20. Juni; 21. Juni, 22. Juni; 23. Juni 2019
Die Texte zum „Ring des Nibelungen“ sind zum größten Teil bereits in den 1840-Jahren in Dresden entstanden, nach dem sich Richard Wagner von der deutschen Sagen-Literatur, der griechischen Mythologie und von der Umgebung der Stadt hat anregen lassen. Insbesondere das Elbsandsteingebirge und der Fluss hat den jungen Kapellmeister beeindruckt, so dass die Sachsen, „der Rhein sei eigentlich die Elbe“, reklamieren.
Im Zürcher Hotel „Baus“ hat Richard Wagner 1835 sein „tetralogisches Gedicht“ vor Freunden und anderen Interessierten mit großem Erfolg gelesen. Auch in Triebschen wurde der Text zum Ring mehrfach vorgelesen. Bereits 2011 hatte Adam Fischer, ob gezielt ist uns nicht bekannt, an diese Lesungen der Wagner-Texte angeschlossen und den „Ring des Nibelungen“ ohne die früheren schwülstigen Theateraufführungen des Beginns des 20. Jahrhunderts sowie gewisser Unsäglichkeiten des Regietheaters aufgeführt.
Nun haben wir in der Zwischenzeit Richard Wagners wunderbare Musik und viele Möglichkeiten der Videoinstallationen erhalten. Deshalb hat Adam Fischer die Voraussetzungen des Bartok-Saals im Budapester Müvészetek Palotája (Palast der Künste), kurz „MüPa“, für halbszenische Aufführungen Wagnerscher Musikdramen erschlossen. Mit dieser Aufführungsform konzentrierte Adam Fischer sich und seine Zuhörer auf das Wesentliche der Wagnerschen Texte und auf die Musik des Meisters und kupierte damit deren Verfremdungen von zum Beispiel Castorfs Bayreuther oder der des Chemnitzer Feministinnen-Quartetts und anderen.
Vergleichbar mit einem Restaurator, der unter der Übermalung eines Gemäldes das tatsächliche Bild des Künstlers der Mitwelt erschließt, hat uns Adam Fischer einen neuen und damit eventuell den wahren Richard Wagner nahe gebracht.
Für 2019 hatte man Hartmut Schörghofer mit einer Überarbeitung des „Ring des Nibelungen“ betraut. Aufgeführt wurde diese Neufassung in zwei Zyklen vom 13. Bis zum 16, Juni und vom 20. Bis zum 23. Juni. Dazu hatte Adam Fischer hervorragende Sängerinnen und Sänger des Wagnerfachs zur Mitwirkung verpflichtet.
Für die halbszenische Darbietung traten die Sängerinnen im schwarzen Abendkleid und die Sänger, bis auf Ausnahmen, im Frack auf. Gesungen wurde auf hohem Niveau. Natürlich könnte man den hervorragend Gesang der Catherine Förster als Brünnhilde, der Camilla Nylund als Sieglinde, des Gerhard Siegel als Mime und des Stefan Vinke als Siegfried herausheben. Aber das wäre ungerecht, weil eigentlich durchweg Spitzenleistungen geboten wurden. Selten hat man so geschlossene Walküren-Gruppen und so wunderbare Trios von Rheintöchtern und Nornen erleben können.
Da die Agierenden nur wenige Aktionen auszuführen hatten, wurde überwiegend direkt zum Publikum mit einer selten erlebten Textverständlichkeit agiert. Auch fehlte die Ablenkung einer Bühnendarstellung, so dass sich der Wagner-affine Besucher den inneren Zusammenhang des Werkes in einer seltenen Weise erschließen konnte. Soweit erforderlich, standen dem Besucher die Original-Texte sowie in einer ungarischen Übersetzung zur Verfügung.
Ergänzt wurde die Wagnersche Musik von Video-Installationen von Hochgebirgspanoramen und einigen Gegenwartsbezügen und von Tänzern mit zum Teil hochkreativen Szenen.
An jedem Abend wurden die Agierenden frenetisch gefeiert. Nach der Götterdämmerung wollte das Stakkato-Klatschen und die stehenden Ovationen insbesondere für Adam Fischer kein Ende nehmen
Bilder (c) Balint _Hirling