CD: „Mendelssohn-Bartholdy: Elias“, Bayerisches Staatsorchester unter Wolfgang Sawallisch

Die vorliegende CD präsentiert einen fesselnden Konzertmitschnitt von Felix Mendelssohns beeindruckendem Oratorium „Elias“ aus dem Archiv des Labels Bayerische Staatsoper Recordings. Ein bemerkenswertes Merkmal dieser Aufnahme ist nicht nur die beachtliche Zeitspanne von nahezu vier Jahrzehnten seit der denkwürdigen Aufführung am 4. Juli 1984, sondern vor allem die außergewöhnlich splendide Zusammenstellung eines luxuriösen Vokal-Ensembles. Dieses Ensemble, das das Panorama der Oper, des Liedes und des Konzerts im Nationaltheater München prägte, verleiht dieser Aufnahme eine einzigartige Strahlkraft. Dank der Gründung des Labels Bayerische Staatsoper Recordings im Jahr 2021 wird dieses musikalische Juwel der Nachwelt präsentiert, und trägt zur Würdigung bedeutender Momente in der Geschichte der Staatsoper bei. In dieser Aufzeichnung spiegelt sich nicht nur das herausragende Ensemble wider, sondern auch die meisterliche Klangkunst des Bayerischen Staatsorchesters und Wolfgang Sawallischs virtuoser Umgang mit Mendelssohns anmutiger Musik.

Wolfgang Sawallisch, dessen 100. Geburtstag im Jahr 2023 gefeiert wird, manifestiert sich auf dieser CD wiederum als ein Dirigent von überragender Klasse, der keinen Raum für Zufälle lässt. Seine Interpretationen sind von impulsiver Lebendigkeit durchdrungen, dabei aber stets von einer bewundernswerten Kontrolle geleitet. Die vorliegende Aufnahme zeugt erneut von seiner brillanten musikalischen Vision sowie seiner Fähigkeit, ein Ensemble zu höchsten Leistungen anzuspornen. Sawallischs besondere Affinität zu Felix Mendelssohn manifestiert sich in zahlreichen Aufnahmen, und dieses Oratorium ist zweifelsohne ein weiteres leuchtendes Beispiel dafür.

Die aufgezeichnete Aufführung von „Elias“, die die Münchner Opernfestspiele 1984 eröffnete, steht als Zeugnis für die stilistische Vielseitigkeit des Bayerischen Staatsorchesters. Die Solisten dieser Aufnahme sind schlichtweg sensationell. Dietrich Fischer-Dieskau brilliert in der Titelrolle des Elias, und obwohl seine stimmliche Ausdruckskraft im Spätherbst seiner Karriere gewissen Herausforderungen gegenübersteht, erzeugt er dennoch ein Charakterporträt von monumentalem Ausmaß. Fischer-Dieskau vermag es, seine persönliche Verbindung zur Rolle immens zu vertiefen und erzeugt eine Interpretation, die über stimmliche Grenzen hinausreicht. Seine gestalterische Finesse und textliche Durchdringung setzen Standards, die bis heute unübertroffen sind. An seiner Seite erstrahlt Margret Price mit ihrer unvergleichlichen Stimme, einer von Sawallisch besonders geschätzten Künstlerin. Ihr Sopran schwebt engelsgleich, begleitet von einer kristallklaren Textverständlichkeit. Jeder ihrer Beiträge ist ein Juwel von musikalischer Raffinesse. Der unvergessene Tenor Peter Schreier beeindruckt mit seiner samtenen Stimmführung, innerer Empfindung und bemerkenswerten Ausdruckskraft. Brigitte Fassbaender und der unvergessliche Kurt Moll, dessen bassgewaltige Stimme schmerzlich vermisst wird, verleihen ihren Partien mit erzählerischem Geschick und eindrucksvollem Gewicht eine besondere Dimension.

Der Chor des Städtischen Musikvereins Düsseldorf singt mit beispielhafter Intonation und harmonischer Einheit, die sowohl lyrische Feinheit als auch theatralische Intensität umfasst. Das Bayerische Staatsorchester brilliert in seiner Exzellenz, sei es in den kammermusikalischen Soli oder den kraftvollen Fortissimo-Passagen. Seine stilistische Souveränität und der sonore Klang fügen sich nahtlos in das Gesamtbild ein. Wolfgang Sawallischs leidenschaftliche Leitung fungiert als Fels in der Brandung, mit meisterhaftem Timing und dramatischem Instinkt, die den Entwicklungsverlauf des Elias fesselnd erzählen. Er manifestiert sich erneut als überragender Partner der Sänger, der ihre Beiträge einfühlsam begleitet und hervorhebt.

Diese historische Aufnahme besitzt einen unvergleichlichen Wert, da sie den Hörer mit künstlerischer Pracht aus einer vergangenen Ära verbindet, die es in dieser künstlerischen Potenz heute nicht mehr gibt. Die detailgetreue Wiedergabe von Mendelssohns „Elias“, ergänzt durch die herausragende Darbietung der Sänger, des Dirigenten und des Orchesters, führt uns in die klangliche Brillanz und emotionale Tiefe eines Meisterwerks ein, das auch nach vielen Jahrzehnten nichts von seiner Faszination verloren hat. Die Aufnahme ist vorbildlich ausgestattet und bietet ihm ausführlichen Beiheft viele Informationen.

Dirk Schauß, im September 2023


Felix Mendelssohn-Bartholdy: Elias

Bayerisches Staatsorchester
Wolfgang Sawallisch, Leitung

Bayerische Staatsoper Recordings, BSOREC0003