Besuchte Premiere am 31.03.19
Die zweite Meinung
Das war schön – Unterhaltungswert grandios
Die Kölner Oper hat mit der Premiere von Antonio Salieris „La scuola di gelosi“ zwei, man kann fast schon sagen, Traditionen fortgesetzt; zum einen die Auseinandersetzung mit dem Werk des Mozartzeitgenossen, schon zu Hampes Intendantenzeit gab es da eine Koproduktion von Salieris „Falstaff“ mit den Schwetzinger Festspielen, unter Intendant Dammann eine Premiere von „La Cifra“, jetzt also „Die Schule der Eifersüchtigen“; zum anderen die Tradition dem Opernstudio eine eigene Produktion zu geben. Beides lobenswert, denn das Werk erweist sich als ausnehmend interessant und die Besetzung mit den jungen Sängern lässt wundervolle Talente hören.
Natürlich ist Salieri kein Mozart, doch er kommt schon nahe dran und gerade diese Oper hat doch einiges an Vorbildcharakter für die „Da-Ponte-Opern“, denn in der gespielten zweiten Fassung des Werkes für Wien war der librettoschreibende Abbate maßgebend beteiligt. Die Handlung ist eine typische Opera Buffa ihrer Zeit: drei Paare verschiedener Gesellschaftsschichten ( Grafenpaar, bürgerliche Kaufleute und ein Dienerpaar) werden mittels eines „Freundes“ in Versuchungen gestürzt. Der Eifersucht ist letztendlich fast keiner gefeit und es gibt natürlich ein „lieto fine“. Die Musik ist schwungvoll, fein instrumentiert und in einer Arie von der emotionalen Emphase sehr nah an Mozart. Besonders schön gearbeitet sind die quirligen Ensembles, die sogar schon auf Rossini vorwegweisen.
Ganz bezaubernd finde ich die szenische Umsetzung, die ganz aus dem Geist der Musik heraus gestaltet wurde: schon die Ausstattung von Christof Cremer nimmt in den schönen Blautönen für sich ein; eine kleine Guckkastenbühne mit einer drehbaren Wand, die von drei Türen beherrscht wird, so kann man in den zweieinhalb Stunden immer schnell die Perspektiven ändern, die hübsch gemusterten Kostüme sind gut anzusehen und passen zu den jeweiligen Charakteren. Jean Renshaw kommt, was deutlich zu bemerken ist, vom Tanz her und ihre Regie geriet artifiziell beschwingt in diesem Sinne und wirbelt die handelsüblichen Buffo-Gags gekonnt durcheinander. Wer weiß, wie schwierig gerade solch ausgefeilten Timings eingeübt werden müssen, sieht wieviel feine Arbeit der Beteiligten in solchen gelungenem Durcheinander steckt, die Sänger setzen das prima um. Dazu kommt der herrlich groteske Tänzer Martin Dvorak, der als „Carosello dubbio“ (Übersetzt vielleicht: zweifelhafter Dreher?), der mit feinen Verlangsamungen stets für die Bewegung der Bühne zuständig ist, für mich hat er etwas verstiegen „Schneckiges“. In Erinnerung an alte wunderschön choreographierte Ponnelle-Arbeiten kommt man dabei.
Ein rechter Hallodri und Schürzenjäger ist der Graf Bandiera, erinnert sehr an den Figaro-Almaviva, William Goforth singt mit apart baritonalem Tenor von hohem Timbre, wie Kathrin Zukowski als Gattin mit feinem Sopran an die Figaro-Gräfin denken lässt. Matteo Loi mit passend prosaischerem Bariton als Getreidehändler Blasio, die koloraturstarke Alina Wunderlin als seine Frau Ernestina. Ein waschechtes Mezzo-Kammerkätzchen Carlotta von ebenfalls eher hohem Timbre von Arnheidur Eiriksdottir, dazu der buffoneske Bassbariton von Matthias Hoffmann als Diener Lumaca und der elegante Tenor von Anton Kurzak als intriganter Leutnant. Ein wirklich rundes Ensemble frischer junger Sänger, die alle auf ihre Art und Weise gefallen, man hört sie schon manches Mal(im Geiste) in den passenden Mozart-Partien. Alle dabei sehr präsent auf gesangliche wie spielerische Weise.
Das Tüpfelchen auf dem „I“ ist das beschwingte Kammerensemble des Gürzenich-Orchesters unter der lebendigen Interpretation von Arnaud Arbet, da gibt es nichts zu mosern.
Ich habe lange nicht eine so runde Aufführung einer Oper erlebt, die mir so viel Freude bereitet hat. Das Kennenlernen eines sehr guten Stückes, sicher kein Meisterwerk, aber gekonnt, war die Kirsche auf der Sahne. Sehr empfehlenswert auch für die ganze Familie. Saubere Arbeit, ein wunderschöner Theaterabend.
Martin Freitag 11.4.2019