Derniere am 08.01.2017
Krönender Abschluss
Mit der letzten „Raymonda“-Vorstellung in dieser Saison schafft es das Wiener Staatsballett, sich noch einmal zu steigern und die Vorstellungsserie hervorragend zu beenden.
Angefangen bei einem wunderbaren Rollendebüt von Maria Yakovleva, welche die Raymonda lieblich und selbstbewusst tanzt, und ihre technische Souveränität sichtlich geniesst. Es ist eine Freude zu sehen, wie sie sich in den 11 Jahren in Wien entwickelt hat, dass sie zwar sehr wohl die jugendlichen Partien tanzen und spielen kann, aber auch als junge Frau (und nicht mehr nur als Mädchen) überzeugt. Denys Cherevychko ist ein sprung- und drehsicherer Jean de Brienne, welcher selbst eine Choreographie von Nurejew noch locker aus dem Ärmel schütteln kann.
Den meisten Applaus allerdings erntete (zu recht) Davide Dato, welcher für den verletzten Mihail Sosnovschi einsprang, und als Abderachman alle in seinen Bann zieht. Energisch und brillant zugleich erobert er vom ersten Moment an die Bühne – und auch wenn Raymonda ihn aus tugendhaften Gründen verschmäht, so ist sie dennoch fasziniert von ihm, wer mag es ihr verdenken, wenn Dato seine Variationen mit Schnelligkeit und blitzsauberer Geschmeidigkeit meistert, und dazu soviel Esprit mitbringt, und danach noch genug Kondition für die anspruchsvollen Ensembles hat, so bedauert man es geradezu, dass Abderachman im 3. Akt nicht noch als Geist auftreten könnte.
Auch die Nebenrollen sind mehr als vorzüglich besetzt: Nina Tonoli und Natascha Mair als Clémence und Henriette bestechen durch Anmut, perfekte Balancen, Geschmeidigkeit und Schönheit, wirklich sensationell, was die beiden jungen Solotänzerinnen mühelos meistern, oftmals gibt es Bravorufe für ihre Soli. Masayu Kimoto und Richard Szabo sind nicht nur verlässliche Partner, sondern auch ausgezeichnet in ihren Variationen.
Als elegante Gräfin Sibylle überzeugt Rebecca Horner (sie wäre bestimmt auch als Gräfin Capulet eine starke Erscheinung), im Sarazenen-Tanz brillieren dieses mal Sveva Gargiulo und Francesco Costa, im Spanischen Tanz Alice Firenze (mit hervorragender Fussarbeit) und Dumitru Taran, sowie im ungarischen Tanz Rebecca Horner und Igor Milos.
Das Corps de Ballet war deutlich harmonischer als am 3. Jänner, der Endspurt, noch einmal alles zu geben, ist zweifelsohne geglückt.
Grossen Applaus gab es auch für den Dirigenten Kevin Rhodes und das herrlich-schwelgende Orchester der Wiener Staatsoper.
Bilder (c) Staatsballett
Katharina Gebauer 9.1.2017