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Budapest, Ballett: „Romeo und Julia“, Sergej Prokofjew

Entstanden 1985, wird Romeo und Julia passend zum 40 Jahre Jubiläum dieser Choreografie jetzt von Ballettdirektor Tamás Solymosi in insgesamt vier verschiedenen Besetzungen vom Ungarischen Nationalballett auf die Bühne der Ungarischen Staatsoper gebracht. Der ungarische Choreograf László Seregi (1929 – 2012) schuf damals ein dreiaktiges Tanzdrama, das sich dramaturgisch sehr . . .

Berlin: „Chowanschtschina“, Modest Mussorgsky

Der Chor erscheint als erster: als ein einziger, monumentaler Solist. Er macht auch den Schluss, er geht unter, wenn aus dem Ascheregen ein Feuerregen wird, der vom Himmel auf die Altgläubigen zu fallen scheint. Der erste Beifall gehört, völlig zurecht, ihm allein. – Nicht allein das Schlussbild der Chowanschtschina ist eindringlich, aber es macht noch zuletzt klar – nachdem wir vier . . .

Münster: „Tristan und Isolde“, Richard Wagner

„Eine Demonstration für unsere Oper“ titelte in den „Westfälischen Nachrichten“ vom 12. Dezember 1963 der Musikkritiker Heinz Josef Herbort (später für die ZEIT tätig) seinen Bericht über die damalige Aufführung von Richard Wagners Tristan und Isolde. Dies könnte man auch für die Premiere dieser „Handlung in drei Aufzügen“ vom letzten Sonntag, 2. November 2025, sagen, . . .

Kontrapunkt: „Ist Anna Netrebko noch zu helfen?“, Provokante Inszenierung in Zürich

Wollen die Züricher Theatermacher bewusst provozieren?  – Vorweg, ich stehe im Netrebko-Bashing an der Seite der Diva, ohne sie persönlich zu kennen. Ich glaube, dass sie eine intelligente Frau ist, sonst hätte sie diese Karriere nicht geschafft, vor allem könnte sie diese nicht so lange halten. Bedenken wir, wer alles neben ihr schon verglüht ist.  Warum aber hat sie sich . . .

Baden-Baden: „Belcanto und die Wiedergeburt des Ziergesangs“, Cecilia Bartoli und Lang Lang

Wer könnte es besser ausdrücken als Jürgen Kesting, dem Kenner und Papst der großen Sänger: „Es ist nicht nur der Wohlklang der Stimme, die den tiefsten Zauber des Singens bewirkt. Vielmehr wird er ausgelöst von Klängen, die das Leben von Emotionen spürbar und selbst sichtbar werden lassen. Die Fähigkeit Cecilia Bartolis, ein Kaleidoskop an Empfindungen in einem Chiaruscuro (in der . . .

Berlin: „Tristan und Isolde“, Richard Wagner (zweite Besprechung)

Musikalisch reiht sich die Neuproduktion an der Deutschen Oper Berlin in eine mehr als hundertjährige Aufführungstradition ein, die durch große Interpreten und Interpretinnen geprägt wurde. Dafür stehen Namen wie Max Lorenz, René Kollo und Peter Seiffert als Tristan, Caterina Ligendza und Nina Stemme als Isolde (ganz zu schweigen von Astrid Varnay, Birgit Nilsson oder Ute Vinzing) sowie . . .

Mönchengladbach: „Die Passagierin“, Mieczysław Weinberg (zweite Besprechung)

Vergangene Spielzeit hatte Mieczysław Weinbergs phänomenale, auf einem Libretto von Alexander Medwedjew beruhende Oper Die Passagierin, der der gleichnamige Roman der Auschwitz-Überlebenden Zofia Posmysz zugrunde liegt, am Theater Krefeld ihre umjubelte Premiere. Der Opernfreund berichtete gleich dreimal darüber und zeichnete die Aufführung darüber hinaus mit dem Opernfreund-Stern aus. Seit . . .

Oberhausen: „Pretty Woman – Das Musical“, Bryan Adams und Jim Vallance

Im März 2018 fand in Chicago die Uraufführung von Pretty Woman – Das Musical statt, noch im selben Jahr folgte die Broadway-Premiere. Bereits im September 2019 fand im Theater an der Elbe in Hamburg die deutschsprachige Erstaufführung statt. Aufgrund der Corona-Pandemie musste die Spielzeit allerdings bereits nach wenigen Monaten, am 12. März 2020, vorzeitig beendet werden. Nach der . . .

Berlin: „Tristan und Isolde“, Richard Wagner

Repertoiretauglich – Nicht besonders alt werden musste man, wenn man als Zuschauer nicht weniger als drei unterschiedliche Inszenierungen von Wagners Tristan und Isolde an der Deutschen Oper Berlin erleben wollte. 1980 vergönnte Götz Friedrich dem berühmten Liebespaar ein hölzernes Schiff, eine Blumenbank, die von gnädiger Dunkelheit umhüllt wurde, und für den dritten Akt war eine . . .

Düsseldorf: „Das Cabinet des Dr. Caligari“, Karl Bartos

Ein bis auf den letzten Platz ausverkauftes Opernhaus in Düsseldorf – das ist selbst bei der allgemein recht guten Auslastung des Theaters eine Seltenheit. Was wurde also am 31. Oktober 2025 aufgeführt? Die Antwort mag verblüffen. Auf dem Spielplan stand der expressionistische Stummfilm-Klassiker Das Cabinet des Dr. Caligari des Regisseurs Robert Wiene aus dem Jahr 1920. Auch wenn dieser . . .

Zürich, Konzert: „Missa Solemnis“, Ludwig van Beethoven

Ludwig van Beethoven machte es dem breiten Publikum mit seinen letzten Werken nicht gerade leicht (vielleicht mit Ausnahme seiner neunten Sinfonie). Jedenfalls ging und geht es mir so. Man muss sich schon sehr intensiv mit den letzten Streichquartetten und eben auch der Missa Solemnis beschäftigen, um sich dem Werk wenigstens einigermaßen nähern zu können. So verstaubte, denn meine in den . . .

Linz: „Gormenghast“, Duncan Fallowell

1946 bis 1956 erschienen drei Romane und eine Novelle um das düstere Schloß Gormenghast, dessen Bewohner, die nicht weniger düstere gräfliche Familie Groan sowie beider Untergang durch einen rach- und machtsüchtigen Emporkömmling. Diese Dystopie war in ein ungefähres Mittelalter gepflanzt, aber gleichzeitig an Figuren wie Hitler und Stalin mit ihrer ärmlichen Herkunft und zerstörerischen . . .