Der OPERNFREUND-STERN geht an das Staatstheater Braunschweig für eine ungemein unter die Haut gehende, in jeder Beziehung hoch gelungene Neuproduktion von Weinbergs grandioser Oper Die Passagierin. Damit ist dem Opernhaus ein ganz großer Coup gelungen, für den ihm höchste Anerkennung gebührt. Das war ein Opernabend, der sich tief in das Gedächtnis einbrannte. Die Wirkung war enorm. An diesem Abend verließ man das Braunschweiger Staatstheater tief betroffen, beklommen und sogar ein wenig erschüttert. Was heuer über die Bühne ging, war in hohem Maße dazu geeignet, Begeisterung zu erregen. Schon Weinbergs Musik, von Dirigent Christopher Lichtenstein und dem Staatsorchester Braunschweig einfach grandios dargeboten, war schlichtweg atemberaubend. Auch Dirk Schmedings Inszenierung nahm stark für sich ein. Dem Regieteam geht es nicht darum, ein möglichst reales Abbild von Auschwitz zu zeigen. Vielmehr thematisiert es unsere heutige Einstellung zu diesem Thema. Jeder Form von Naturalismus wird seitens der Regie eine klare Absage erteilt und gekonnt vermieden, in irgendwelche Formen von Rührseligkeit oder Sentimentalität abzugleiten. Insgesamt sind Schmeding Bilder von ungemeiner Eindringlichkeit gelungen. Das Ganze atmete eine perfekte innere Geschlossenheit und enorme Spannung, die einen ganz in seinen Bann zog. Das war Musiktheater allererster Güte! Gar nicht hoch genug kann man zudem die tolle Leistung des gesamten Ensembles loben; hier spürte man zu jeder Zeit die hervorragende Personenführung des Regisseurs, sodass das vielschichtige Geschehen und der jeweilige Gemütszustand der Akteure gut nachvollziehbar deutlich wurden und das Auditorium spürbar tief bewegten.
Ludwig Steinbach & Gerhard Eckels 17.5.2019