am 27.03.2018
Foto aus dem Programmheft
Lange Zeit gab es zu Ostern den „Osterklang“, ein kleines, feines Festival des Theaters an der Wien. Es ist sang- und klanglos verschwunden. Ein Abend in der Karwoche ist heuer geblieben – eine Aufführung von Wolfgang Amadeus Mozart geistlichem Singspiel „Die Schuldigkeit des ersten Gebots“. Es ist als Hommage an Nikolas Harnoncourt gedacht, der dieses Werk vor zwölf Jahren hier zur Aufführung gebracht hat – auch damals mit Juliane Banse und Michael Schade.
Nun steht Stefan Gottfried am Pult des Concentus Musicus, der Dirigent, der schon in letzten Lebensmonaten von Harnoncourt gewissermaßen als Nachfolger etabliert wurde. Man kann es beruhigt sagen – der Concentus Musicus klingt wie immer, und das ist für viele, viele Musikfreunde sichere Qualität.
Man hat seltsamerweise aufgehört sich zu wundern, welche Geniewerke Mozart mit 20, mit 30 geschrieben hat, aber man wundert sich, was ein Elfjähriger geschaffen hat. So alt war Mozart, als er von Fürsterzbischof Schrattenbach den Auftrag erhielt, den ersten Teil der „Schuldigkeit“ zu komponieren – und er tat es erstaunlich. Die Korrekturen von Papa Mozart im Manuskript (das heute die englische Königin besitzt) machen diesen noch nicht zum Mit-Komponisten. Nein, das ist Mozart, eine wunderbare Mischung seiner (noch schlichten) Melodik und dem noch herrschenden barocken Stil, den er vor allem in den Arien bedienen musste, mit den variierten Wiederholungen und Verzierungen. Aber es gibt Passagen, etwa das Terzett am Ende, das ist wunderbarer Mozart pur. Und das komponiert von einem elfjährigen Kind…
Die Aufführung im Theater an der Wien fand vor leerem Hintergrund und ein paar Notenständern statt, aber vor allem Michael Schadein der Rolle des Christgeist, der so heftig um die schwankende Menschenseele kämpft, zog eine veritable Show ab und hatte jede Menge amüsanten Nonsense in petto. Das geistliche Singspiel hat eine Handlung – „Christ“, das ist der gewöhnliche Mensch (eindrucksvoll in seinem Bemühen: Julian Henao Gonzalez), steht zwischen „Gut“ und „Böse“, wie das eben so ist.
Der „Weltgeist“ ist die interessanteste Rolle, die Verführerin, und Patricia Petibon hätte sie verkörpern sollen, musste absagen und Cornelia Horak sprang ein, im Smoking, spielfreudig, mit hellem, manchmal hartem Sopran.
Und da sind dann noch andere Allegorien, Juliane Banse (an diesem Abend nicht bestens bei Stimme) als Barmherzigkeit und Anna Gillingham (vom Jungen Ensemble, mit blühendem Soran) als Gerechtigkeit.
Am Ende war es ein wenig wie Osterklang…
Renate Wagner 28.3.2018