Braunschweig: Operetten-Gala

Premiere am 15. Dezember 2017

Munterer Spaß

In der ersten Spielzeit der neuen Theaterleitung wollte man sich neben dem Musical „Hairspray“ auf dem Burgplatz wohl nicht an die Neuinszenierung eines weiteren Werks der „heiteren Muse“ machen. So ist man ausgewichen auf ein Operettenkonzert, das jetzt Premiere hatte und einschließlich zweier Vorstellungen an Silvester 2017 insgesamt sechsmal laufen wird. Etwas übertrieben hatte man den Titel Operetten-Gala gewählt, was sich besonders in dem Outfit der Ausführenden manifestierte. Aber ein festlicher Bühnenrahmen in wechselnder Beleuchtung sowie glitzernde Abendgarderobe und Frack (Bühne: Thomas Pasternak; Kostüme: Ernst Herlitzius) machen aus einem Theaterabend noch keine Gala, auch wenn in der Vorhalle zum Eingangsfoyer rote Teppichläufer ausgelegt, aber am Ende der Veranstaltung bereits entfernt waren. Zur das Konzert beendenden Zugabe des „Champagner-Lobes“ aus der „Fledermaus“ hätte man wenigstens den Solisten ein Sektglas in die Hand geben können – aber vielleicht gibt es die ja in den beiden Silvester-Vorstellungen.

Nun aber Schluss mit der Mäkelei – es war ein fröhlicher Abend voller Schwung und Spaß, was in erster Linie dem bestens aufgelegten Staatsorchester Braunschweig und der überaus präzisen, stets animierenden Leitung des 1. Kapellmeister des Hauses Iván López Reynoso zu verdanken ist. Bereits mit der den Abend eröffnenden, spritzig servierten Ouvertüre „Leichte Kavallerie“ von Franz von Suppé wurde gute Laune verbreitet.

Jelena Bankovic/Eugene Villanueva/Nana Dzidziguri

Mit kleinen biographischen Geschichtchen führte Musikdramaturgin Valeska Stern kompetent durch das bunte Operettenprogramm, das solistisch mit dem Lied „Ob blond, ob braun“ von Robert Stolz begann, bei dem die schlanke Stimme von David Zimmer arge Mühe hatte, sich gegen das reichlich dick instrumentierte Orchester durchzusetzen. Später bei Carl Zellers „Schenkt man sich Rosen in Tirol“ hatte man deutlich mehr von seinem gut durchgebildeten lyrischen Tenor. Das gilt auch für das Buffo-Duett von Boni und Stasi „Das ist die Liebe“ aus der „Csárdásfürstin“ von Emmerich Kálmán, das er gemeinsam mit der agilen, klarstimmigen Jelena Banković gestaltete. Überhaupt war Kálmán im Programm stark vertreten: Ebenfalls aus der „Csárdásfürstin“ präsentierte einer Diva gleich die Sopranistin Ivi Karnezi „Heia, heia, in den Bergen ist mein Heimatland“; mit ihrem vollen Mezzo gab Nana Dzidziguri „Tanz mit mir“ aus der unbekannten Operette „Die Bajadere“; der Bariton Eugene Villanueva begeisterte mit „Komm, Zigány“ aus „Gräfin Mariza“, während Vincenzo Neri mit seiner samtenen Baritonstimme die auch tänzerisch überzeugende Jelena Bankovic aufforderte, „mit nach Varazdin“ zu kommen, und mit den Damen des Opernchors erklärte er: „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“.

Jelena Bankovic/Vincenzo Neri

Manch anderes von Franz Lehár wie das „Vilja-Lied“ (Ivi Karnezi) und das schöne Duett „Lippen schweigen“ (Jelena Bankovic/Vincenzo Neri) bereicherten den munteren Abend ebenso wie natürlich Auszüge aus Operetten von Johann Strauß: Neben der spritzig musizierten „Fledermaus“-Ouvertüre gab es das flotte Duett Eisenstein/Dr. Falke „Komm mit mir zum Souper“ und das Ensemble „Alles maskiert“ aus der „Nacht in Venedig“. Schließlich seien noch die beiden Stücke aus spanischen Zarzuelas, der dortigen Operetten-Variante, (auf Wunsch des mexikanischen Kapellmeisters?) genannt: Nana Dzidziguri und David Zimmer sangen das wehmütige „Cállate corazón“ aus „Luisa Fernanda“ von Morena Torroba, Jelena Bankovic machte Spaß mit dem Kabinettstückchen „La tarantula“ aus „La tempranica“ von Gerónimo Giménez.

Ivi Karnezi/Eugene Villanueva/anderer Tenor/Nana Dzidziguri/Jelena Bankovic/Vincenzo Neri

Schließlich trug der ausgewogen und klangmächtig singende Chor des Staatstheaters (Georg Menskes) zum Erfolg des Abends bei.

Das Publikum war begeistert und klatschte zwei Zugaben heraus, die flotte Polka „Unter Donner und Blitz“ und das schon erwähnte „Champagner-Lob“ („König aller Weine“) aus der „Fledermaus“, beides von Johann Strauß.

Fotos © Bettina Stoess

Gerhard Eckels 16. Dezember 2017

Weitere Vorstellungen: 31.12.2017 (2mal)+31.1.+11.2.+1.3.2018