ist eine der drei finalen Sinfonien, die Mozart innerhalb weniger Wochen im Sommer 1788 schuf (die anderen sind die Sinfonien Nr. 39 und 41). Die Sinfonie Nr. 40 ist bekannt für ihre düstere und leidenschaftliche Stimmung, die von der Verwendung der g-Moll-Tonart verstärkt wird. Fabian Müllers Dirigat verlieh der Sinfonie eine bemerkenswerte Dynamik und gestalterische Finesse. Die musikalische Spannung wurde geschickt aufgebaut, und die Zuhörer wurden in die vielschichtigen Emotionen und Klangwelten dieses Meisterwerks gezogen. Müller arbeitete die Kontraste spannend und zugleich deutlich heraus. Harmonische Reibungen wurden betont und nicht geglättet. Schroff und zuweilen ungewohnt modern tönte der Vortrag und war von immenser Spannung geprägt. Das Publikum war absolut hingerissen und dankte mit jubelnder Begeisterung.

Fabian Müller zeigte danach nun als Solo-Interpret mit der Fantasie d-Moll KV 397 wiederum sein außergewöhnliches Können als Pianist. Die Fantasie in d-Moll, auch bekannt als „Fantasie und Sonate“, wurde 1782 komponiert. Es handelt sich um ein Klavierstück, das aus einer improvisatorischen Fantasie und einer thematischen Sonate besteht. Die Fantasie ist freier in ihrer Struktur und erlaubt dem Interpreten, virtuos und ausdrucksstark zu spielen. In dieser Fantasie entfaltet Mozart ein komplexes musikalisches Geflecht aus emotionalen Kontrasten und überraschenden Wendungen. Fabian Müllers Interpretation verlieh dem Werk eine große erzählerische Kraft und offenbarte die reiche Klangpalette des Klaviers. Bestechend sein feiner Anschlag, die klare strukturierte Phrasierung und sein sensibles Gespür für feinste Stimmungen. Wie feinfühlig ging er den Modulationen nach und ließ den Klang weit aufsteigen. Ein Vortrag als tönende Kostbarkeit. Auch hier wählte sodann Müller einen nahtlosen Übergang in das finale Werk des Abends.

© Ansgar Klostermann

Das Klavierkonzert Nr. 23 in A-Dur wurde 1786 komponiert. Es gehört zu den beliebtesten Klavierkonzerten Mozarts und zeichnet sich durch seine kraftvolle Melodik und einfallsreiche Orchestrierung aus. Bei diesem Konzert ließ einmal mehr Fabian Müller als Solist und Dirigent die herrliche Musik Mozarts strahlen und leuchten. Müllers Klavierspiel war von beeindruckender Klarheit und Anmut geprägt. Ungemein berührend geriet Fabian Müller das zu Herzen gehende Adagio des zweiten Satzes. Mit feinster Empfindung entfaltete er eine tief bewegende Kantabilität von erlesener Qualität. Sein Orchester mit sicherer Hand, um eine klanglich ausgewogene und lebendige Darbietung zu schaffen, die das Publikum vollends begeisterte und zu stehenden Ovationen hinriss. Und wieder ist die hohe Klangqualität, die ausgeprägte Fähigkeit zum musikalischen Dialog des Orchesters zu loben. Solist und Klangkörper wurden eins und zelebrierten den Zauber der genialischen Musik des großen Mozart in vorbildlicher Weise.

Insgesamt war das Konzert von The Trinity Sinfonia ein unvergessliches Erlebnis, das die musikalische Meisterschaft des Orchesters und des Dirigenten/Solisten in eindrucksvoller Weise unter Beweis stellte. Die außergewöhnliche Klasse des Klavierspiels von Fabian Müller, die hervorragende Technik, die Stilsicherheit und die instinktsichere Dynamik des Orchesters sowie das schwungvolle und kreative Dirigat trugen zu einem besonderen, vitalen Abend voller musikalischer Brillanz bei. Das Publikum belohnte die Künstler mit begeistertem Applaus und zeigte damit seine tiefe Anerkennung für diese außergewöhnliche Darbietung. In den künftigen Festivals werden alle Klavierkonzerte von Wolfgang Amadeus Mozart mit Fabian Müller aufgeführt. Darauf kann sich das Publikum freuen.

Tipp: Das Konzert wurde vom Deutschlandfunk mitgeschnitten und ist am 18. August um 20.03 Uhr zu erleben.

Dirk Schauß, 11. August 2023


Besuchtes Konzert im Kurhaus Wiesbaden am 10. August 2023

Wolfgang Amadeus Mozart:
Andante aus Serenade für Bläser c-Moll KV 388/384a
Klavierkonzert Nr. 14 Es-Dur KV 449
Andante aus Klavierquartett Nr. 1 g-Moll KV 478
Sinfonie Nr. 40 g-Moll KV 550
Fantasie d-Moll KV 397
Klavierkonzert Nr. 23 A-Dur KV 488

The Trinity Sinfonia
Fabian Müller, Klavier und Leitung