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Zürich: „Agrippina“, Georg Friedrich Händel

"Vor dem Willen zur Macht beugt sich das Recht." – Das sind die Worte, die aus Agrippinas Mund bereits im ersten Rezitativ von Händels gleichnamiger Oper strömen. Wie unfassbar aktuell solche Phrasen von Politikern, oder solchen, die sich dafürhalten, auch 350 Jahre später immer noch sind, müssen wir mit Erschrecken konstatieren. Händel und sein vermutlicher Librettist Grimani hatten . . .

Kontrapunkt: „Brüggemann obsiegt gegen die Salzburger Festspiele“, wichtige Urteile für die Freiheit der Berichterstattung

Salzburger Festspiele blitzen mit Klage gegen Kulturjournalisten auch in zweiter Instanz ab – Festspielfonds und Hinterhäuser gingen gegen kritische Berichte von „Backstage Classical“-Herausgeber vor: Der Salzburger Festspielfonds und Festspiel-Intendant Markus Hinterhäuser haben in ihrer gerichtlichen Auseinandersetzung mit dem Kulturjournalisten Axel Brüggemann auch in zweiter . . .

Lüttich: „Guillaume Tell“, Gioachino Rossini

Lieber Opernfreund-Freund, – bevor Gioachino Rossini sich, von ein paar kurzen, von ihm selbst als „Alterssünden“ (Peches de vieillesse) bezeichneten Klavierstücken abgesehen, ganz auf den Genuss von Gaumenfreuden verlegte, präsentierte der damals erst 37jährige Meister aus Pesaro dem Pariser Opernpublikum 1829 noch die Grand Opéra Guillaume Tell. Dieses Werk hat sich jedoch, bis . . .

Nürnberg: „Armide oder Schwein gehabt“, frei nach Gluck

Kurz vor Beginn der Aufführung fällt mir ein Buch über das neue Schauspielhaus Nürnberg in die Hände. O-Ton Friedrich Schirmer, 2010: „Was wir Theaterleute immer unterschätzen, ist die energetische Interaktion mit dem Publikum. Darüber wissen wir viel zu wenig. Was während einer Aufführung passiert, wenn sich im Zuschauerraum eine geballte Ladung von 700 Kraftwerken versammelt, die . . .

Köln: „Don Giovanni“, Wolfgang Amadeus Mozart (zweite Besprechung)

Das Multi-Talent E. Th. A. Hoffmann war und ist nicht der Einzige, der Mozarts „Don Giovanni“ zur „Oper aller Opern“ kürte. Kein Wunder, dass das Werk eine ungeheure Faszination auf Musiker und Regisseure ausübt. Eine Faszination, die zugleich mit dem Anspruch verbunden ist, Hoffmanns „Ritterschlag“ gerecht werden zu wollen. Der Glanz der Perfektion des Werks findet sich in der . . .

Stuttgart: „Rusalka“, Antonin Dvořák

Zu einem beachtlichen Opernnachmittag geriet an der Staatsoper Stuttgart die Aufführung von Antonin Dvořáks Oper Rusalka. Bereits die trefflich durchdachte, spannende und farbenprächtige Inszenierung von Bastian Kraft in dem Bühnenbild von Peter Baur und den Kostümen von Jelena Miletic vermochte stark für sich einzunehmen. Sie ist sowohl für modern als auch für konventionell eingestellte . . .

Hamburg: „Eugen Onegin“, Peter Tschaikowsky

Seit der Premiere im Februar 1979 läuft an der Staatsoper die in sich schlüssige, im Ganzen stimmige Inszenierung von Adolf Dresen mit dem praktischen und passend lokalisierenden Bühnenbild von Karl-Ernst Herrmann und den trefflichen Kostümen von Margit Bárdy. Ich erinnere mich an wunderbare Gesangssolisten in einer Vorstellung Anfang der 1990er-Jahre wie Bernd Weikl, Karita Mattila oder . . .

Duisburg: „Das Rheingold“, Richard Wagner

Es war wohl ein prophetischer Plan, als die Deutsche Oper am Rhein ihre Inszenierung von Wagners Das Rheingold auf den Spielplan setzte und in Duisburg just zu der Zeit zeigt, in der in Berlin Koalitionsgespräche mit ungedeckten Schulden stattfinden. Die Analogien sind doch zu offensichtlich: Hier die noch unbezahlte Sicherung der Macht durch den Bau der Burg Walhalla durch Wotan, dort die . . .