Die jüngste Veröffentlichung der Einspielung von Georges Enescus Sinfonien 1 – 3 und seinen beiden Rhapsodien durch das renommierte Orchestre National de France unter der inspirierten Leitung von Cristian Măcelaru bei der Deutschen Grammophon ist eine feierliche Hommage an das sinfonische Erbe eines der bedeutendsten, doch oft übersehenen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Diese umfassende Aufnahme führt den Hörer auf eine fesselnde Reise durch Enescus einzigartiges musikalisches Universum und bietet dabei eine ganz persönliche Interpretation, die von der tiefen Verbindung des Dirigenten zum Werk des Komponisten geprägt ist. George Enescu, geboren 1881 in Rumänien, war nicht nur ein herausragender Komponist, sondern auch ein virtuoser Geiger und ein bedeutender Pädagoge. Sein musikalisches Schaffen umfasst eine beeindruckende Bandbreite von Werken, die von der rumänischen Volksmusik, über die Spätromantik bis hin zur Moderne reichen. Als Lehrer von Legenden wie Yehudi Menuhin und als künstlerischer Botschafter seines Heimatlandes hinterließ Enescu einen unvergesslichen Eindruck auf die Musikwelt. Sein Werk, inspiriert von den kulturellen Wurzeln Rumäniens sowie seinen eigenen internationalen Erfahrungen, zeichnet sich durch eine hohe Vielfalt, emotionale Tiefe und klangliche Raffinesse aus. In dieser Neuaufnahme sind fünf Werke zu erleben:
Rumänische Rhapsodie Nr. 1 (1901): Diese sprühende und folkloristische Rhapsodie fängt die leidenschaftliche Vitalität und die farbigen Elemente der rumänischen Musik in einem mitreißenden orchestralen Gewand ein. Das Orchestre National de France unter der befeuernden Leitung von Măcelaru verleiht dieser Komposition eine deutlich dynamische und mitreißende Interpretation, die die Zuhörer unmittelbar in die klangliche Welt Rumäniens entführt.
Rumänische Rhapsodie Nr. 2 (1902): Weniger bekannt als ihre Vorgängerin, aber dennoch von großer künstlerischer Bedeutung, präsentiert diese Rhapsodie eine tiefgründigere und introspektive Seite von Enescus musikalischer Sprache. Das Orchestre National de France unterstreicht unter Măcelarus Leitung die emotionale Intensität und die reiche Textur dieser Komposition mit subtilen Nuancen und einer einfühlsamen Dynamik.
Sinfonie Nr. 1 in Es-Dur, Op. 13 (1905): Als das sinfonische Debüt eines jungen und aufstrebenden Komponisten zeigt Enescus erste Sinfonie bereits seine bemerkenswerte Fähigkeit zur melodischen Erfindung und zur klanglichen Gestaltung. Das Orchestre National de France interpretiert diese Sinfonie mit einer perfekten Balance zwischen lyrischer Schönheit und orchestraler Pracht.
Sinfonie Nr. 2 in A-Dur, Op. 17 (1912): Diese Sinfonie markiert einen Wendepunkt in Enescus sinfonischem Schaffen und präsentiert eine reifere Vision des Komponisten. Das Orchestre National de France bringt die komplexe Struktur und die emotionale Tiefe dieser Sinfonie mit Klarheit zum Ausdruck. Unter Măcelarus sensibler Leitung entsteht ein wachsender Spannungsbogen im vielschichtigen Orchesterklang.
Sinfonie Nr. 3 in C-Dur, Op. 21 (1919-1921): Die dritte Sinfonie, Enescus sinfonisches Opus Magnum, ist ein ergreifendes und ätherisches Werk, das eine tiefgründige philosophische Reflexion über das Leben und die menschliche Existenz darstellt. Das Orchestre National de France unter Măcelarus einfühlsamer Leitung entfaltet die epische Klanglandschaft dieser Sinfonie mit einer beeindruckenden Klangfülle und einer subtilen Sensibilität, mit faszinierender Wirkung. Besonders wirkt der hier ergänzte Chor von Radio France, der in der Einstudierung von Lionel Sow eine effektvolle Farbe diesem Werk beisteuert. Cristian Măcelaru, der preisgekrönte Dirigent und künstlerische Leiter des renommierten George Enescu Festivals, bringt sein persönliches Engagement und seine Leidenschaft für Enescus Musik in jede Interpretation spürbar ein. Er wurde am 19. Februar 1980 in Temeswar, Rumänien, geboren. Schon früh zeigte er eine außergewöhnliche Begabung für Musik und begann seine musikalische Ausbildung mit dem Geigenunterricht. Später studierte er Dirigieren an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien sowie an der Rice University in Houston, Texas. Măcelaru hat sich einen Namen als versierter Dirigent gemacht, der sowohl im Orchestergraben als auch auf den internationalen Konzertpodien gleichermaßen erfolgreich ist. Seine Interpretationen zeichnen sich durch ihre Tiefe, Sensibilität und technische Brillanz aus. Neben seiner Arbeit mit Enescus Musik hat Măcelaru auch mit renommierten Orchestern auf der ganzen Welt zusammengearbeitet und wurde für seine herausragende Leistung mehrfach ausgezeichnet. Er ist musikalischer Direktor des Orchestre National de France und des WDR Sinfonieorchesters. Die Aufnahme von Enescus Werken durch das Orchestre National de France zeugt von seiner außergewöhnlichen künstlerischen Sensibilität und einem tiefen Verständnis für Enescus musikalisches Erbe. Das Orchester präsentiert technische Brillanz und eine harmonische Einheit, die es ermöglicht, Enescus komplexe Partituren mit Leichtigkeit und Präzision zum Leben zu erwecken. Măcelarus Dirigierstil zeigt eine feine Sensibilität für Nuancen und Details, die es ihm ermöglicht, die subtilen Schattierungen von Enescus Musik hervorzuheben und gleichzeitig die Gesamtklangfarbe des Orchesters authentisch zu formen. Măcelaru bringt nicht nur sein technisches Können als Dirigent ein, sondern auch eine persönliche und tief empfundene Verbindung zu Enescus Werk. Seine Interpretationen zeugen von einem tiefen Respekt für den Komponisten und seiner Musik, während er gleichzeitig einen frischen und zeitgemäßen Zugang zu den Werken bietet. Die Zusammenarbeit zwischen Orchester und Dirigent ist von einer erkennbaren Synergie geprägt, die es ermöglicht, Enescus musikalische Vision in all ihrer Pracht und Komplexität zu verwirklichen. Orchester und Dirigent liefern Interpretationen, die nicht nur technisch makellos sind, sondern auch von einer tiefen emotionalen Intensität und klarem Stilempfinden geprägt sind. In dieser Aufnahme wird deutlich, dass Măcelaru und das Orchestre National de France exzellente Musiker sind und sich somit als wahre Botschafter von Enescus Musik erweisen. Ihre Leidenschaft, ihr Engagement und ihre Kunstfertigkeit machen diese Aufnahme zu einem prägnanten Hörgenuss und einem bedeutenden Beitrag zur Wiederentdeckung des sinfonischen Schaffens von George Enescu.
Dirk Schauß, 13. April 2024
Georges Enescu
Symphonies 1-3
Romänische Rhapsodien 1 und 2
Orchestra National de France
Cristian Macelaru, Leitung
Deutsche Grammophon, 486 5505