Featuring: Elina Garanca
Giuseppe Verdi
Ouvertüre zu „Luisa Miller“
Giuseppe Verdi
„Nel giardin del bello“ (Don Carlos)
Giacomo Puccini
Intermezzo aus „Manon Lescaut“
Francesco Cilea
„Ecco: respiro appena. Io son l’umile ancella“ (Adriana Lecouvreur)
Giuseppe Verdi
Ouvertüre zu „La forza del destino“
Giuseppe Verdi
„O don fatale, o don crudel“ (Don Carlos)
Federico Chueca
Preludio aus „El bateo“
Edvard Grieg
„T’estimo“
Stanislao Gastaldon
„Musica proibita“
Franz von Suppé
Ouvertüre zu „Leichte Kavallerie“
Mato/Castelao
„Lela“ für Sopran und Orchester (arrangiert von J. Durán)
Carlos Gardel
„El día que me quieras“
Jerónimo Giménez y Bellido
Intermezzo aus „La boda de Luis Alonso“
Pablo Sorozábal
„No puede ser!“ – Romanze des Leandro aus der Zarzuela „La Taberna del Puerto“
Zugaben „No puede ser“ und „Granada“, sowie „Chico Chico“ instrumental (Edmundoi Ros)
Als Vorbereitung auf ein Konzert und manchmal auch zur Nachbereitung pflege ich immer den alten Märchenzauber-Spiegel meiner Ahnen zu befragen Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die schönste und weltbeste Sängerin im Land? Seit Jahren antwortet mir der Spiegel Elina Garanca ist die schönste und weltbeste Sängerin sogar auf dem Erdenrund – Aber liebes Spieglein, da gibt es doch auch noch Anna Netrebko? schob ich fairer Weise ein – Ja, aber die erfüllt heuer nur noch eine der beiden angesprochenen Eigenschaften! Kann man diesem klugen Spiegel widersprechen 😉 ?
Ich kann nach diesem Konzert, wo wir La Garanca in absoluter Bestform erlebten, nur sagen Ja Spieglein, Du hast recht. Was wir im hochschwierigen ersten Teil hörten, war für nicht nur für den Kritiker das Maß der Dinge. Die beiden Eboli-Arien habe ich in 50 Jahren noch nie live so formidabel gehört – mir trieb es Tränen in die Augen. So müssen sich vor über einem halben Jahrhundert die Menschen gefühlt haben, als sie der Callas lauschten. Dazu kommen auch die schwierigsten Koloraturen mit einer Leichtigkeit rüber, die einfach unfassbar ist; das Wort göttlich lag mir auf der Zunge, aber das wäre Fan-Jargon ;-). Dazu kommt ein überzeugender, nie aufgesetzt wirkender musiktheatralischer Gestus von Natürlichkeit, der uns nicht nur fasziniert, sondern daran erinnert, warum wir diese Gattung Oper so lieben. Himmlich! Giuseppe Verdi wird ihr ein paar Sternschnuppen zurück auf die Erde in die Essener Philharmonie geschickt haben. Bei soviel unfassbarer Qualität fehlen selbst dem Kritiker die Worte.
"Die Arie Io son l’umile ancella (Adriana Lecouvreur) von Francesco Cilea ist eigentlich für einen Sopran geschrieben. Aber Garanča bleibt ihr an strahlendem Höhenglanz nichts schuldig. Sie lässt die Stimme auf den Bögen der Melodie balsamisch strömen. Und das Crescendo am Ende ist atemberaubend" – schrieb mein guter Freund Wolfgang Denker über das Konzert in Bremen. Dem ist nichts hinzu zu fügen, außer: so singt eine Primadonna Assoluta!
Gott sei Dank gibt es nach diesen schon fast ruinösen Kawenzmännern im zweiten Teil die etwas leichtere Muse: Taditionals, Zarzuelas und Canzones – zur Freude des Publikums (der meiste Jubel) und Missmut des Kritikers gab es als dritte Zugabe und quasi Rauswerfer das unvermeidliche Granada. Leider hatte ich dann auf der langen Heimfahrt nur noch diesen billigen Schlager im Ohr, der alles vorher so genial Gehörte übertünchte. Schade…
Karel Mark Chichon, der Ehemann der Diva, spielte mit der NDR Radiophilharmonie durchaus hörenswerte populäre Nummern und bewies, daß ein Star-Begleitorchester durchaus Überzeugendes, wenn auch nicht Adäquates mit einbringen kann. Nach der Rumm-tatta-Ouvertüre zu Verdis Luisa Miller dann GsD keine Tischingderassa-Bummmusik mehr; das Intermezzo aus Giacomo Puccini Manon Lescaut war ein Paradebeispiel für sensibles Italianita-Musizieren hoher Provenienz. Insbesondere die Solisten von Geige und Cello brachten die Seele zum Weinen; Sensibilität und Schmelz, als spiele die Academia vom Vortag.
Bemerkenswert noch die instrumental Zugabe Chico Chico (Edmundoi Ros), welche die Zuschauer mit ihren heißen spanischen Rhythmen fast von den Sitzen gerissen hat. Toll! Damit hätte man den Abend beschließen sollen…
Fazit: Die Essener Philharmonie ist zwar nicht der Nabel der Klassikwelt, aber was den Zuhörern hier im Nabel des Kohlenpotts an diesem Wochenende geboten wurde, war nicht nur vom Feinsten, was dieser Erdenrund an Musikqualität hergibt, sondern uneingeschränkte pure Weltklasse.
Peter Bilsing, 28.5.2019
Foto (c) theater.essen.de / karelmarkchichon.com